Ist denn jeder von uns ein Halt in der Welt des anderen? Steht jeder von uns nicht vielleicht auch für eine Sicht, die unser Gegenüber zwar nicht immer teilt, aber aus Zuneigung akzeptieren sollte? Und was geschieht, wenn wir das nicht mehr können? Was geschieht, wenn wir gehen?
Was geschieht, wenn die, die wir wegen einer immer präsenter werdenden grundlegenden Meinungsverschiedenheit verlassen haben, nun vollends in ihre eigene Weltsicht abrutschen?
Ich frage mich: Hätte ich es denn verhindern können? Hätte ich rechtzeitig mehr sagen sollen? Wäre es richtig gewesen? War ich zu still? War ich blind? Oder habe ich bewusst weggesehen, um den Konflikt zu meiden, den Frieden zu wahren? Und war ich dann nicht irgendwie eine falsche unehrliche Freundin?
Während ich mich also Monate später all das frage, komme ich mir immer noch so machtlos vor wie bei unserem Abschied. Und ich fühle mich nach wie vor sprachlos, obwohl ich das Bedürfnis habe zu schreien.
Alles Vergangene wird überschattet vom Jetzt und von Dingen, die ich nicht mehr mitbekommen sollte. Tue ich aber. Warum eigentlich? Wäre es nicht einfacher mich damit abzufinden, dass der Mensch von dem ich glaubte, ich würde ihn kennen, z.B. einfach gestorben ist?
Denn schließlich fühlt es sich genau so an. Nur dass bei seinem realen Tod vermutlich nostalgisch in schönen Erinnerungen schwelgen würde und es mir stattdessen gerade so vorkommt, als wären wir nie befreundet gewesen. Als hätte es nie eine vertraute Verbindung gegeben, die jedoch einmal da war. Aber ich kann sie beim besten Willen nicht mehr erkennen, während ich fassungslos auf ein weißes Profilbild eines mir vollkommen fremden Menschen blicke. Mit Deutschlandflagge im Hintergrund.
Hallo Lui,
viele Gedanken, die Du Dir da machst, kann ich sehr gut nachvollziehen. Was mich beeindruckt, ist Deine Haltung, ich lese da trotz der Enttäuschung (und sicher noch vielen weiteren Emotionen) kein böses Wort von Dir, das gefällt mir sehr!
Eine interessante Frage wäre vielleicht, wer für sein eigenes Handeln und die Entscheidungen, die man trifft, verantwortlich ist. Oft meint man, man sei (mit)verantwortlich für die Dinge, die da geschehen und entwickelt daraus Schuldgefühle oder zumindest bleiben Fragen, die einen aufwühlen. Ich meine, dass man nur für sein eigenes Handeln tatsächlich die Verantwortung übernehmen kann, ganz gleich, ob man sich für irgendwen oder irgendwas verantwortlich fühlt, denn nur über das eigene Handeln hat man tatsächlich die Kontrolle.
Es gibt einen großen Unterschied, ob man vor einer Situation (oder jemandem) wegläuft oder ob man loslässt. Manchmal muss man loslassen, damit ein anderer seine eigenen Erfahrungen machen kann bzw. muss. Menschen müssen Fehler machen, sonst können sie nicht daraus lernen. Bedenke, dass auch Du eines dieser ‚Autobahnschilder‘ für andere sein könntest, vielleicht sollte die Begegnung nie mehr sein, als ein kurzer gemeinsamer Stopp am Wegesrand, wer weiß das schon? Was ich weiß, ist, dass viele Begegnungen erst im Laufe der Zeit ihre Wirkung entfalten können, wenn man bereit dafür ist. Das kann auch erst lange Zeit nach einer Begegnung passieren, dass Botschaften aus der Vergangenheit verstanden werden. Vielleicht dauert das einfach noch etwas … 😉
Hallo Observer,
ich bin ja allgemein nicht so „hässig“ und darauf bedacht, niemanden schlecht zu machen oder gar böse zu denken, auch wenn ich sein Handeln nicht unbedingt verstehen kann. Die Vorstellung von einem Feindbild oder einem Schuldigen mag ich nämlich überhaupt nicht und bin eigentlich ganz froh darüber, eher mit Enttäuschung auf meinen Frust zu reagieren als mit Aggression.
Und ja, diese Frage ist wirklich interessant.
Ich glaube ja daran, dass man sich gegenseitig immer etwas mit auf den Weg geben kann. Und wenn es ein sehr guter Freund ist, fühle ich mich in der Regel schon in der Verantwortung, gewisse Dinge anzusprechen und ihm somit auch zu „spiegeln“. Diese Auseinandersetzung mit dem anderen macht für mich unter anderem eine intensive Freundschaft aus.
Doch wo endet nun diese Verantwortung? Spontan würde ich sagen, wenn der andere mein Bestreben nicht sieht oder ich zumindest keine Anzeichen dafür erkennen kann, dass es ankommt und er sich damit auseinandersetzt.
Vielleicht habe ich aber auch an dieser Stelle die Macht „überbewertet“, die meine Worte und Handlungen hätten auslösen können… denn ich war vermutlich sehr lange gar nicht in der Lage dazu, etwas sagen zu können…
Zu einem richtigen Gespräch (zu diesem Thema) kam es ja gar nicht und wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich auch, warum ich erst mal gar nichts gesagt habe (sagen konnte) und dann gleich gegangen bin:
Meine eigene (politische) Meinung hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt, während er sich schon länger damit auseinander gesetzt hat. Da mich das Thema durch meine anfängliche Politikverdrossenheit eher deprimiert hat, haben wir es auch ausgeklammert und ich habe automatisch nicht genau hingesehen bzw. irgendwann sogar angefangen, seine Beiträge auf Facebook wegzuklicken und auszublenden. Daher fiel mir wiederum der extreme Kontrast erst auf, als es quasi „zu spät“ war und wir beide unsere Sichtweisen gebildet bzw. verfestigt hatten.
Es war also eher ein Weglaufen als ein Loslassen. Ich glaube nämlich, dass das Loslassen eher ein bewusster Prozess ist und dafür war ich einfach noch nicht so weit. Allerdings finde ich es gerade auch nicht schlimm, da ich mein Weglaufen ebensowenig als „bewusste Entscheidung“ sehe bzw. eher als ein Weglaufen vor dem Thema Politik allgemein als vor der Auseinandersetzung mit meinem ehemals besten Freund.
Ich danke dir sehr für deinen Kommentar und die inspirierenden Gedanken dazu! Auch wenn ich an der Antwort wieder zwei Stunden dran bin, hat es mir sehr geholfen, das noch mal zu analysieren und durch das bewusste Formulieren einiges umzudenken und zu erkennen. : )
Dieser positive Schlussgedanke gefällt mir auch sehr gut! : )
Hallo Lui!
Erstmal vielen lieben Dank an Dich, dass Du Dir bei allen Beiträgen die Zeit nimmst, auf die Kommentare zu antworten. Ich weiß, wie anstrengend das sein kann, denn es kostet manchmal sehr viel Zeit und es kann sehr anstrengend bzw. fordernd sein. So geht es mir oft, wenn ich Deine Texte lese, mir kommen dann so viele Gedanken und Überlegungen in den Sinn, dass ich manchmal bedaure, dass man diese ‚Barriere des nur schreiben Könnens‘ akzeptieren muss. Andererseits hat man so wiederum die Zeit, in Ruhe über das Gelesene aber auch über das, was man schreiben möchte, nachzudenken. Das ist bei einem persönlichen Gespräch kaum möglich. Mir fällt dazu das Bild eines Eisbergs ein, dessen sichtbarer Teil für Worte/Texte stehen könnte, während all die vielen Gedanken, die dazu gehören, den weitaus größeren, verborgenen und vor allem tragenden Teil ausmachen.
Die hohen Erwartungen, die man oftmals entwickelt, wenn man einem anderen Menschen versucht, etwas zu ’spiegeln‘, werden oft enttäuscht. Aber ich sehe darin kein ‚Versagen‘ und auch kein ‚Scheitern‘, sondern es ist eine Grenze, an die man stößt und wo einem bewusst wird, dass man diese ‚Macht‘ der Kontrolle einfach nicht hat. Das meinte ich mit Verantwortung, die man nur für sich selbst ausüben kann. Man kann seine Meinung äußern, diskutieren, manipulieren, streiten usw., aber ob sich eine andere Person davon beeinflussen lässt, kann nur diese Person entscheiden, weil sie allein für diese Entscheidung die Verantwortung übernehmen kann. Verantwortung also im Sinne der Kontrolle und Handlungsfähigkeit. Du hast die Verantwortung für das übernommen, was Du tun kannst, also über Deine Gedanken und Handlungen. Mehr kannst Du einfach nicht tun. Mehr sollte man vielleicht auch gar nicht tun …
Wenn diese Begegnung, wie auch immer sie verlaufen ist und geendet hat, u.a. dazu geführt hat, dass Du Dich z.B. mit politischen Themen intensiver auseinander setzt, dann war es jedenfalls nicht umsonst. Und wer weiß, ich habe jedenfalls keinen Zweifel, dass umgekehrt auch Deine Bemühungen nicht umsonst waren. Ob und wann Du das jemals erfahren wirst, ist dabei eine andere Frage …
Was das Loslassen betrifft, ich stimme Dir absolut zu, dass es eher eine bewusste Entscheidung ist. Aber ich ziehe dabei in Betracht, dass es eine bewusste Entscheidung unseres Unterbewusstseins sein könnte, so eine Art ‚Bauchgefühl‘, das einen dazu drängt, etwas zu tun, wenn es sich nicht (mehr) richtig oder gar falsch anfühlt. Eine Art von Selbstschutz vielleicht, aber kein weglaufen im Sinne einer Flucht. Das ist sicherlich etwas, das mit Lebenserfahrung zu tun hat, man macht vielleicht instinktiv das ‚Richtige‘, ohne es als bewusste ‚Kopfentscheidung‘ zu empfinden.
Alleine die vielen Gedanken, die Du Dir mit diesem Erlebnis gemacht hast, tragen ganz sicher dazu bei, dass Du Dich weiter entwickeln kannst, Du weißt ja, das Leben hat oft sehr merkwürdige Lehrmethoden parat, aber am Ende ist nur wichtig, was Du für Dich mitnehmen kannst.
Wie war das noch? Die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die man nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die man ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Ob man jemals Weise sein kann?
Ich werde jetzt weiter über Deinen wunderbaren Beitrag #77 nachdenken, oder besser, was ich darauf antworten könnte, ohne gleich ein Buch zu schreiben (lach). 😉
Ganz liebe Grüsse!
Hallo Observer!
Es freut mich, dass dich meine Texte so zum Nachdenken anregen und inspirieren.
Deine Kommentare tun das aber auch!
Zum Thema Kommunikation: Sowohl die Schriftform als auch ein persönliches Gespräch haben ihre Vor- und Nachteile. Bei unseren eher komplexen Ausführungen und Analysen könnte man meinen, dass die Schriftform wohl die passendere ist, weil man dadurch – wie du schon angemerkt hast – mehr Zeit hat, um darüber nachzudenken und im Prozess des Ausformulierens auch zu verinnerlichen.
In einem persönlichen Gespräch kann man dafür durch den direkten Austausch der Gedanken einerseits gemeinsam schneller zu neuen Erkenntnissen kommen, andererseits könnte auch vieles nur „angedachte“ untergehen oder es könnte sehr schnell ein noch fordernderes Gespräch werden als eben ein reiner Text. Es sei daher nicht gesagt, dass all das „Verborgene“ auch in einem direkten Kontakt zum Vorschein kommt…
Wobei ich jetzt schon neugierig bin, wer du eigentlich bist, da du dich ja wirklich sehr intensiv mit meinen Texten auseinandersetzt. ; )
Beim „Spiegeln“ kommt es glaube ich darauf an, worauf man seinen Fokus legt. Will ich den anderen bewusst ändern bzw. erwarte ich, dass er sich ändert aufgrund dessen, was ich ihm sage? Oder will ich ihm erst einmal einfach nur meinen empfundenen Ist-Zustand spiegeln? Wobei ich glaube, dass es ganz ohne Erwartung oder eine kleine Hoffnung vermutlich nicht geht… z.B. dass das, was ich sage, auch wirklich gehört wird. Dass mein Gegenüber das überhaupt wahrnimmt und sich damit auseinandersetzt und nicht vehement abstreitet, ignoriert oder mir ein Gefühl von Unverständnis vermittelt.
Ja, man stößt wohl auf so einige Grenzen und wie du schon richtig beschrieben hast, beginnen sie wohl da, wo meine Verantwortung endet und in die des anderen Übergeht, der dann an der Reihe ist zu reagieren.
Und ja, ich habe auch lange darüber nachgedacht, ob loslassen nun bewusst oder unbewusst ist… Mir gefällt daher deine Interpretation, in der du beides noch mal thematisierst! : )
Zur „Weisheit“ oder wie man es auch nennen mag (einen richtigen Begriff habe ich dafür noch nicht gefunden) habe ich einiges in #78 untergebracht und bin gespannt, wie du das siehst!
Ob man jemals weise sein kann, weiß ich nicht… vielleicht wird man es auch nie sein und die Verinnerlichung dieser Erkenntnis ist ein Teil der „Weisheit“? Für mich fühlt sich der Weg dahin aber auf jeden Fall „richtig“ an…
Ganz liebe Grüße auch an dich!
Hallo Lui!
Das Sinnbild, das mir einfiel, als ich mir überlegt habe, was ich dir in meinem obigen Kommentar schreiben möchte (also das mit dem Eisberg), hat mich noch eine ganze Weile beschäftigt. Ich neige dazu, ‚in Sinnbildern zu denken‘, denn sie lassen einem viel Freiheit in der Deutung, da ist nichts so ‚festgenagelt‘, wie das manchmal bei Worten/Sätzen der Fall sein kann. Gleichzeitig lassen sich so auch komplexe Sachverhalte in gewisser Weise soweit ‚trivialisieren‘, dass sie sich leichter erfassen lassen.
Wenn man sich nur mal überlegt, dass genau so ein Eisberg die als unsinkbar geltende Titanic in wenigen Augenblicken derart beschädigen konnte, dass sie binnen weniger Stunden versenkt wurde, dann finde ich das sehr interessant, mal die Gedanken ein wenig kreisen zu lassen. Denn in Wahrheit ist der Eisberg einfach nur ein Eisberg, er ist das, was er ist, nicht weniger aber auch nicht mehr. Dennoch heißt es gerne, dieser Eisberg sei Schuld am Untergang gewesen. Mhhh …, ist das wirklich so? Ist der Eisberg in böser Absicht der Titanic entgegen geschwommen und hat sie mit voller Absicht gerammt, um sie zu versenken? Hat er sich dabei heimtückisch in der Nacht versteckt und zudem verheimlicht, dass die ‚Gefahr‘ unterhalb des Meeresspiegels verborgen ist? Nein, den Eisberg trifft keine Schuld, er ist einfach ein Eisberg, und es ist seine Natur, so zu sein, wie er ist. Nicht weniger und nicht mehr. Aber der Eisberg hat das Potential gehabt, den Menschen etwas zu spiegeln, all die Erkenntnisse, die aus dieser ‚unglücklichen Begegnung‘ gewonnen werden konnten, basieren auf dieser Erfahrung. Der Eisberg selbst hat dabei keinerlei Einfluss genommen auf den Inhalt der Spiegelung, da wurde nichts manipuliert, nichts weggelassen oder hinzugefügt.
Viele Begegnungen im Leben scheinen mir wie Kollisionen mit solchen ‚Eisbergen‘ zu sein, sie hinterlassen oft Ratlosigkeit, manchmal auch Scherben und Zerstörung, manchmal fühlt man sich hilflos und ohnmächtig, versteht nicht, warum man solchen Schaden nehmen konnte, warum ich, warum jetzt, warum auf diese Weise …
Jeder dieser Eisberge ist für jeden von uns die Chance, ein sehr ehrliches Spiegelbild von uns selbst zu erhalten, es zeichnet sich ein Bild von uns ab, das mit der Zeit und weiteren Kollisionen immer deutlicher wird. Irgendwann verlieren die Eisberge ihren Schrecken, denn all das Leid, das wir jedesmal erfahren, wenn wir kollidieren, hat mit uns selbst zu tun. In dem wir uns damit auseinandersetzen, können wir wachsen, dazulernen und uns weiterentwickeln und noch viel mehr. Meist ein schmerzhafter Prozess, aber genau deshalb auch so wirksam! Das, was da so weh tut, ist das Erkennen und die damit einhergehende Veränderung. Das sehe ich also grundsätzlich als etwas Gutes an, auch wenn das im Moment der Erlebens anders sein mag … 😉
Mir kommt ein weiteres Sinnbild in den Sinn, ich hatte es glaube ich an anderer Stelle mal erwähnt. Ich betrachte das Erkennen unseres Wesens letztendlich als einen Prozess des ’sichtbar Machens‘. Anstelle des Gedankens, dass man mit der Zeit die Skulptur aus einem Steinblock schlägt und diese im Laufe des Lebens vollendet, stelle ich mir vor, dass diese Skulptur (stellvertretend für unser wahres Wesen) immer schon da ist und dass im Laufe des Lebens das Drumherum entfernt wird, bis sie vollständig sichtbar wird (ein Ideal). Kollisionen mit Eisbergen können dabei die Hammerschläge sein, die das bewirken … 🙂
Die Frage, wer ich bin, lässt sich also noch nicht wirklich beantworten, denn auch ich fühle nach wie vor, wie das Leben mal sanft und mal hart die Schale aufschlägt, die mich umgibt. Und ich ertappe mich manchmal dabei, wie ich mich in selbige verkrieche, weil ich Angst davor habe, dass dieser ‚Schutz‘ zerstört werden könnte. Doch eigentlich ist es eher eine Befreiung, erst wenn die Schale entfernt sein wird, werde ich sehen können, was mir bis dahin verborgen geblieben ist und auch erst dann werde ich wissen, was mein wahres Wesen ist. Vielleicht ein Vogel? Oder eine Schildkröte? Oder doch nur ein Frühstücksei … 😀
Kannst Du verstehen bzw. nachvollziehen, was ich meine? 🙂
Dein #78 hat mich übrigens sehr inspiriert, dafür danke ich dir sehr! Ich möchte auch gerne noch etwas dazu schreiben, aber das mache ich dann dort, das Obige hat aber auch schon sehr viel damit zu tun …
Ganz liebe Grüsse! 🙂
Hallo Observer,
das mit den Sinnbildern kann ich nachvollziehen! Ich arbeite ja auch gerne hin und wieder mit ihnen wie z.B. in meinen Metaphern. Denn diese benennen und umschreiben eine Thematik, die ich in dem Moment auch nicht anders in Worte fassen möchte oder gar kann. Und während ich sie dadurch nicht zu 100% konkretisiere, können sie dennoch bis ins kleinste Detail durchdacht sein.
Diese Vorgehensweise kann einen auch weiterbringen, weil das Gestalten und Formulieren so eines Sinnbildes ja auch ein Denkprozess ist und wie du so schön beschrieben hast:
Allerdings habe ich gerade auch die Worte meiner damaligen Psychologin in den Ohren…
Ich hatte mal in der Gruppentherapie eine Metapher vorgelesen, die alle anderen toll und treffend fanden und sie meinte dazu nur, dass das ja sehr schön umschrieben sei, aber eben nicht so wirklich greifbar und dass sie es nicht verstehe und ich mir mal Gedanken darüber machen sollte, warum ich Menschen als Gegenstände beschreibe. Im ersten Moment klang das hart, aber ich habe mich nicht unverstanden oder verletzt gefühlt. Ich habe aber auch in ihrem Umgang mit den anderen erkannt, dass sie oft eine Reaktion provozieren wollte, indem sie eine Gegenposition einnahm. Und obwohl ich sie durchschaut hatte, wirkte diese Taktik gewissermaßen auch bei mir, denn sie warf dadurch nämlich einen Aspekt in die Runde, den ich so noch nicht durchdacht hatte.
Warum ich dir das schreibe?
Einfach als gedankliche Anregung. Dass du eher in Sinnbildern denkst, passt für mich nämlich gut zu deiner Aussage über den Schutz und die Schale, vor dessen Aufplatzen du dich manchmal fürchtest.
Und darum finde ich es umso schöner, dass du es trotzdem wagst, weiterzugehen und es zu riskieren! Zwar riskierst du damit auch Leid, aber es gehört ebenso zum Leben und ist ein wichtiger Bestandteil eines Lernprozesses. Denn nur so kommst du auch weiter in deiner Entwicklung, lernst Neues, findest wieder ein bisschen mehr über dich heraus… – ob Vogel, Schildkröte oder Hühnerei. ; )
Aber nochmal zurück zu deinem speziellen Sinnbild des Eisbergs: Du hast das schon sehr gut durchdacht! Ein Eisberg/Mensch ist einfach da. Ob wir auf ihn zusteuern oder es lassen und lieber einen weiten Bogen um ihn machen oder ihn am Rande gar nicht wahrnehmen. Und wir sehen natürlich auch nicht immer auf Anhieb das, was darunter liegt. Oft stoßen wir ja auch bereits vorher mit einem Teil von ihm zusammen, der uns unter der Wasseroberfläche noch nicht aufgefallen ist. Vielleicht ist das ja auch eine Warnung?
Und jede Kollision hinterlässt ihre Spuren – mal tiefer, mal oberflächlicher. Ich glaube auch, je näher wir so einem Eisberg kommen, desto heftiger fallen diese auch aus. Aber das heißt nicht, dass wir deshalb untergehen oder eine Kollision in diesem Fall immer etwas Schlechtes sein muss! Sie kann uns auch weiterbringen auf der „Suche nach uns selbst“.
Im Grunde können nur wir alleine das entscheiden… also auch, was wir aus der Begegnung mitnehmen.
Daher finde ich es auch immer so schade, wenn das manchen Menschen einfach nicht gelingt durch die extreme Verletzung, die sie mit einem Eisberg erfahren haben…
Du hattest einmal erwähnt, dass du dir die Fähigkeit wünschst, andere durch deine Augen sehen zu lassen und die Welt so erleben zu lassen, wie du sie wahrnimmst. Das denke ich mir hierbei auch. Und ebenso weiß ich aber, dass die gemachte Erfahrung dennoch da ist, auch wenn sie das (noch) nicht sehen können. Vielleicht irgendwann…und auch positiv. Ich wünsche es ihnen jedenfalls!
Ganz liebe Grüße : )
Hallo Lui!
Ich denke, ich habe gerade etwas Wichtiges verstanden, das mir zwar nicht fremd ist, das ich aber sehr viel mehr verdränge, als ich mir eingestehen möchte. Das sind solche Momente, in denen man klarer sieht, als einem lieb sein kann. Im Kopf bin ich vielleicht etwas weiter als in der Ausführung … daran muß ich sicher noch arbeiten. Ich danke dir sehr für diesen Input! 🙂
Ganz liebe Grüße!
Hallo Observer!
Es freut mich, dass ich etwas „Licht ins Dunkel“ bringen und dir so beim Bewusstwerden von ein paar Dinge helfen konnte! Und mit diesen „Momenten der Klarheit“ bist du nicht alleine… aber ich glaube auch, dass sie wichtig sind, um zu erkennen, woran man arbeiten sollte. : )
Auch an dich ganz liebe Grüße!