Memoiren schreiben…

Wo fängt man eigentlich an, wenn man seine Memoiren schrieben möchte? Ganz am Anfang? Bei der Geburt?
Nun ja, vielleicht wird es doch eher eine Autobiografie. Denn für Memoiren muss man schon mal jemand Besonderes sein, etwas bewegt bzw. einen gewissen sozialen Status haben. Na ja, vielleicht gilt das ebenso für die Autobiografie? Wer legt eigentlich fest, wie denkwürdig ein Leben ist? Sollte nicht jedes Leben denkwürdig sein? Nehme ich mich zu wichtig, wenn ich über mich schreibe oder werde ich wichtig, weil ich es mache? Stelle ich mich eigentlich unbewusst damit über andere?

Ich für meinen Teil habe in meinen 31 Jahren so vieles erlebt und gleichzeitig auch nichts. Aber wer legt fest, was ein Erlebnis ist? Bin ich so weit hinten dran und uninteressant, weil mich meine Reisen nicht an entlegene Orte führen sondern überwiegend quer durch Deutschland geführt haben?
Für mich kann ich die Besonderheit auch im Kleinen erkennen. Ich kann sie auch in all den Begegnungen erkennen, die ich damals zu meiner Kneipenzeit hatte. Aber anderen sagt das alles natürlich nichts. Ich weiß auch, dass vielen meine komplizierten Gedankengänge nichts sagen, denn sonst hätte ich gewiss mehr ehrlich interessierte Leser. Ich weiß aber auch, dass ich nicht ganz so mies sein kann, wie mir meine innere Stimme manchmal weismachen will, da es Menschen gibt, die es tun. Mich lesen. Und das bedeutet mir unglaublich viel! Dass sie auch darüber nachdenken und es kommentieren bedeutet mir sehr viel (auch wenn ich nicht immer gleich zum Antworten komme, weil ich bei komplexen Themen selbst noch darüber nachdenke).

Zur Zeit läuft es hier glaube ich ganz gut. Man merkt deutlich, wenn ich im Flow bin, Wochenende oder Urlaub habe, da ich mir dann so einiges von der Seele schreibe. Ich investiere darin auch unglaublich viel Zeit.
Allerdings schreibe ich an nichts von dem, was ich gerne machen würde: Romane… Bücher… Kurzgeschichten… Alles außerhalb des Bloggens liegt zur Zeit etwas auf Eis, es sei denn, mich küsst die Muse dafür oder ich zwinge mich (wobei leider auch nicht wirklich viel rauskommt…)

Observer meint, ich solle mal meine Biografie schreiben. Material habe ich dafür zwar genug und gewiss auch noch Verarbeitungsbedarf für vieles, was in meiner Vergangenheit liegt, aber so wichtig bin ich glaube ich nicht, dass das von Bedeutung wäre. Lieber würde ich seine schreiben, weil ich sein bisheriges Leben unglaublich spannend finde. Vielleicht sehen wir beide aber auch nur das Leben des anderen so spannend und der Rest der Welt sieht darin etwas ganz anderes?

Was empfindet ihr denn, wenn ihr meine Texte lest? Wie nehmt ihr mich wahr, wenn ihr mir begegnet? Oder falls ihr mir noch nie begegnet seid: Wie schätzt ihr mich ein nach all dem, was ihr so von mir lest?

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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10 Kommentare        

Eine wirklich „neutrale“ Definition oder Beurteilung wird es wohl nicht geben. 31 Jahre sind bezogen auf die Dauer der Menschheit ein Hauch. Und noch weniger in Bezug auf die gesamte Existenz der Erde. Aber was sagt uns das? Bezogen darauf ist auch die Zeitdauer der menschengemachte Erderwärmung winzig – hat aber gigantische Folgen für „unsere“ Zukunft.Jede*r ist des eigenen Lebens Schmied. Und jede Person sollte für sich entscheiden, ob sie das eigene Leben in dieser Form verschriftlichen möchte. Dafür wird kein „Promibonus“ oder ähnliches als Berechtigung benötigt ?Zu den Fragen am Ende des Beitrags bin ich ehrlich gesagt aber etwas überfragt. Wahrscheinlich auch, weil ich grad in der letzten Zeit zu selten hier lese ?

Danke für dein Feedback und die tollen Beispiele. : )

Dafür wird kein „Promibonus“ oder ähnliches als Berechtigung benötigt ?

Sehr schön! : D
Das macht Mut.

Zu den Fragen am Ende des Beitrags bin ich ehrlich gesagt aber etwas überfragt. Wahrscheinlich auch, weil ich grad in der letzten Zeit zu selten hier lese ?

Ist zugegebenermaßen auch etwas viel Output zur Zeit. Aber ich freue mich immer, wenn du die Zeit findest! Und vielleicht findest du ja auch noch eine Antwort… ; )

Oh, warum fehlen hier plötzlich die Absätze in meinem Kommentar? ?

Mist. Das Problem hast nicht nur du. Ich verwende das Plugin „TinyMCE Comment Field“, was dummerweise die Absätze ignoriert, welche die Leute setzen. Ohne das Plugin können sie hingegen nicht zitieren…
Mein Ziel war es eigentlich den Lesern beim Kommentieren die gleichen Möglichkeiten zu schaffen, die ich als Admin habe.

So, wie die Schönheit im Auge des Betrachters liegen mag, so ist es vielleicht auch ähnlich mit Texten: es kommt darauf an, wer sie liest. Daher halte ich es für viel wichtiger, zu wissen, warum man über etwas und/oder jemanden schreiben möchte und an wen sich der Inhalt richtet, also was ist die Zielsetzung und wer ist die angestrebte Zielgruppe? Ein Tagebuch schreibe ich z.B. i.d.R. für mich selbst, eine Autobiografie oder Memoiren dagegen teile ich mit anderen. Sich dabei kritisch zu hinterfragen ist sicherlich keine schlechte Idee, sich jedoch mit anderen zu vergleichen wohl weniger förderlich, wenn auch menschlich. Die große Kunst ist vielleicht die, sich beim Schreiben weder zu klein noch zu groß zu machen, sondern authentisch zu sein, mit sich im Einklang, wie es so schön heißt. Ohne sich zu verbiegen, ohne bewusst zu gefallen, ohne zu manipulieren und zu (be)werten.

Ein guter Text lädt mich ein, begleitet mich, unterhält mich, regt mich zum Nachdenken an und beschäftigt mich auch noch über das Lesen hinaus, lässt Raum für meine eigenen Gedanken und ist wie ein Spielfeld, das ich für mich erkunden kann, lässt mich sowohl Details als auch das Ganze erkennen und vor allem verstehen.

Ich z.B. lese deinen Blog leidenschaftlich gerne, dabei interessieren mich deine Gedanken und Überlegungen zu diesem oder jenem Thema, deine Geschichten und Erlebnisse, deine zwischen den Zeilen spürbaren Emotionen und natürlich auch die vielen Anregungen, mich mit vielem zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.

Sich zu zeigen ist etwas anderes als sich in den Vordergrund stellen. Deine Texte machen in ihrer Tiefe viel mehr etwas sichtbar, deine Worte sind wie das gerichtete Licht auf ein Objekt, das erst durch gezielten Umgang mit Licht und Schatten seine Formen und Texturen preisgibt, so wie du sie siehst und zeigen möchtest. So gleicht dein Blog nach all den Jahren wie eine Ausstellung von Exponaten, die ich mir immer wieder gerne anschauen mag.

Memoiren, Autobiografien, vermutlich hat man zu jedem Zeitpunkt im Leben das Gefühl, es sei zu früh dafür. Und wer ist man schon, dass das überhaupt irgendwen interessieren könnte? Was hat man denn schon so aufregendes erlebt, dass das jemand lesen wollen könnte? Viele Lebenswege ähneln einander, und doch ist ein jedes für sich betrachtet einzigartig und alleine dadurch besonders. Alles, was dich heute ausmacht, ist bereits deine Geschichte.
Also, wann ist es so weit, Lui?! 😉

@ Oberserver:

 

Wow, krass geschrieben. Gibts irgendwo im Netz von dir mehr zu lesen? Die Kommentar-Nicks hier sind ja leider nicht verlinkt.

 

Ehrlich gesagt beneide ich Personen wie dich. Über eigene Erlebnisse kann ich wer weiß wie plaudern und mich auch schnell in Details verlieren. Aber Anderes analysieren oder interpretieren? Da tu ich mich mit jedem einzelnen Satz schwer. In der Schulzeit wurde ich gerade bei Deutschklausueren immer wieder darauf hingewiesen, das doch beim nächsten Mal näher auszuführen … *g*

@Schoko:
Also Observer hat leider (noch) keinen Blog, aber ich lasse ihn hier auch posten. Bisher ist das ein Beitrag – > Wünsche : )

Und zu den Kommentar-Nicks…: leider unterstützt das Bento-Theme das nicht von sich aus… was es momentan aber auch wieder einfacher mit dem Spamumgang macht, weil Spambots das nicht vorhandene Feld sehr wohl finden. Und die kann ich dann von vornherein rausfiltern. Vielleicht habe ich ja irgendwann mal die Muse, mich erneut da dran zu setzen. Wenn der Spambot das findet, dann finde ich das vielleicht auch. ; )

@Observer:

Ein Tagebuch schreibe ich z.B. i.d.R. für mich selbst, eine Autobiografie oder Memoiren dagegen teile ich mit anderen.

Ja, das wird dann (m)eine Herausforderung. Vom Tage- bzw. Gedankenbuch zu etwas mehr „Story“, die doch etwas leichtere Kost sein darf. Aber natürlich nicht zu leicht. ; ) Zum Glück kann ich sowohl hier als auch auf der Festplatte und in meinen Büchern auf echt viel Material zurückgreifen… und in meinem Kopf steckt auch noch das ein oder andere, wenn ich grabe.

Ich z.B. lese deinen Blog leidenschaftlich gerne, dabei interessieren mich deine Gedanken und Überlegungen zu diesem oder jenem Thema, deine Geschichten und Erlebnisse, deine zwischen den Zeilen spürbaren Emotionen und natürlich auch die vielen Anregungen, mich mit vielem zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.

Und das freut mich immer wieder aufs Neue! : )

Also, wann ist es so weit, Lui?! 😉

Gute Frage… aber ich bin dabei… ; )

Als damals Dieter Bohlen so ne Art Biografie über sich herausgegeben hat, ist das Thema Biografie für mich gestorben 😉 Wenn man erst ein Bohlen werden muss, um das „Recht“ zu haben, sowas zu schreiben (schreiben zu lassen), ist es nicht die richtige Textgattung für mich. Nun ja, das war natürlich alles nur mein Neid und Bohlen-Hass. Ich denke tatsächlich, manche Leben sind interessanter zu lesen als andere. Ob diese Leben auch die erfülltesten oder glücklichsten sind, ist davon völlig unabhängig.Dein Blog hier ist nichts anderes als eine Biografie. Hier erfährt man, was dich bewegt. Und das sind nicht dieselben Dinge, die einen Bohlen bewegen. Daher lese ich hier bei dir und nicht sein Buch.Ich habe damals unter den noch ungezählt vielen deutschen Blog welche gesucht, die mehr bieten als die thematisch eingeschränkte Bearbeitung eines Hobbies oder einer Leidenschaft. Ich suchte etwas mit Substanz, das in die Tiefe geht. Das habe ich hier gefunden. Es gibt nur wenig Menschen in meinem Umfeld, die so tief oder tiefer denken als Du. Und außer Deinem Blog habe ich gerademal zwei weitere gefunden. Eigentlich enttäuschend.Dieses tiefe Eintauchen in Gedanken hat natürlich auch Nachteile: Dein Leben ist kein einfaches, so nehme ich es wahr. Tiefe Gedanken sind verwandt mit Selbstzweifeln und Ängstlichkeit – beides große Themen hier im Blog. So gesehen wäre eine Autobiografie interessant. Während Du aber hier im Blog jedem Gedanken Raum geben kannst, solltest Du sich bei einer Autobiografie beschränken, heißt: nicht in Einzelheiten verlieren – was wieder nicht heißen soll, nicht in die Tiefe zu gehen, die Deine Stärke ist. Aber nicht jeder wird sich interessieren für Dein Leben. Willst du aber auch Menschen erreichen, die dich gar nicht kennen, muss der Text an sich interessant sein. Dein Leben gibt das sicher her, doch das bedeutet: Auswählen. Um so eine Aufgabe beneide ich dich nicht 🙂

Hallo Pit,
wow, ich danke dir für deinen sehr aufbauenden Kommentar! : )

Dass es so wenige Blogs mit Tiefe gibt, ist wirklich etwas enttäuschend, weil es bedeutet, dass tiefe Gedanken nicht gerade „in“ sind. Ich glaube Blogs wie meinen haben es echt nicht leicht, besonders wenn die Zweifel und Hyperbescheidenheit ein Begleiter des Autors sind…
Daher hast gut erkannt, dass tiefe Gedanken und Selbstzweifel/Ängstlichkeit wohl Hand in Hand gehen.

Dazu fällt mir noch dieses Zitat ein:

Die Traurigkeit ist das Los der tiefen Seelen und der starken Intelligenzen.
Alexandre Vinet

 

Willst du aber auch Menschen erreichen, die dich gar nicht kennen, muss der Text an sich interessant sein. Dein Leben gibt das sicher her, doch das bedeutet: Auswählen. Um so eine Aufgabe beneide ich dich nicht 🙂

Ja, auch von anderen gelesen zu werden wäre natürlich schön und ist daher eine sehr große Herausforderung. Ich löse mich aber erst mal davon und sehe, wie sich das alles entwickelt. Das Auswählen ohne etwas Elementares wegzulassen ist denke ich erst mal Herausforderung genug. ; )

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