Gemeinsam geteilte Erlebnisse/Erinnerungen mit anderen scheinen für viele die Regel zu sein. Allein Erlebtem eine hohe oder stellenweise sogar höhere Bedeutung beizumessen die absolute Ausnahme. Wir sagen aber auch selten zu anderen: „Weißt du noch, damals, als ich das und das gemacht/erlebt habe?“
Und da frage ich mich nun: Warum eigentlich? Erleben wir diese Momente alleine wirklich als weniger intensiv? Oder erleben wir sie überhaupt bzw. nehmen wir sie überhaupt als besondere Momente/Erlebnisse wahr? Finden wir sie gar bedrohlich oder traurig? Und empfinden wir wirklich so oder nur, weil wir das Alleinsein nicht gewohnt sind? Weil man uns vielleicht auch signalisiert, dass es etwas Schlechtes ist?
Für mich beginnen oft besondere Momente alleine und verlaufen dann entweder gemeinsam oder eben weiterhin alleine. Und enden tun sie auch alleine wie z.B. auf dem Weg nach Hause oder alleine in meiner Wohnung. Ich genieße das Alleinsein dann total, beinahe so sehr wie die Party davor (Prä-Corona). Mir ist schon oft an mir aufgefallen, dass mir das einfach sehr viel mehr gibt als anderen. Ich fühle mich beim Gedanken daran unglaublich wohl, frei und unbeschwert.
Bei mir bilden also eher die Momente mit anderen die Ausnahme (bzw. sorgen sie zwar auch für ein schönes Gefühl, aber anders). Und mit den „Anderen“ meine ich jene Menschen, die mir nahe stehen und die ich auch wirklich wieder sehe, um gemeinsam Neues zu erleben oder in alten Erinnerungen zu schwelgen. Menschen, denen ich z.B. alleine auf einer Reise begegne, zähle ich überwiegend zu meinen „Solo-Momenten“, an die ich aber ebenso gerne zurückdenke wie an das gemeinsam Erlebte, das mich mit anderen verbindet. Gerade typische Journeys alleine haben für mich sogar so viel Bedeutung, dass mir der Gedanke mit einer bekannten Person zu verreisen teilweise sogar suspekt ist.
Ist das alles nun Gewohnheit oder mein Charakter? Wäre es denn anders, wenn ich mehr mit anderen unternehmen würde? Könnte ich mich denn „umgewöhnen“? Oder könnte ich das gar nicht, weil ich vom Wesen her dazu neige, vieles lieber alleine zu erleben und gestresst sein würde mit zu vielen sozialen Herausforderungen um mich herum?
Wo liegt denn die Grenze zwischen der Anpassung (von welcher mir so gut wie jeder spiegelt, dass sie wichtig ist) und meinem eigenen Bedürfnis?
Ich weiß ja, dass ich mich teilweise auch anpassen muss. Aber etwas in mir stäubt sich einfach, besonders wenn mir eben andere vermitteln, dass es irgendwie unnormal und gefährlich ist, das Alleinsein quasi so zu feiern wie ich es manchmal tue.
Z.B. ist es für mich ein Jammer, dass sich jetzt auf einmal alles so schnell verändert und ich zurückfinden muss.. in einen „normalen“ Arbeitsalltag (von 5 Tage die Woche Homeoffice auf max. 1-2). Das fällt mir nun doch schwerer als zunächst angenommen, wo ich ja jetzt weiß, was alleine alles so schön war. Diese reine Homeofficezeit hat mich so erfüllt, dass ich gestern regelrecht Panikattacken vor der kommenden Woche hatte, in der ich die meiste Zeit wieder normal arbeiten werde.
Retrospektiv waren die letzten Monate somit eine Traumillusion, die aber wie ich weiß keine Zukunft hat, weil die Realität nun mal anders aussieht. Die Realität findet vor Ort auf der Arbeit statt und in dieser bin ich nämlich häufiger überfordert, achte daher weniger auf mich, höre auf Nachrichten zu hören, zwinge mich erst mal wieder zu allem, verfalle leichter ins Panikmuster, muss mehr Medikamente nehmen (um mit den vielen Reizen aus der Umwelt klar zu kommen), bin ausgelaugt von Gesprächen mit anderen, kann mich gefühlt schlechter emotional auf sie einlassen und fühle mich am Ende vom Tag unbefriedigt was meine Leistung angeht…
Ich weiß ja, dass ich vieles davon auch schon mal in einer Prä-Corona-Zeit bewältigt habe. Und das, was ich nicht konnte, kann ich jetzt eben auch noch nicht wirklich… Und sicherlich war mein Leben damals ja trotzdem erfüllt. Aber es war eine weitaus größere Herausforderung, immer wieder aufs Neue. Und vieles von dem, was ich jetzt so zu schätzen gelernt habe, war eben nicht da oder so stark ausgeprägt. Die Bindung zu meiner besten Freundin Maze und zu meiner Mum zum Beispiel. Das Schreiben. Die Inspiration. Die Motivation. Das bewusste Leben im Jetzt. Das Interesse an so vielem…
Vermutlich ist daher ein Auslöser für meine Panik die Angst, dass das alles verloren geht, wenn ich wieder mehr vor Ort arbeite. Zusätzlich natürlich zu jener Angst, einfach nicht mehr so leistungsstark sein zu können bzw. viel zu schnell überfordert zu sein.
Die größte Herausforderung für die nächste Zeit wird es also sein, das Positive auch wieder im „normalen“ Arbeitsalltag zu sehen… Zu akzeptieren, dass ich es nicht ändern kann, aber die Möglichkeit habe, mir eine neue angepasste Realität zu schaffen. Mehr als so manche andere in ihren Jobs. Was ich daraus mache bleibt mir selbst überlassen.
Und das Private? Vielleicht sollte ich einfach erst mal froh sein, wenn ich nicht aufhöre einzukaufen und zu essen und mir so den enormen Druck rausnehmen auch weiterhin alles schaffen zu wollen. Was dann noch dazu kommt und wie viel Kraft mich diese Umstellung und das Arbeiten an der Art zu arbeiten wirklich kosten wird, wird sich zeigen. Es wäre einerseits utopisch zu glauben, dass ich alles so schaffe wie im Homeoffice… aber andererseits male ich gerade vielleicht auch alles etwas arg schwarz…