Die letzten Tage waren sowohl anstrengend als auch schön. Ich hatte mich jedenfalls dazu aufgerafft, meine Komfortzone der sorgsam geplanten Struktur zu verlassen und eingesehen, dass mein Freund Observer und ich ansonsten wohl nie etwas unternehmen würden.
Für mich gestalten sich Unternehmungen vor meiner Haustür ja immer ein wenig schwierig. Ich bin da nicht so motiviert wie andere und kann mich auch in meinen vier Wänden wunderbar selbst beschäftigen. Wenn ich etwas unternehme, mag ich sowas auch gerne vorher etwas geplant haben. Das wiederum kann ich aber am besten alleine. Mit anderen etwas zu planen und zu organisieren fällt mir hingegen sehr schwer, da ich es ich absolut nicht gewohnt bin. Die Abstimmung, was man denn nun gemeinsam wo unternehmen könnte, kostet mich viel Energie (besonders wenn zu vieles im Raum steht und nichts davon konkret wird). Wenn ich nicht so motiviert bin wie mein Gegenüber, spüre ich zudem auch einen inneren Druck, den Wünschen der anderen Person(en) gerecht werden zu wollen. Das zwingt mich zum einen zum Handeln, lähmt mich oft aber auch. Zu Hause zu bleiben ist da für mich einfacher. Meinen Fokus stattdessen intensiv auf die Arbeit oder die Planung von einkaufen, kochen, essen und anderes zu richten ebenfalls.
Da es in der ersten gemeinsamen Woche mit Observer draußen für mich zu warm für irgendwelche Unternehmungen war, haben wir nicht ganz so viel unternommen, obwohl ich frei hatte und somit die Zeit dafür gewesen wäre. Er hat aber auch eine Weile gebraucht, um „anzukommen“ und den Schlaf nachzuholen, den er in den letzten Monaten vernachlässigt hat. Er ist nämlich entweder Tag und Nacht durch Hamburg getourt und hat fotografiert oder am Rechner gearbeitet, um das ganze Material zu sichten und vorzusortieren. Außerdem wollte er das Hamburger Sommerwetter genießen, da er ja die letzten Jahre immer bei mir im Black Forest war und im vergangenen Sommer auch im Laden meines Bruders gearbeitet hat. Observers Verhältnis zum Sommer und zur Sonne ist nämlich ein weitaus besseres als meins. Mit mir ist hingegen an warmen Tagen meist nichts anzufangen, es sei denn ich bin sehr motiviert und will etwas unbedingt sehen oder erreichen. In der Regel verlässt mich aber meine ohnehin schon sehr geringe Unternehmungsmotivation, wenn ich sehe, dass draußen die Sonne scheint.
Die zweite Woche habe ich dann wieder gearbeitet, was nach wie vor nicht immer so klar ist. Ich weiß nie so genau, wie ich arbeite und wann mich mein Chef im Homeoffice braucht. Meistens weiß ich erst gegen 11 oder 14 Uhr, ob noch was kommt oder nicht. Davor bin ich auf Abruf oder habe kleinere Aufgaben zu erledigen.
Je nach dem, was ich so zu tun habe (egal ob Arbeit, einkaufen, kochen, diverser privater sozialer Kram,…), werde ich auch schneller müde. Besonders wenn ich von anderen (und ihren unterschiedlichen Wünschen/Bedürfnissen an mich) beansprucht werde oder man mich mit zu vielen Informationen überhäuft, habe ich dann auch keine Energie mehr, nachmittags und abends noch groß etwas zu unternehmen.
Ich mag sowas ja auch gerne vorher etwas planen. Observer hingegen ist da anders und um einiges spontaner. Unsere Zeiten, in denen wir gerne etwas machen, unterschieden sich zudem etwas voneinander. Während ich am liebsten morgens oder vormittags unterwegs bin, schläft er lieber länger und hat eher abends Energie.
Damit wir also überhaupt etwas unternehmen, war ich etwas gezwungen, mich zum einen in meiner Planungsaffinität etwas zurückzunehmen und spontaner zu agieren und zum anderen auch darauf einzulassen am Mittag/Nachmittag noch mal eine Reise anzutreten. Immerhin kam mir das Wetter diesmal sehr gelegen.
Auch wenn die Unternehmungslust bei mir am Anfang sehr gering war und es mich einiges an Überwindung gekostet hat, das Haus zu verlassen und irgendwo hinzufahren, fand ich es am Ende doch sehr schön, mit Observer etwas herumzureisen. Weit kamen wir zwar nicht, da man nachmittags eben auch nicht mehr allzu weit mit Bus und Bahn (und vor allem zurück) kommt, aber dennoch haben wir ein bisschen was von der Natur sehen können, die er mit mir gemeinsam sehen und erleben möchte. Ich möchte das ja auch und liebe die Natur (im Schatten) wie er. Aber es gibt oft einfach zu viele „Abers“, die mich hindern; seien sie nun in mir (durch meine Blockaden/Zwänge) oder außerhalb (durch die Wetterbedingungen, Fahrpläne oder Arbeitszeiten/Erwartungen Dritter).
Ja… leicht ist es wirklich nicht, da einen Konsens zu finden… aber wie ich (mal wieder) festgestellt habe, muss man sich einfach überwinden, weil ansonsten einfach nichts passiert.