Neulich in einem Telefonat mit Maze kamen wir über einen ehemals sehr guten Freund von mir zu seiner Freundin und von dort dann auf das Thema Eifersucht (weil daran wohl die Freundschaft gescheitert ist). Und ich habe mal wieder festgestellt, wie schwer es mir fällt, mich in dieses Gefühl hineinzuversetzen… also in das, was sie wohl gefühlt haben muss, als sie mich kennen gelernt hat. Es erscheint mir einfach so irrational und gar nicht greifbar…
Eifersucht: Starke, übersteigerte Furcht, jemandes Liebe oder einen Vorteil mit einem anderen teilen zu müssen oder an einen anderen zu verlieren. [Duden]
Mir stellen sich dazu so viele Fragen…: Ist es jetzt gut oder schlecht, dass ich irgendwie nie eifersüchtig bin und es mir nicht mal vorstellen kann? Ist es ein gutes Zeichen für meine Vernunft oder ein schlechtes für meine Gefühlswelt? Oder vielleicht sogar beides?
War ich denn überhaupt jemals eifersüchtig? Oder habe ich es vielleicht nur vergessen und verdrängt? Oder gar „überwunden“?
Wenn ich so meinen Blog nach diesem Begriff durchforste, finde ich neben den Andeutungen von diesem Jahr (dass ich damit eben nichts anfangen kann) auch etliche, urururalte Beiträge… aber das sind entweder ausgedachte Kurzgeschichten oder Randbemerkungen über die Eifersucht anderer. Meist waren es eben Freundinnen von Kumpels (auf mich), Freundinnen von mir (auf andere Frauen, die zu nah an den Männern waren für die sie sich interessiert haben oder mit denen sie bereits zusammen waren) oder Männer (auf andere Männer mit denen ich einfach nur rede) oder irgendwelche sinnlos betrunkenen Dramastorys aus meiner Kneipenzeit. Aber selbst war ich irgendwie nie betroffen oder habe es zumindest nicht als mitteilungsrelevant für diesen Blog empfunden. (Was aber sehr seltsam ist, denn ich habe hier wirklich meine Gefühlswelt so dermaßen unzensiert ausgebreitet, dass ich mir nicht vorstellen kann, gerade so etwas nicht zu erwähnen…)
Maze, die das Gefühl der Eifersucht besser kennt als ich, hat während des Gesprächs versucht ein Beispiel zu finden, damit ich es besser nachempfinden kann.
Als erstes fiel ihr mein Staubsauger ein (den ich total liebe, weil er mein Leben bereichert hat). Was wäre denn, wenn mir den jemand klaut? Ich habe ihn mir daraufhin angesehen, wie er da an der Wand montiert hängt und konnte mir das so gar nicht vorstellen. Sicherlich würde ich mich total ärgern, wenn er nicht mehr da wäre und ich wäre vermutlich erst mal am Boden zerstört, aber ich würde dann wohl endlich eine Hausratversicherung abschließen und mir den (oder einen ähnlichen) halt irgendwann nochmal kaufen…
Wie ich es auch drehte und wendete… ich konnte mir einfach nicht vorstellen, das mit Eifersucht in Verbindung zu bringen, auch wenn ich den Grundgedanken hinter der Idee ja schon verstanden hatte: Mir hat jemand was weggenommen, das ich liebe.
Als nächstes fragte sie mich also, was mir denn das wichtigste sei. Nach einigem Überlegen sagte ich mit Überzeugung: Ich.
Ich weiß, das hört sich jetzt total ego an, war aber keineswegs so ego gemeint. Es ist eher so, dass irgendwie stolz darauf bin, das überhaupt so sehen zu können. Festzustellen, dass ich mich gedanklich lösen kann von Abhängigkeiten, um mehr „bei mir zu sein“ ist für mich einfach ein schönes Gefühl, weil ich weiß, dass das keineswegs selbstverständlich ist.
Bei näherem Nachdenken über meine Ego-Antwort und Eifersucht ist mir außerdem noch etwas klar geworden: Ich weiß trotz dieser Antwort Maze und andere sehr wohl zu schätzen! Aber meine Verbundenheit äußert sich nicht in Eifersucht und Verlustangst sondern in Vertrauen. Ich vertraue darauf, dass mir keiner, den ich liebe, schaden oder mich 1:1 ersetzen will bzw. sich von jemandem so bequatschen lässt, dass es soweit kommt. (Und wenn jemand dennoch gehen will, dann wird das einen Grund haben…) Ich glaube auch nicht daran, dass mir jemand absichtlich etwas Böses will und steigere mich in dieses Gefühl hinein, bis ich es nur noch so sehen kann.
Somit glaube ich auch nicht, dass mich eine nahestehende Person für immer verlassen wird, wenn sie mal mehr mit anderen zu tun hat. Es gibt z.B. etliche Dinge, die ich nicht mag oder für die ich einfach nicht geeignet bin und die andere wiederum gerne machen. Und ich bin meinen Freunden absolut nicht böse, wenn sie das dann eben mit jemandem machen, der das lieber mit ihnen macht. Man muss nicht immer alles teilen… also warum sollten sie wegen mir darauf verzichten? Warum sollte ich das verlangen oder mir wünschen? Warum sollte ich mich ständig anpassen und verbiegen, um ihnen nahe zu sein?
Ich denke mir auch: Keiner gehört uns. Und wir gehören ebenso keinem. Genauso können wir keinen anderen Menschen vollkommen kontrollieren. Und gerade ich lasse mich auch von niemandem (mehr) kontrollieren!
Aber all das hängt irgendwie tief verwurzelt mit Eifersucht zusammen…: Besitzdenken und Angst vor dem (Kontroll)verlust, was letzten Endes mehr zerstört als es nutzt bis man sich quasi die unsichere Welt erschafft, die man so fürchtet. Für mich hat das alles aber nichts mit Akzeptanz, Liebe oder einer gesunden Beziehung zu tun. Ich kann daher auch nicht verstehen, wenn fehlende Eifersucht mit fehlender Liebe gleichgesetzt wird und daher unbedingt dazugehört, wenn man liebt. Besonders in Serien, Filmen, Songtexten etc. muss man immer irgendwie leidend und dramatisch von Eifersucht und Verlustängsten geplagt lieben. Je intensiver der Schmerz, desto intensiver der Liebesbeweis und damit auch die Liebe?
Und was ist, wenn ich das einfach nicht will?
Kann ich demnach also gar nicht lieben!?
War alles, was ich bisher gefühlt habe, somit nicht echt oder nicht tief genug, wenn ich so gar nicht eifersüchtig war? Habe ich mir (und damit anderen) etwas vorgemacht? Waren mir meine Ex-Freunde also gar nicht wichtig? Oder war ich nie lange genug mit ihnen zusammen? Bin ich vielleicht nur deshalb so gelassen, weil ich im Grunde „beziehungsunwillig“ bin und man dann ohnehin nichts zu befürchten hat?
Oder habe ich mir einfach keine Gedanken gemacht? Und ist das nun ein Zeichen von Vertrauen? Zeugt es denn von Reife, wenn ich einfach weiß, dass der andere wie ich ein Mensch mit freiem Willen ist und ich will, dass er das bleibt, so wie es auch bleiben will?
Mag sein, dass ich aufgrund all dessen vielleicht etwas lieblos wirke, selbst wenn ich das alles hier so schön reflektiert erkläre und versuche jeden Aspekt zu bedenken…
Mag sein, dass ich eine Egozentrikerin bin… aber ich sehe es eben so, dass ich mit anderen nicht glücklich sein kann, wenn ich es nicht mit mir selbst bin. Und ich hüte mich davor, das Glück in einem anderen Menschen oder nur in einer Sache zu suchen. Ich fürchte mich vielleicht auch ein wenig vor emotionaler Abhängigkeit und will daher lieber mein Leben behalten und nichts davon aufgeben oder einschränken müssen. Ich will eben nicht nur einen Teil von mir ausleben….sondern alles! Und da ich das meiste davon alleine mache, erwarte ich auch von meinem Gegenüber, dass er ohne mich leben kann.
Das klingt so logisch? So einfach? Ist aber keinesfalls selbstverständlich, denn retrospektiv betrachtet konnte mir keiner meiner Ex-Freunde (o.ä.) das Gefühl geben, dass das wirklich okay ist. Sie wirkten auf mich daher erheblich eifersüchtiger als ich, weil sie mich ja immer teilen mussten… Mit meiner Arbeit, meiner Freiheitsliebe, meinem Blog…(ja, auf den war auch schon jemand eifersüchtig…)
Letztendlich kann ich also sagen: auch wenn ich die Eifersuchtsproblematik nicht kenne…stehe ich dafür wohl vor ganz anderen Herausforderungen…