Mein letzter Artikel ist mal wieder negativer ausgefallen, was ich ja eigentlich nicht mehr wollte. Irgendwie fällt es mir leichter, über solche Dinge zu schreiben und zum Negativen zu tendieren, auch wenn es durchaus so einiges Positives in meiner Entwicklung gibt. Mir fällt es allerdings schwer, dem ganzen einen Raum und somit mehr Bedeutung zu geben. Es ist, als könne ich mich nicht so wirklich damit identifizieren, vor allem wenn ich die Sorgen und Probleme der anderen im Kopf habe. Es kommt mir beinahe so vor, als müsste ich mich sogar dafür entschuldigen, wenn etwas bei mir gut läuft, um nicht zu unsensibel zu wirken oder andere vor den Kopf zu stoßen, denen es momentan nicht so geht. Als hätte ich Angst davor, dass man mir etwas Positives missgönnt und als wäre alles einfacher und man dem anderen näher, wenn man in den Tenor der Verzweiflung miteinstimmt. Klar verbindet das und man fühlt sich nicht mehr so alleine. Aber es kann auch nicht richtig sein, sich davon so einnehmen zu lassen, dass man verlernt, das Positive zu sehen und dazu zu stehen.
Natürlich ist das Quatsch. Keiner in meinem Umfeld missgönnt mir etwas oder will, dass ich ebenfalls Probleme habe und dass es mir schlecht geht. Vielmehr lasse ich mich einfach mehr vom Negativen triggern und neige dazu, es eher rauszuhören als das Positive.
Bei Observer ist das besonders häufig der Fall, da er ein Mensch ist, der sehr viel über die Dinge nachdenkt, hinterfragt und Fragen stellt, die für mich tendenziell die Aufmerksamkeit eher auf die Schwierigkeiten lenken. Ich bin nämlich (mittlerweile) eher ein Mensch, der nach Lösungen sucht und verzweifle daran, für ihn keine zufriedenstellenden zu finden.
Vieles ist aber „einfach“ Ansichtssache. Beides – sowohl die positive als auch die negative Sicht – existieren nun mal zugleich und es liegt mehr oder weniger an uns, wie wir etwas interpretieren. Und wir haben es nicht immer so im Griff, dass wir uns die Sicht aussuchen können. Oft sind wir dem Automatismus einfach ausgeliefert.
So sieht Observer seine Fragen z.B. als neutral, ohne Wertung und als berechtigt. Ich sehe sie zwar ebenfalls als berechtigt, aber oft auch als zu hinderlich, um ins Handeln zu kommen und eine mögliche positive Erfahrung zu erleben. Beweisen kann ich ihm natürlich nicht, dass es auch so kommen kann, aber ich weiß aus Erfahrung eben, dass man manchmal einfach daran glauben muss, damit sich etwas ändert und bewegt. Für ihn als unglaublich sicherheitsliebenden Menschen und in seiner Lage ist das natürlich keine Basis, eine Entscheidung zu treffen.
In den vergangenen Monaten gab es somit so einige Schwierigkeiten in der Kommunikation zwischen uns, weshalb wir über viele wichtige Fragen, die unsere Zukunft betreffen, nicht mehr sprechen können. Ich empfinde mittlerweile seine Fragen als negativ, weil ich keine Antworten habe und ihm eben keine Sicherheit geben kann. Wie denn auch? Ich kann nicht in die Zukunft blicken…
So lenkt er mich, ohne es zu wollen, in unseren Gesprächen sehr oft eher in die negative Richtung und ich kann mich davon nicht genug distanzieren. Ich bin leider auch zu sensibel, um da nicht voll darauf einzusteigen und lebe dann quasi die Verzweiflung aus, die ich tief in ihm spüre oder zu spüren glaube.
Allerdings ist er keineswegs ein negativer und verzweifelter Mensch, auch wenn ich um diese Seite wohl besser Bescheid weiß, als jeder andere. Er war er es sogar, der mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass mein letzter Beitrag negativ war und dass es durchaus etwas Positives gibt, dem ich hier mehr Bedeutung schenken könnte.