Veränderungen…

Irgendwie läuft das Leben gerade nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe. Klar kann das nicht immer der Fall sein, denn das Leben ist kein Wunschkonzert (blah blah), aber aktuell wird mir das Gefühl des Unwohlseins einfach zu stark und aufgrund meines burnoutähnlichen Zustands im letzten Jahr reagiere ich darauf in weiser Voraussicht wohl etwas sensibler.

Es gibt kein tragisches auslösendes Ereignis für dieses Gefühl. Mir fehlt einfach nur gerade so vieles, vor allem Zeit für mich, um in Ruhe all das verarbeiten zu können, das so geschieht, denn das ist in der letzten Zeit eine ganze Menge gewesen und ich habe mich gut davor geflüchtet. Klar rede ich mit anderen darüber und fresse nicht alles in mich hinein, aber eigentlich würde ich lieber schreiben. Ohne schreiben ist alles Reden irgendwie so „halbgar“…
Leider ist gerade das aufgrund der Umstände ein Luxus geworden und ich schaffe es somit zurzeit nicht, dieser Leidenschaft Zeit und Geist zu widmen. Es scheinen einfach so viele andere Dinge wichtiger… Vor allem andere Menschen, deren Bedürfnisse ich über meine stelle und deren Probleme mich zu sehr beschäftigen. Mein Fokus liegt komplett darauf anstatt auf mir und das ist einfach nicht gesund…

So sitze ich jetzt gerade in diesem Moment im Zug in der Hoffnung, alles ein wenig mehr hinter mir lassen zu können. Mein Arbeitspensum für den heutigen Tag habe ich teilweise für meinen Chef heute Morgen ganz früh schon erledigt bekommen. Mehr geht gerade nicht. Alles in mir hat heute Nacht nach Ruhe geschrieen und einem Tag nur für mich alleine, an dem einfach keiner anruft, keiner etwas will. Keine Arbeit. Keine Sorgen. Kein Familykrams. Keine stillen Erwartungen, von denen ich natürlich weiß, dass die wenigsten meiner Mitmenschen diese wirklich haben und dass sie daher meist nur in meinem Kopf existieren. Aber andere bieten eben die ideale Projektionsfläche dafür, auch Observer.
Ich merke so langsam, dass es nicht damit getan ist, wenn man einen Partner hat, mit dem man sich gut versteht und zu dem man sich auf allen Ebenen hingezogen fühlt. Mir fehlt auch ein Stück weit das Alleinsein.
Das Gefühl, von allem und jedem weglaufen zu wollen und zu fliehen und endlich wieder zur Ruhe zu kommen ist bei mir mal wieder immens groß geworden, leider auch bei ihm, weshalb ich heute diesen Weg einschlagen und da rausmusste…

Das klingt jetzt so, als würden Observer und alle anderen mich permanent stressen und einfach nicht in Ruhe lassen, aber so ist es natürlich nicht. Mein Umfeld ist sehr vorsichtig mit mir und nimmt Rücksicht, wo es eben geht. Das „Problem“ liegt daher nicht bei ihnen, sondern bei mir: Ich bekomme es seit Wochen nicht hin, mich rauszunehmen und in Ruhe über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu reflektieren. Und dabei ist das für mich immens wichtig, besonders die Verarbeitung durch das Schreiben. Aber all das liegt brach und funktioniert nicht mehr wie früher. Das möchte ich ändern, denn ich merke deutlich, dass es mir schwerer fällt, mit anderen Menschen umzugehen, wenn ich mich unreflektiert (=unsicher) fühle. Mich stressen daher auch lieb gemeinte Fragen nach meinem Befinden und Angebote zu reden, weil ich darauf in meinem jetzigen Zustand gerade einfach nicht antworten will. Ich erörtere das einfach nicht gerne mit anderen, sondern muss da erst mal für mich selbst wieder Klarheit gewinnen, bevor ich mit anderen spreche. Ich weiß gerade gar nicht, wo ich eigentlich stehe und was ich will… was sich jetzt schlimmer liest, als es ist. Wirklich schlimm wäre es, wenn ich nicht wüsste, was mir helfen würde. Ich weiß es aber.

Darum sitze ich ja hier, im Zug, alleine, vollkommen befreit von jeglichen äußerlichen bekannten Einflüssen und versuche mich wiederzufinden oder besser gesagt den Teil von mir wieder einzusammeln, den ich unterwegs verloren habe.
Dazu bin ich zuerst von S. nach V. auf einer möglichst langen Strecke gefahren. Normalerweise braucht man mit dem Zug direkt 10 Minuten. Ich hingegen bin so gefahren, dass ich möglichst viel Zeit im Zug verbringen, schreiben und vor allem reflektieren konnte. Insgesamt bin ich fast um die drei Stunden gefahren..
Vielleicht klingt das strange, aber das entspannt mich. Vor allem entspannt es mich aber auch, alleine zu sein. Ich bin nämlich jemand, der das Alleinsein sehr schätzt. Alleine bist du mit dir und NUR mit dir. Keinem kannst du die Schuld geben, keiner wird dir die Schuld geben. Auf keinen kannst du deine Gefühle projizieren. Über keinen kannst du dich aufregen. Da bist nur du, du allein. Das mag hart klingen, aber es bringt mich mir selbst wieder etwas näher. Es lässt mir Raum zum Reflektieren. Es konfrontiert mich mit mir selbst.

Ich erwarte nicht, an diesem einen Tag Wunder zu empfinden, aber ich erhoffe mir etwas mehr Klarheit darüber, wie meine Lebensjourney in Zukunft aussehen sollte, damit ich anderen gegenüber wieder öfter augeglichener und somit zufriedener sein kann. Als ersten Schritt will ich Zugfahren und schreiben definitiv wieder mehr Platz in meinem Leben einräumen!

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

«      |      »

Schreibe einen Kommentar