Dieser Jahresrückblick ist wieder einer, den ich „alleine“ schreibe im Black Forest, da ich dieses Jahr an Weihnachten wieder nicht zu Lilith verreist bin. Dafür ist Observer wieder bei mir und wir haben beide Kein-Weihnachten gefeiert und feiern heute auch Kein-Silvester…bzw. okay… wir feiern wohl eher uns… : )
1. Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
Puh, dieses Jahr war ein ganz schönes Auf und Ab… Aber unterm Strich ist es eine 8,5. Ende Juli / Anfang August hat es mich ja ganz schön runtergezogen. Da stand ich dann auf 6, im September dann auf 4. Aber durch Antidepressiva, Therapie, den Schreibkurs, mehr Homeoffice, weniger Verantwortung und neuen Mut bin ich wieder auf dem guten Weg gelandet und hoffe, dass das auch so bleibt
2. Zugenommen oder abgenommen?
Ich weiß nicht, ob ich im Vergleich zum letzten Jahr zugenommen habe, aber ich bin immer noch auf einem guten Level, obwohl ich nicht immer dreimal am Tag esse. Ich bin aber froh darüber, weil diese Erkenntnis mich etwas lockerer denken lässt in Bezug auf meinen Zwang, unbedingt essen zu müssen, damit ich nicht vom Fleisch falle. Gegen Jahresende und ohne Observer habe ich leider wieder etwas abgenommen, aber der Bereich, in dem ich schwanke, beträgt immerhin zwei bis drei Kilo mehr als noch vor einigen Jahren.
3. Haare länger oder kürzer?
Lang… länger… für meine Verhältnisse: richtig lang! Ich war ja zwischendurch wegen Corona ewig nicht beim Friseur und habe in der Zwischenzeit mit Hefekuren angefangen. Anfangs habe ich mir alkoholfreies Erdinger Weißbier über den Kopf gegossen (ohne Witz!) und einwirken lassen, aber das ist auf Dauer recht teuer und eigentlich ging es ja nur um die Hefe. Nun mache ich 1-3x im Monat eine Kur mit Hefe und Milch, die ich 15 min einwirken lasse und gut ausspüle. Das hat meine Haare deutlich verbessert, sodass ich sie auch wieder länger tragen kann. Wobei ich befürchte, dass sie ab einer gewissen Länge wieder leiden werden…aber wir werden sehen. Der psychische Stress die letzten Monate hat sie wohl eher leiden lassen…
4. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Erst dachte ich, dass ich hier mal wieder den Standardtext vom letzten und vorletzten Jahr einfügen kann, aber dann ist mir aufgefallen, dass ich tatsächlich blinder geworden bin und eine neue Brille brauche. Mittlerweile nutze ich sogar meine „Ersatzbrille“, weil meine Lieblingsbrille nach 6 Jahren einfach zu schlechte Gläser hat… ich habe sogar schon einen Termin für Mitte Januar bei meinem Optiker.
5. Mehr Kohle oder weniger?
Mehr. Sogar richtig viel, obwohl ich mir dieses Jahr den Schreibkurs gegönnt habe und ich die meiste Zeit für zwei Personen „gehaushaltet“ habe. Und ich habe echt gut gelebt, einige Bücher gekauft, viel Waterdrops bestellt und mir auch so das ein oder andere gegönnt. : )
Die Finanzen so gut im Griff zu haben ist ein richtig gutes Gefühl… am liebsten würde ich meine Art und Weise, wie ich das mache, und meine Philosophie dahinter mit allen teilen. Aber ich glaube die wenigsten haben darauf Bock, weil das für Menschen ohne Zahlen-Zwangsstörung vermutlich ich echt nichts ist und die meisten gar nicht so genau wissen wollen, wofür sie ihr Geld ausgeben…
Aber über Geld ist mal wieder ein größerer Blogartikel in Planung, wo ich das alles auch mal aufdröseln werde und vor allem warum mein Verhältnis dazu vermutlich so komplett untypisch ist.
6. Besseren Job oder schlechteren?
Immer noch den gleichen. Zwischendurch habe ich ihn ein kleines bisschen verflucht, als mein Wunsch, mehr zu schreiben, so stark wurde und die Erkenntnis dazu kam, dass ich das nicht kann, solange ich so arbeite. Aber mittlerweile mag ich ihn wieder. Die drei Homeofficetage in der Woche tun mir extrem gut und ich habe seit meinem „Burnout“ auch weniger Aufgaben. Nach wie vor bin ich noch am lernen, mich nicht mehr für alles verantwortlich zu fühlen und die Dinge aus der Hand zu geben, auch wenn das nicht immer leicht ist…
7. Mehr ausgegeben oder weniger?
Weniger, da ich letztes Jahr noch mein Zahnimplantat abzuzahlen hatte. Vermutlich hat also auch meine im letzten Jahr antrainierte Zurückhaltung Geld auszugeben dazu geführt, dieses Jahr sparsamer zu leben.
8. Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
Ganz viele Erkenntnisse in Sachen Achtsamkeit und Zwang und Zeitmanagement…
9. Mehr bewegt oder weniger?
Ich habe mich extrem bewegt, meine inneren Widerstände überwunden und diesen Schreibkurs begonnen. Mit meinem Coach habe ich aber auch jemanden an meiner Seite, der mir extrem Mut macht. Nach meiner ersten panisch formulierten Mail hat er mich wieder runtergeholt. Was ihn zudem so sympathisch macht ist seine Menschlichkeit und dass er weder studiert noch Abitur hat und dennoch ein bekannter Autor ist.
10. Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
Mir ging es ja nach meiner J&J Impfung nicht besonders gut. Am Tag war alles okay, aber etwa um Mitternacht habe ich Schüttelfrost bekommen, und bekam Schmerzen im Arm. Ich lag dann da wie im Delirium, konnte nichts denken und habe mir dann ein Hörbuch angemacht. Irgendwann bin ich dann eingeschlafen und so im Rhythmus von etwa drei Stunden wieder aufgewacht. Beim ersten Aufwachen habe ich Fieber dazu bekommen und gleich die entsprechende Dosis meiner speziellen Medis erhöht. Ich konnte mich nun aber kaum rühren und bleib liegen, immer noch mit Hörbuch. Beim zweiten Erwachen wurde es dann besser, beim dritten konnte ich auch wieder aufstehen und habe es geschafft gegen 11 Uhr in der Küche die Pizza vorzubereiten für Observer und mich, der an dem Tag angereist ist. Leider konnte ich ihn nicht vom Bahnhof abholen und auch sonst keine Termine wahrnehmen, aber das war okay so. Kommt ja bei mir echt selten vor, dass ich so flach liege…
Die andere Erkrankung war mein „Burnout“. Offiziell stand auf dem Zettel aber F32.9 – depressive Episode. Zusätzlich habe ich dann noch die Diagnose F42.9 bekommen – Zwangsstörung…
11. Davon war für Dich die Schlimmste?
Die depressive Episode. Die Reaktion auf den Impfstoff war zwar auch heftig, aber innerhalb weniger Stunden schon fast vorbei und mit den Medis gut in den Griff zu bekommen. Das andere hat etwas länger gebraucht… und wird immer nachwirken.
12. Der hirnrissigste Plan?
Ich mag das Wort hirnrissig immer weniger, weil es so einen negativen Touch hat. Aber ich glaube der Versuch meine Biografie zu schreiben war schon sehr… gewagt. Aber es war eine gute Erfahrung und die Materialsammlung wird mir sicherlich noch irgendwann von Nutzen sein. Das Projekt liegt zumindest erst Mal auf Eis, mein Leben und das Schreiben aber nicht.
13. Die gefährlichste Unternehmung?
Ich glaube der gefährlichste Moment war der, als sich in der Tram einer mit Observer anlegen wollte, weil ich absolut nicht einschätzen konnte, wie das ausgeht und was dem Kerl durch den Kopf gegangen ist, als er sich halb auf Observers Rucksack gesetzt hat um zu demonstrieren, dass er da gerne sitzen würde anstatt einfach zu fragen… Ich konnte Observers Frust spüren und hätte dem Kerl in dem Moment gerne selbst eins übergezogen. Der Typ hat dann wohl auch gemerkt, dass es daneben war… seine Kumpels waren auch etwas sprachlos.
14. Die teuerste Anschaffung?
Keine so wirklich… das teuerste war mein Schreibkurs und das ist ja nicht direkt eine „Anschaffung“. Nennen wir es Investition. : )
15. Das leckerste Essen?
Observers Auflauf!
16. Das beeindruckendste Buch?
Nachdem ich ja im Juni so große Schwierigkeiten damit hatte und über die Kunst des Lesens gebloggt habe, habe ich mich enorm gesteigert/gebessert in meinem Lesepensum! Die Wahl des beeindruckendsten Buches fällt mir daher echt nicht leicht… aber ich entscheide mich für Shantaram. Ich habe es zwar „nur“ angehört und nicht gelesen, aber dafür die ganzen ungekürzten 48h… und es hat mich echt geflashed! Es ist ein Buch, das Observer sehr geprägt hat und ich kann auch absolut verstehen warum…da steckt so vieles zwischen den Zeilen…
Ich habe es mir angehört, nachdem ich die ganzen Sachbücher über das Schreiben durchgewälzt habe und mir ist aufgefallen, dass dieses Buch einfach alle Kriterien für ein gutes Buch erfüllt.
Ansonsten habe ich hier mal eine Zusammenfassung der Bücher, die ich 2021 alle gelesen und mir angehört habe.
17. Der ergreifendste Film?
Filme bleiben mir irgendwie nicht so im Gedächtnis wie Bücher/Hörbücher… aber da gab es mit Sicherheit einige interessante. Der neue James Bond war zwar nicht ergreifend, aber verdammt gut. Alleine sehe ich mir ja maximal Youtube-Videos an. Wenn Observer aber da ist, sehen wir uns schon mal den ein oder anderen Film oder eine Serie zusammen an. Zuletzt haben wir uns „Nachtzug nach Lissabon“ angesehen, bei dem ich am Ende echt weinen musste, weil er natürlich meinen inneren großen Wunsch angesprochen hat, selbst eine Autorin zu werden und jemanden so zu mit meinen Zeilen zu bewegen wie es Prado bei Gregorius geschafft hat. Zu erleben, dass sich jemand mit meinen Texten so sehr identifizieren kann, als hätte ich seine Gedanken in Worte gefasst, ist für mich das größte Gefühl. Ich selbst habe es oft bei anderen Autoren, die mir ein Vorbild sind, und Observer hat es bei mir… und ich wünsche mir, dass er nicht der einzige bleibt…
18. Die beste CD?
Keine. Ich habe dieses Jahr auch sehr viel weniger Musik gehört als im letzten Jahr.
19. Das schönste Konzert?
Keins, da ich auf keinem war.
20. Die meiste Zeit verbracht mit?
Observer
21. Die schönste Zeit verbracht mit?
Observer
22. 2021 zum ersten Mal getan?
Mir selbst eingestanden, dass ich am Limit bin (und es wohl auch schon eine ganze Weile war…)
23. 2021 nach langer Zeit wieder getan?
Hermine-Granger-mäßig gelernt, obwohl es gar nicht gefordert war, einfach weil ich es liebe, mich in etwas richtig reinzuhängen und dabei mein Wissen zu erweitern.
24. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
– das Missverständnis mit meiner Familie bezüglich meiner Testament-Idee und dass ich es unwissentlich noch schlimmer gemacht und ihre Ängste und Sorgen geschürt habe…
– dass jemand vor meinen Zug gesprungen ist bei meiner ersten Journey nach Hamburg
– dass der Netto hier abgebrannt ist und die Folgen für meine Lebensstruktur
25. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Dass ich kein schlechter und böser Mensch bin und mir Geld echt nicht so wahnsinnig wichtig ist.
26. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Zeit
27. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Verständnis, Geduld, Liebe, Feedback zu meinen Texten und den Glauben an mich!
28. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
„Wie immer?“ beim Dönerladen. Das klingt jetzt im Nachhinein so unspektakulär, aber in dem Moment war es einfach… magisch!
29. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Ich glaube, ich habe viel Schönes zu meiner Mum gesagt. Zumindest sind wir uns wieder näher, weil ich auch spüre, wie sehr sie sich Mühe gibt und mich tatsächlich immer besser versteht durch das Lesen meines Blogs.
30. Dein Wort des Jahres?
Planen
(hier noch ein Video, dessen Botschaft ich ganz interessant fand: Schweizer «Wort des Jahres» – was bringt es uns und brauchen wir es? | Dini Mundart | SRF Wissen – YouTube
31. Dein Unwort des Jahres?
Planen
Warum „planen“ gleichzeitig Wort und Unwort des Jahres bei mir geworden ist, ist einfach zu erklären:
Viele meiner Probleme basieren auf einer „Überplanung“, d.h. ich war aus Angst, mit Spontanität nicht umgehen zu können, so sehr auf das Planen versessen, dass es zu einem Zwang geworden ist und ich im Kopf verdammt oft damit beschäftigt war… umgesetzt habe ich jedoch bei weitem nicht so viel wie geplant und so war ich natürlich unzufrieden (deshalb Unwort).
Andererseits bin ich nun mal ein Mensch mit ADS, der sich besser organisieren sollte… und ich habe Ziele, die sich nicht erreichen lassen, indem ich so vor mich hinlebe. Deshalb ist und bleibt das Planen ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Es soll mir aber helfen und mich nicht kaputt machen, was ich glaube ich gegen Ende des Jahres nach meinem Overload / Burnout / Whatever wieder ziemlich gut in den Griff bekommen habe.
32. Dein Lieblingsblog des Jahres?
Viele habe ich auch dieses Jahr wieder nicht gelesen. Die meisten machen sich auch extrem rar oder sind von der Bildfläche verschwunden. Aber ich habe auch ein paar neue entdeckt. Darunter zählt z.B. fiftyfiftyblog von Jens. Ich mag seine Art zu denken und Fragen aufzuwerfen und die Poesie hinter seinen Worten!
Außerdem habe ich den Blog von Fabi Polar entdeckt, der mich stark an einen Charakter aus meinem Roman erinnert, den ich mir gerade erarbeite. Es ist aber nicht nur das. Mich fasziniert auch seine Ehrlichkeit und Reflexionsfähigkeit in seinen Texten. Das ist etwas, was wir teilen, auch wenn unsere Themen und Leben komplett unterschiedlich sind.
33. Zum Vergleich: Verlinke Dein Stöckchen vom vorigen Jahr!
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