Last (Thurs)day…

Ich stand vor der Wohnungstür, doch konnte sie einfach nicht öffnen. Den Bus hatte ich ohnehin schon so gut wie verpasst, wenn ich jetzt nicht losrennen würde. Aber da war ja noch der Müll, den ich mitnehmen musste… Und der Brief, den ich einwerfen sollte… Und der kaputte MP3-Player, der in den Keller zum Elektroschrott gehörte und der irgendwann auch mal weg musste… undundund…
Und ich? Stand nur da, wie gelähmt im Gang mit halb ausgestreckter Hand und konnte mich einfach kaum bewegen. Zögernd versuchte ich die Türklinke zu ergreifen, doch ich brauchte mehrere Minuten dafür und ließ dann doch wieder los, um auf die Uhr in der Küche zu blicken. Eigentlich war mein Bus schon weg… aber wenn ich jetzt loslief, konnte ich es noch zu Fuß rechtzeitig schaffen. Ich spürte jedoch deutlich, wie mein Körper sich einfach weigerte…

„Los, mach schon, das kann doch nicht so schwer sein! Steigere dich da jetzt nicht rein! Du musst zur Arbeit! Den Tag schaffst du schon noch. Morgen bist du dann im Homeoffice und anschließend ist ja auch schon Wochenende und du hast deine Ruhe…“
Ich redete auf mich ein, aber es nutzte nichts. Ich schaffte es einfach nicht, mich zu motivieren und da rauszuholen. Eigentlich war ich mehr als urlaubsreif, hatte jedoch zu große Angst, jetzt danach zu fragen, weil doch mein letzter Urlaub erst vor kurzem war und ich nicht vor mir selbst rechtfertigen konnte, warum mir die Woche nicht gereicht hat und warum ich so am Limit war, wo doch echt nichts los war…
Bei der Vorstellung, nach so einem Luxus wie Urlaub zu fragen und meinen Chef wieder im Stich zu lassen wie beim letzten mal, brach ich dann letztendlich in Tränen aus. Nervös lief ich umher, versuchte mich zu beruhigen und zu motivieren. Ich hätte in der Zeit, die ich gerade verschwendete, echt noch frühstücken sollen… aber ich schaffte es an diesem Morgen einfach nicht. In den 2 ½ Stunden, die nach dem Aufstehen vergangen waren, schaffte ich es gerade mal, mir einen einen Smoothie zu machen, zu duschen, mich anzuziehen, eine einfache Mail zu beantworten und die Zähne zu putzen. Und das war wohl schon zu viel. Seit Tagen hatte ich außerdem meinen Brotaufstrich nicht mehr, weil ich es nicht zum Einkaufen geschafft hatte. Ich weiß nicht, was ich eigentlich die ganze Zeit gemacht habe… aber es machte mich fertig.
So fasste ich also den Entschluss, eben den nächsten Bus zu nehmen und vorher noch schnell in den Netto zu gehen, um zumindest etwas erledigt bekommen zu haben. Ich beschloss allerdings, vorher meinen Chef anzurufen und ihm zu sagen, dass ich später komme. Also lief ich ins Wohnzimmer und machte wieder den Router an. Und wartete. Oder sollte ich vielleicht doch ganz laufen und nicht den Bus nehmen? Ich hatte bereits das Telefon in der Hand und drückte planlos im Menü herum. Dann machte ich den Router doch wieder aus und lief los. Und vergaß den Müll. Aber immerhin schaffte ich es zum Briefkasten und den Brief einzuwerfen. Dort entschied ich mich dann doch wieder für den Bus und einkaufen. Zwischendurch fragte ich mich wieder, ob ich nicht hätte frühstücken sollen. Ich hatte ich ja noch einen anderen Aufstrich und Butter gehabt. Vielleicht sollte ich also vorher lieber noch zum Bäcker? Ich sah auf die Uhr. Nee, dafür war es definitiv zu spät. Wenn ich schneller lief, schaffte ich es gerade noch so in den Netto und anschließend auf den Bus…
Unterwegs rief ich meinen Chef MR an, um ihm mitzuteilen, dass ich eine halbe Stunde später komme…

Auf der Arbeit widmete ich mich zwei Korrekturen, die ich meiner Schludrigkeit zu verdanken hatte, die allerdings von meinem Chef so gewünscht war, weil er meinte, dass ich zu viel Energie in meine akribische Bildbearbeitung stecke und mal vom Gas sollte… Für diese einfachen Aufgaben brauchte ich jedoch eine gefühlte Ewigkeit und musste mich stark konzentrieren und mehrmals vergewissern, keine Fehler zu machen. Ich war extrem unroutiniert und fühlte mich, als hätte ich keine Medikamente eingenommen, doch drückte dieses Gefühl weg und widmete mich einem anderen Bild, das ich sogar relativ schnell bearbeitet bekommen habe für meinen Zustand.
Um etwa 10 Uhr beschloss ich dann, meine Mittagspause zu machen und zwang mich in der Küche meine Pizza zu essen. Dort lief ich umher, räumte die Spülmaschine aus und wieder neu ein, während die Pizza auftaute und begann dann in der Ruhe über meinem Essen leise zu weinen. In mir wurde die Stimme, ich solle mich doch endlich mal zusammenreißen, mich da nicht reinsteigern und gefälligst funktionieren, immer lauter. Denn es gab ja keinen Grund, so zu reagieren. Es war ja nichts los! Kein Druck, kein Stress… also alles gut, oder?!
Aber als ich dann gegessen hatte und immer noch in der Küche rumgedruckst habe, merkte ich, dass ich einfach nicht mehr konnte. Dass mir das alles zu viel war. Ich konnte nicht mehr leugnen, dass ich bereits weit über meinem Limit war. Gefühlt stand mir das jedoch nicht zu, weil eine Stimme in mir nach wie vor meinte, dass es keinen Grund für Panik geben würde.
So befand ich mich also zwischen der Erkenntnis, dass ich so nicht weitermachen konnte, es aber musste, weil es doch eigentlich keinen Grund gab zu schwächeln. Uneigentlich brauchte ich aber ganz dringend eine Auszeit, hatte aber nicht das Gefühl, mir Urlaub verdient zu haben…

MR war in der ganzen Zeit im Studio am Fotografieren und betrat irgendwann die Küche, um eine Leiter zu holen. Er fragte mich freundlich, ob ich was essen würde und ich sagte kleinlaut, dass ich das schon gemacht hätte. Dann meinte ich „MR…“ und als er mich ansah, lief ich auf ihn zu, umarmte ihn und brach vollkommen in Tränen aus und zusammen.
Irgendwie bekam ich dann sehr spontan Urlaub, weil er wohl auch merkte, dass das so keinen Sinn hatte. Dann musste er erst mal weg. Raus. Ihm war das zu viel, was ich auch verstehen konnte, denn mit Sicherheit machte ihm mein Zusammenbruch Angst, da der Ablauf im Betrieb von uns beiden abhing. In seiner Abwesenheit sortierte ich noch etwas Daten weg, machte ein Backup und begann ein paar Rechnungen für ihn vorzuformulieren. Das war das letzte, worum er mich noch bat. Dann machte ich mich auf den Heimweg und schrieb in sehr vielen Stunden meinen letzten Blogeintrag, um das alles in meinem Kopf mal zusammenzufassen und zu ordnen…

Am Freitag war ich dann im Homeoffice auf Abruf und als wir telefoniert haben, meinte er, ich könne auch frei machen… oder noch an was arbeiten, falls ich das wollte. Anschließend sagte er, dass wir uns dann in zwei Wochen wieder sehen. Ich war erst sehr schockiert, da ich nur mit einer gerechnet hatte und eigentlich auch nicht mehr genug Tage hatte. Auf meine Anmerkung dazu meinte er nur, ich solle das jetzt mal machen. Mein schlechtes Gewissen meldete sich zwar, aber im Grunde bin ich gerade unendlich dankbar dafür. Es verschafft mir Abstand und Zeit, wieder meinem Leben Struktur zu verleihen und mich auf den Gedanken einzulassen, wieder in Therapie zu gehen.

Nächste Woche kommt auch mein Freund Observer und wir wollen dann beide in Angriff nehmen, wieder eine Struktur aufzubauen. Wichtig ist nur, dass sie auch in seiner Abwesenheit und wenn ich arbeite funktioniert und dass ich mir Strategien überlege, die mich in Zukunft von zu viel Belastung fernhalten, wozu wir uns auch schon einige Gedanken gemacht haben.

 

Ich weiß, dass das alles jetzt nicht so schön klingt… und die meisten damit nun überfordert sind. Aber so ist es jetzt eben. Wichtig ist, dass es weiter geht und ich weiß, dass es das wird… Das braucht jedoch Zeit und es wird sich einiges ändern müssen… aber ich bin mehr als bereit dazu, weil es so definitiv nicht weitergehen kann.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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6 Kommentare        

Hey Lui!  🙂

 

Wichtig ist, dass es weiter geht und ich weiß, dass es das wird… Das braucht jedoch Zeit und es wird sich einiges ändern müssen… aber ich bin mehr als bereit dazu, weil es so definitiv nicht weitergehen kann.

 

Ich meine, diese wichtige Erkenntnis hätte die Schlagwörter "Zukunft" und "positiv" absolut verdient, was meinst du?!

… und dann klingt das alles auch nicht mehr ganz so "depri", du weißt doch, wie es heißt: "Es wird erst schlimmer, bevor es besser wird". In diesem Spruch verbirgt sich sehr viel Tiefe und abgesehen davon: Das Licht am Horizont erkennt man halt auch eher aus der Dunkelheit… 😉

 

AD(H)S ist eine echte Herausforderung im Leben all derer, die damit "funktionieren" müssen. Medikamente und sinnvolle Strukturen können hilfreich sein, ein Allheilmittel aber sind sie leider nicht. Wer mit AD(H)S "gesegnet" ist, muß 24/7 damit zurechtkommen und nicht nur während der Arbeitszeit. AD(H)S kann das eigene Selbstwertgefühl extrem belasten und der Versuch, durch Überkompensation stets maximale Leitung bringen zu wollen und 100% Erfolg und Perfektion anzustreben, führt zwangsläufig irgendwann zur Erschöpfung, so dass auch scheinbar einfache Aufgaben schließlich kaum noch zu bewältigen sind. Spätestens in so einem Moment bricht dieses toxische Selbstwertkonzept in sich zusammen, und das Selbstwertgefühl gleich mit. Ein ganz übler Teufelskreis…

Das zu erkennen war der erste und vielleicht wichtigste Schritt, um diesen Kreis zu durchbrechen, und was die nächsten Schritte angeht: es wird sich eine Lösung finden und du bist auf diesem Weg nicht allein, Lui! 😉   

 

 

       

Hey Observer! : )

Ich meine, diese wichtige Erkenntnis hätte die Schlagwörter „Zukunft“ und „positiv“ absolut verdient, was meinst du?!
… und dann klingt das alles auch nicht mehr ganz so „depri“…

Ja, das ist eine gute Idee! Hab es ergänzt.: )

Es ist zwar nicht ganz ohne gewesen, all das auf diese Weise zu erkennen, aber im Grunde bin ich dankbar für diesen Zusammenbruch… Denn jetzt habe ich wieder Luft zum Atmen und kann in Ruhe darüber nachdenken, was ich in Zukunft anders machen möchte, um eben nicht nur für die Arbeit und die Alltagsbewältigung zu leben. Und mir auch in Ruhe Hilfe suchen..

Und nein, alleine bin ich zum Glück nicht. : )

Wow. Um solch einen Tag bist du nicht zu beneiden.

Ich habe diesen Post schon vor Tagen gelesen und dachte: So etwas ist mir fremd. Inzwischen weiß ich es besser 🙂 Fremd ist es mir nur in dieser Heftigkeit. Aber nicht das Gefühl, einen Tag nicht bewältigen zu können oder eine Aufgabe, und daran zu zerbrechen.

 

In meiner Zeit als Programmierer gab es ein Programm, an dem ich beinahe zerbrochen wäre. Ja, das zu lösende Problem war kompliziert, aber eigentlich nur durch meinen Anspruch, es perfekt zu lösen. So lief ich eines Tages über Stunden in meinem Wohnzimmer auf und ab und analysierte gedanklich das Problem. Ich malte mir die möglichen Lösungen aus und kam immer wieder an einen Punkt, an dem alles unlösbar schien, weil das Programm

 – zu kompliziert

 – zu unvollkommen

 – zu unpflegbar

 – zu langsam

 – zu unschön

 – in meiner Lebenszeit nicht schreibbar

sein würde. Ich wollte alles für dieses Programm und keine Kompromisse eingehen. So dauerte es viele Stunden, in denen ich fast wahnsinnig wurde, bis ich meinen Kunden anrief und sagte: "Setz da jemand anders dran, ich bin nicht gut genug dafür."

Mein Kunde muss mit deinem Chef verwandt sein 😉 Er weigerte sich jedenfalls, mir den Auftrag zu entziehen und sagte, ich solle für heute gefälligst Feierabend machen und nach dem Wochenende neu anfangen. Ja, die Deadline sei dann nicht zu halten, aber vergiss die Deadline. Punkt.

Tja, nach dem WE habe ich neu begonnen und dieses blöde Programm geschrieben. Mit Kompromissen natürlich. Ich habe keine Ahnung, warum ich an jenem Tag zu keinem Kompromiss bereit gewesen war. Ich glaube heute, dass ich in einer Art Panikattacke steckte.

 

Viel weiter zurück liegt meine profane Erkenntnis, dass man auch unüberwindbare Arbeiten fertigstellen kann, indem man kleine Schritte geht. Für mich war das in der Tat eine bewusste Erkenntnis, die ich vorher nicht hatte. Auslöser war ein Küchenschlachtfeld, das ich aufräumen musste. Ich dachte wirklich, das schaffe ich nie und begann in der Wohnung auf- und abzulaufen. Als ich endlich anfing, räumte ich etwas weg – und das änderte gar nichts. Und ich räumte viele Dinge weg, und nichts davon brachte mich dem Ziel näher. Irgendwann dachte ich dann nicht mehr an mein Ziel, sondern war anderweitig in Gedanken, und dann irgendwann räumte ich ein Teil weg und – schwupps – war ich völlig überraschend fertig.

 

Mein Perfektionismus, den ich eigentlich sehr liebe, beschert mir immer wieder Paniken wie "ich will das nicht unperfekt machen" und "das schaffe ich nie". Die intellektuellen Erkenntnisse, dass der Spatz in der Hand oft (nicht immer!) besser ist als die Taube auf dem Dach und dass kleine Schritte irgendwann auch große Probleme lösen können, wenn man sie nur geht, helfen mir oft, aber leider nicht immer.

 

Auch du hast eine Struktur in deinem Leben, die meistens funktioniert und dein Leben erleichtert. Sie stammt aus solchen oder ähnlichen rein intellektuellen Erkenntnissen (etwas essen zu müssen z.B.). Aber die Gefühle versagen manchmal und verselbstständigen sich auch gerne.

Nicht vergessen sollte man aber, dass diese negativen Tage aus Charakterzügen resultieren, die auch viel Positives an sich haben. Mein Perfektionismus beispielsweise beschert mir eben manchmal Panikattacken, er ermöglicht es mir aber auf der anderen Seite besonders sorgfältiges Arbeiten. Genauso sind die Dinge, die dir das Leben schwer machen, sicher auch mit positiven Eigenschaften verknüpft. Das Positive nutzen und das Negative im Zaum halten ist wohl die Kunst …

Ja, diesen Perfektionismus kenne ich zu gut. Und ich kann mich wie du auch nur sehr schwer mit Kompromissen abfinden und mich von meiner Vorstellung lösen, wenn ich mich so sehr darin verbissen habe. Dann kann ich glaube ich unerträglich sein und nehme auch ungern etwas von außen an, selbst wenn mein Chef es mir sagt. An einem anderen Tag und in einer neuen Situation kann es wiederum sein, dass es mir wie dir gelingt, das Problem etwas lockerer zu lösen, selbst wenn es diese Kompromisse erfordert.

Und vielleicht kommt ja darauf an, woher dieser Perfektionismus eigentlich stammt, ob er gut ist oder nicht? Wenn ich ihn z.B. auslebe, um meinen geringen Selbstwert zu kompensieren, spiele ich eher Madame S. in die Karten. Steckt dahinter aber ehrliche Leidenschaft und die Bereitschaft, sich zu verbessern und die Arbeit gut zu machen, ist das was anderes. Leider ist das nicht immer so einfach auseinander zu halten…
Ich frage mich aktuell auch, wie da die Zusammenhänge bei mir sind. Meine Leidenschaft brennt besonders im Perfektionismus, kann aber auch daran kaputt gehen, wenn ich es nicht so perfekt wie in meiner Vorstellung hinbekomme. Die Perfektionistin in mir wird dann von Madame S. quasi instrumentalisiert. Es geht dann auch nicht mehr ums Ziel und darum, die Arbeit gut zu machen.. Wenn ich ehrlich bin, ist wohl der Kunde schon lange zufrieden (sofern ich ihn nicht schon zu sehr "verwöhnt" habe…) und mein Chef ist es auch… ich aber bin es nicht. Warum eigentlich? Was ist eigentlich mein Ziel des Perfektionismus? Hinterher fehlt mir nämlich irgendwie der Stolz, den andere nach gut geleisteter Arbeit empfinden und Lob anzunehmen ist auch nicht gerade meine Stärke…

 

Genauso sind die Dinge, die dir das Leben schwer machen, sicher auch mit positiven Eigenschaften verknüpft. Das Positive nutzen und das Negative im Zaum halten ist wohl die Kunst …

Ja, das hast du gut erfasst.
Irgendwie hat alles seine Licht- und Schattenseiten…
Da mir mein Perfektionismus oft auch schadet, wäre ich manchmal gerne weniger perfektionistisch… und einfach etwas selbstsicherer… lockerer…

Es geht dann auch nicht mehr ums Ziel und darum, die Arbeit gut zu machen …

Interessant. Du hast recht.

Es besteht ein großer Unterschied zwischen dem positiven Aspekt, eine Arbeit wirklich gut zu machen, und dem, sie perfekt zu erledigen. Denn "gut" ist durchaus möglich, mit ein bisschen Mühe und vielleicht noch ein bisschen Mühe mehr. Aber perfekt? Mal ehrlich: Hast Du oder habe ich schon mal was wirklich perfekt hingekriegt? Wir sind doch hinterher immer irgendwie unzufrieden, oder?

Hinterher fehlt mir nämlich irgendwie der Stolz …

Na klar, Du hast ja auch nicht geschafft, was Du wolltest: das perfekte Ergebnis. Ich glaube nicht, dass mir das bis heute in dieser Art klar war. Das kratzt jetzt ganz schön an meinem wiederholten Beschwören der guten Seiten des Perfektionismus. Vielleicht gibt es gar keine guten Seiten. Vielleicht gehören die guten Seiten gar nicht zum Perfektionismus, sondern zu dem einfachen Wunsch, eine Sache wirklich gut zu erledigen – was unterschiedliche Dinge sind.

Das würde bedeuten, dass ich meinen Perfektionismus entschlossener bekämpfen sollte, ohne natürlich dabei sorgfältiges Arbeiten aufzugeben.

Und mit noch etwas könntest Du recht haben: Perfektionismus und ein kleines Selbstwertgefühl gehören zusammen. Wer sich klein und unbedeutend fühlt, der wird versuchen, Aufgaben "besonders gut" zu erledigen, um damit aufzutrumpfen. Und wer dabei nicht aufpasst, der lässt zu, dass sich dieser Drang verselbstständigt und dass aus "besonders gut" "perfekt" wird, was niemand wirklich leisten kann. Daraus folgt Unzufriedenheit und letztlich noch weniger Selbstwertgefühl. Wie perfide 🙁 Und Deine Madame S. lacht sich ins Fäustchen.

Hast Du Ideen, wie wir unseren Perfektionismus wieder loswerden? Ich glaube mein erster Schritt muss erstmal sein, meinen Perfektionismus nicht mehr zu lieben! Mist!

Vielleicht gehören die guten Seiten gar nicht zum Perfektionismus, sondern zu dem einfachen Wunsch, eine Sache wirklich gut zu erledigen – was unterschiedliche Dinge sind.

Ja, das hast du sehr gut erkannt und auch noch einige andere Dinge im Zusammenhang mit Perfektionismus.
Nachdem Observer und ich uns noch eine Weile mit diesem Thema beschäftigt und viel darüber und allgemein über den Selbstwert gesprochen haben (was gerade mein aktuelles Therapiethema ist), hat er nun einen Beitrag dazu verfasst und hier veröffentlicht.

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