10 Jahre – 1 Job IV: Die Ausbildungszeit

Heute kommt nun mein vierter und vorerst letzter Beitrag zu dieser Reihe, die ich anlässlich meines zehnjährigen Jubiläums bei meiner jetzigen Arbeitsstelle gestartet habe. Im Fokus steht dabei meine Ausbildungszeit bzw. weniger die Ausbildung an sich (inhaltlich), dafür aber mehr, wie ich mich dabei gefühlt habe.

Nun, was gibt es so darüber zu erzählen? Meine Ausbildung zur Fotogafin war gefühlmäßig sehr… gemischt. Auf der einen Seite habe ich in dieser Zeit enorm viele positive Erfahrungen machen dürfen, an die ich mich auch sehr gerne zurückerinnere. Dazu gehört vor allem die Zeit in der Berufsschule, in der ich zum ersten Mal in meinem Leben Teil einer Art Gruppe war und das auch selbst so empfunden habe (das habe ich unter anderem hier beschrieben: Zeugnisausgabe – Das erste Lehrjahr aus schulischer Sicht). In der Schule konnte ich mich auch richtig ausleben mit meinem Kleidungsstil, was mir echt gut getan hat. Mein Selbstwert hat sich ebenfalls in dieser Zeit weiterentwickelt, was ich auch meinem Chef und besten Freund MR zu verdanken habe.
Aber auf der anderen Seite hatte ich so verdammt viele Ängste vor dem Versagen und der Zukunft, dass es im Nachhinein ein Wunder ist, dass ich die Ausbildung durchgezogen oder überhaupt überlebt habe… Als ich mir die passenden Blogartikel dazu noch mal durchgelesen habe, ist mir klar geworden, dass das schon echt eine Leistung ist. (Ich selbst neige ja leider auch heute noch dazu, das runterzuspielen…)

Im folgenden will ich aber gar nicht so viel schreiben, sondern eher ein paar Artikel verlinken, welche die Emotionen und die Stimmung von damals einfach besser verdeutlichen.

 

Angefangen habe ich meine Ausbildung mit enormen Glücksgefühlen, weil ich endlich wieder ein Ziel im Leben hatte.

Ich werde Fotografin!

Ich war von Anfang an unglaublich ehrgeizig und hatte einen extrem hohen Anspruch an mich, den ich selbst aber nicht so sah. 100% sollten es mindestens sein. Besser 200%! So habe ich vermutlich schon früh ein eher realitätsfernes Maß entwickelt, war aber in mir oft voller Selbstzweifel, Selbsthass und Selbstvorwürfen. In abgeschwächtem Maß bin ich bis heute so, auch wenn ich bei weitem lockerer mit Fehlern umgehe als früher.

 

Etwa ein Jahr vor meinem Ausbildungsende stand dann die Frage im Raum, wie es denn nach der Ausbildung weitergehen sollte. Laut meinem ersten Chef sollte ich nicht übernommen werden. Das sagte er mir quasi in der ersten Woche. Nun hatte aber sein Bruder MR das Studio übernommen und ich hatte die Hoffnung entwickelt, dass ich auch übernommen werden konnte. Während dieser Zeit steigerten sich meine Ängste, am Ende meiner Ausbildung arbeitslos zu werden, keinen Anschluss zu finden und ziellos unterzugehen ins Unermessliche.

Re

Vor allem aber hatte ich zu dieser Zeit enorme Angst vor Gesprächen über Geld. Und wertlos zu sein. Nichts zu verdienen. Ich hatte nach meiner Ausbildung ja sehr große Bedenken wegen meinem Gehalt. Nicht etwa, weil ich dachte, der damalige Mindestlohn von 8,50 € sei zu wenig… eher dachte ich, es sei viel zu viel und meine Arbeit sei das nicht wert. Ich machte ja nichts anderes als vor meiner Ausbildung und war zudem so ein schwieriger Fall, auf den man Rücksicht nehmen musste. Warum sollte ich dann auf einmal mehr als das dreifache verdienen, wo ich doch nicht mal mehr konnte?! Nur wegen einem Gesellenbrief??

fleißig faul…

 

Als ich die stressigste Zeit am Schluss meiner Ausbildung dann hinter mir hatte – also sowohl die Prüfungen als auch das Gesellenstückchen gemeistert hatte und ich dann sogar übernommen worden bin – blieb das Glücksgefühl allerdings irgendwie aus… mir fiel kein schwerer Stein vom Herzen, eher rieselten nach und nach ein paar Kieselsteinchen runter….

On and on..

Und trotz allem möchte ich diese unglaublich stressige Zeit nicht missen, weil sie eben nicht nur das war, sondern mich auch vieles gelehrt hat.

 

Auch wenn ich es damals nicht so sehen konnte… ich war eine echte Streberin. Und ich schaffte es während meiner Berufsschulzeit ein Freigeist im Innen wie im Außen zu bleiben und mich nicht aufzugeben.

So kam es, dass ich mein Zeugnis und meinen Gesellenbrief wirklich in diesem Outfit vom Schulleiter entgegen genommen habe:


Siehe auch:

10 Jahre – 1 Job I (meine erste Begegnung mit MR)

10 Jahre – 1 Job II: Outtakes

10 Jahre – 1 Job III

10 Jahre – 1 Job IV: Die Ausbildungszeit

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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