In einem der verlinkten Videos aus meinem letzten Beitrag wurden Menschen aus der Generation Z einige Begriffe aus der Arbeitswelt vorgelegt und sie sollten diese nach Priorität sortieren. (Die neue Arbeitswelt der Gen Z | MEINS Reportage).
Ich habe mir dazu ebenso Gedanken gemacht und mich gefragt, wie wichtig mir diese Dinge sind und (aktuell*) sieht meine Liste so aus:
- Work-Life-Balance
- Sicherheit
- Sinn im Job
- Flexibilität
- Selbstverwirklichung
- Gehalt
*ich schreibe „aktuell“, weil sich das natürlich auch etwas ändern kann. Ich schätze, man teilt unter anderem für sich selbst ganz oben ein, was einem gerade am meisten fehlt. Nicht nur, aber das spielt auch eine große Rolle. Hätte ich z.B. Geldprobleme, so wäre Gehalt höher eingestuft.
Im Folgenden erkläre ich meine Einteilung und ziehe hier und da ein Resümee aus den letzten 12 Jahren (3 Jahre Ausbildung + 9 Jahre Arbeit) :
1. Work-Life-Balance
ist mir zurzeit unglaublich wichtig, weil ich die (zumindest gefühlt) nicht (mehr) habe. Da meine Arbeit bisher mein Leben gewesen ist und ich ebenso einen Sinn in meinem Job gesehen habe, hatte ich da keine Probleme. Für mich war es auch nie Arbeit, sondern eher wie ein bezahltes Hobby an der Seite meines besten Freunds und Chefs MR.
Seitdem sich in meinem Leben aber so einiges verändert hat und mir bewusst geworden ist, dass es (nach fast 12 Jahren…) Zeit für etwas Neues wird, ist es sehr schwierig für mich geworden, das Gleichgewicht zu halten. Obwohl ich zurzeit gar nicht soooo viel zu tun habe, bin ich nämlich gestresst.
Ich denke, das wird im nächsten komplett neuen Beruf dann wieder anders sein. Was das angeht, bin ich zumindest positiv gestimmt. Die neuen Herausforderungen reizen mich auf jeden Fall mehr, als dass sie mich ängstigen. : )
Dennoch wird die Work-Life-Balance aber definitiv auf einem der oberen Plätze stehen bleiben.
2. Sicherheit
ist mir auch sehr wichtig. Und die habe ich neben einem sicheren/unbefristeten Arbeitsplatz vor allem durch ein angenehmes Umfeld, einen respektvollen Umgang miteinander, Wertschätzung, flache Hierarchien und Begegnungen auf Augenhöhe. Das hatte ich zum Glück die letzten Jahre und ich würde es mir im nächsten Beruf ebenso wünschen.
Aber ich werde eins nicht mehr tun: Co-Chef werden, mit dem alles geteilt wird! Ich bin gern im Bilde und denke auch, dass eine gewisse Transparenz Vertrauen schafft, aber ich will nicht mehr so einen Einblick in die Tätigkeit eines Selbstständigen bekommen. Ab einem gewissen Punkt schafft das nämlich wieder Unsicherheit.
3. Sinn im Job
ist mir auch wichtig (geworden). Die Werbebranche, in der ich die letzten Jahre als gelernte Industrie-/Produktfotografin bzw. vor allem als Bildbearbeiterin gearbeitet habe, ist für mich zum Beispiel nicht mehr wirklich sinnvoll. Cool und kreativ, keine Frage und ich habe unglaublich viel gelernt, auch außerhalb dieses Berufsfelds! Aber Werbung ist im Grunde sowas von überhaupt nicht systemrelevant…
4. Flexibilität
ist mir zwar auch wichtig, weil sie eine gewisse Freiheit verschaffen kann, aber klare Vorgaben und Strukturen sind mir dann doch lieber. Ich habe gemerkt, dass ich mit zu viel Freiheit und Flexibilität nämlich nicht immer so gut umgehen kann.
5. Selbstverwirklichung
ist mir im Job jetzt nicht mehr ganz so wichtig. Klar möchte ich mich einbringen können und dürfen und es ist wichtig für mich (und vor allem für meine Motivation), etwas aus Überzeugung und mit Elan, etwas aus Leidenschaft und mit Liebe zu tun. Aber das alles sehe ich eher bei „3. Sinn im Job“ . Insgesamt will ich nämlich mein Selbst nicht mehr so sehr daran knüpfen und sehe meine Selbstverwirklichung eher im privaten Bereich.
6. Gehalt
ist mir am unwichtigsten. Klar, ich will gut überleben können, d.h. nicht am Minimum kratzen müssen. Aber wer mich kennt, der weiß, dass ich da sehr bescheiden bin, was das angeht. Mir ist eine Vier-Tages-Woche (und diese 80%-Stelle im Idealfall bei Mindestlohn) lieber, als viel Kohle, eine schlechte Work-Life-Balance und eine ansteigende Unzufriedenheit, die sich – wie bei jedem anderen Menschen auch – natürlich irgendwann auf die Motivation, die Leistung und die Gesundheit auswirken.
Ich muss zugeben, dass ich nun doch froh bin, dass es den Mindestlohn gibt und dass der auch immer wieder mal steigt… als der nämlich eingeführt wurde, war ich seeeeehr skeptisch, gerade mit meiner ersten Ausbildung fertig, habe mit einem Schlag also mehr als das dreifache verdient und absolut noch kein Gefühl dafür gehabt.
Insgesamt bin ich, was die Gehaltsfrage angeht, relativ positiv gestimmt. Wenn ich (wie ich es gerade plane) wirklich einen anderen Beruf erlernen werde, so ist die Chance sehr groß, dass es nach meiner Ausbildung etwas besser werden wird als jetzt und dass ich mir daher eine Vier-Tages-Woche überhaupt leisten kann.
Vielleicht schütteln einige meiner Leser nun den Kopf, weil ich nicht mehr als Mindestlohn verdiene, aber das ist mir egal. Mir wurde schon sehr oft von anderen mitgeteilt, dass sie bei meinem Gehalt entweder gar nicht erst aufstehen würden oder dass sie in Teilzeit bei 50 % mit weniger Berufsjahren so viel verdienen wie ich in Vollzeit mit drei Jahren Ausbildung und fast neun Jahren Berufserfahrung. Und laut Observer ist meine Gehaltsvorstellung jenseits dessen, was andere so verlangen und auch bekommen. Allerdings kommt es immer darauf an, mit wem man sich vergleicht. Nach oben vergleichen ist einfach, aber nach unten gibt es immerhin auch noch knapp 30 – 40 %, die weniger Einkommen haben als ich!
Für mich kommt es auch stark darauf an, wie viel einem selbst die Zeit wert ist und wie viel Freude man am Beruf hat. Für mich ist Zeit einfach sehr, sehr wertvoll geworden. Meine Arbeit hingegen macht mir gerade tendenziell immer weniger Spaß. Geld war und ist allerdings für mich nie ein Anreiz, (mehr) zu arbeiten oder irgendwo zu bleiben. Ich habe Geld immer schon als sehr schlechten Motivator gesehen.
Gut überleben will ich auch, keine Frage, aber ich will auch leben. Darunter fällt eben die Arbeit und die Freizeit (siehe 1. „Work-Life-Balance“). Daher steht Geld für mich ganz unten.