Im Grunde Gut!

Das erste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe, ist ein unglaublich schönes, positives und eines, das ich wieder und wieder und wieder lesen könnte: „Im Grunde Gut – eine neue Geschichte der Menschheit“ von Rutger Bregman.

Am liebsten würde ich es auch jedem in die Hand drücken! Allen Zweiflern und vor allem all jenen (Zynikern), die eher an das Böse, als an das Gute im Menschen glauben und sich auch nicht von ihrem Weltbild abbringen lassen.

Leider wird Zynismus und eine negative Weltsicht als realistischer eingeschätzt. In Gesprächen zieht man als „hoffnungsloser Optimist“ daher auch eher den kürzeren.
Ich selbst habe das in den letzten Jahren wirklich sehr oft erlebt. Meist habe ich diese Gespräche dann einfach germieden, denn ich wollte mich nicht immer und immer wieder wie das kleine naive Dummerchen fühlen, das noch an das Gute glaubt. Außerdem kann es sehr deprimierend und trennend sein, wenn Menschen, die man mag, einem ihre negative Weltsicht offenbaren.
Für andere lebe ich nach wie vor in einer Blase und auch Observer sieht das oft so. Ich meide nämlich im Gegensatz zu ihm die Nachrichten. Mir erschließt sich einfach nicht der Mehrwert daraus und ich bin davon überzeugt, dass gerade diese einseitige negative Berichterstattung das zynische Weltbild am Leben hält.

„Wenn wir uns in unsere eigenen Schützengräben eingraben, verlieren wir den Blick für die Wirklichkeit. Dann gelangen wir zu der Überzeugung, dass eine kleine hasserfüllte Minderheit repräsentativ für den Rest der Menschheit ist.“ [S. 412]

Ich leugne nicht das Böse und auch nicht die Ungerechtigkeit. Ich weiß, dass all das existiert. Dazu muss ich mir aber keine Nachrichten ansehen, die laut Bregman sogar süchtigmachenden Drogencharakter haben und uns in den meisten Fällen alles andere als gut tun.
Ich leugne auch nicht, dass der böse Anteil in manchen Menschen extrem groß ist, größer als der gute. Aber ich gehe nicht davon aus, dass wir Menschen von Grund auf tendenziell böse sind und es macht bei weitem nicht so einen großen Teil der Wirklichkeit aus, wie die meisten Menschen annehmen!

Dieses Buch beweist es:

„Das Böse ist stärker, aber das Gute kommt häufiger vor.“

Der Autor beschreibt nicht nur etliche positive und real existierende Beispiele, er räumt auch mit vielen Studien auf, die bisher einen Beweis für das Böse im Menschen geliefert haben. Der Hintergrund dieser Studien und Experimente (wie z. B. das Milgram-Experiment, das Stanford-Prison-Experiment oder der Broken-Window-Effekt,…) ist oft aber ein ganz anderer gewesen.
Ich hatte von vielen Beispielen aus dem Buch auch noch nicht gehört, aber gespürt, dass es sowas geben könnte und daran geglaubt, dass es möglich war. Nun, schwarz auf weiß zu lesen, dass es in Torres (eine Gemeinde im Westen Venezuelas) ein Bürgermeister geschafft hatte, die Bürger wirklich in politische Entscheidungen durch gemeinsame Bürgerversammlungen miteinzubeziehen oder dass in der Agoras-Schule Kinder spielend und selbstständig lernten und so ihre Potenziale entfalten konnten, freute mich ungemein.
Und ich bin mir sicher, dass das keine Ausnahmen oder Zufälle waren… dass diese Systeme überall funktionieren könnten und für mehr Politikbegeisterung in der Bevölkerung und Lernbegeisterung an Schulen sorgen würden. Aber dazu müssten wir von einem positiven Menschenbild ausgehen. Dafür müssten wir unser altes System ändern, anstatt diese Entwicklungen zu boykottieren, wie es leider sehr häufig vorkommt, weil angeblich nichts davon bestehen könnte. Entweder bringt es kein Geld oder kostet zu viel oder gefährdet die Wirtschaft oderoderoder… und so bleibt alles beim alten.

Wir schaffen uns so leider selbst diese harte böse Welt, in der wir angeblich nicht bestehen könnten, wenn wir zu soft wären und zu wenig wirtschaftlich denken würden. Tja, und dennoch halten wir daran fest… schlimmer noch: Wir züchten uns die Art Mensch heran, die egoistisch wird. Menschen sind das nämlich nicht von Natur aus.

„Bereits in den 1990er Jahren fragte sich der Ökonom Robert Frank, was das Bild vom Menschen als selbstsüchtigem Wesen mit seinen Studenten machte. Er ließ sie alle möglichen Aufgaben erledigen, bei denen ihre Großzügigkeit gemessen wurde, und was stellte sich heraus? Je länger sie Ökonomie studiert hatten, desto egoistischer waren sie geworden. «Wir werden zu dem, was wir lehren», sagt Frank“ [S. 35]

Es gibt noch etliche weitere Themen aus diesem Buch und Zitate, die ich hier posten könnte, aber das würde einerseits hier den Rahmen sprengen und andererseits möchte nicht zu viel vorwegnehmen.
Das Buch jedenfalls entspricht genau meiner Philosophie. Und ich kann es echt jedem ans Herz legen, der mal wieder etwas Positives und inspirierendes lesen möchte. : )

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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1 Kommentar        

Wieder ein sehr schöner Beitrag, Lui!  🙂

 

Vielleicht hätte Frau Birkenbihl ja darauf hingewiesen, dass es maßgeblich an den Eigenschaften unseres Gehirns liegt, daß wir eine deutlich gesteigerte Sensibilität für "Gefahren und negative Informationen" haben, den sog. Negativitiy Bias. So scheint es nachvollziehbar bzw. erklärbar zu sein, dass Menschen mit Schlagzeilen und Bildern negativer Ereignisse eher zu erreichen sind, als durch positive Meldungen. Leider wird dieser Mechanismus von vielen Medien quasi als Mittel zum Zweck "missbraucht", nach dem Motto "only bad news are good news". Gepaart mit einer gewissen Sensationsneugier vieler Menschen nimmt dann halt alles seinen unheilvollen Lauf. 

 

Zweifellos ist es aber eine völlig verzerrte Sicht der Dinge, wenn man sich allein auf negative Nachrichten stürzt und diese dann vielleicht auch noch unreflektiert übernimmt bzw. nicht weiter hinterfragt. Ich halte es jedoch für wichtig, sich allgemein "den Nachrichten" hin und wieder aufmerksam zu widmen, und zwar allen Nachrichten, den schlechten als auch den guten (und allem, was irgendwo zwischen diesen diesen Extremen liegt). Gut informiert zu sein ist wichtig, heutzutage vielleicht sogar mehr denn je zuvor! 

 

Die Kunst ist sicherlich die, aus dem gigantischen Informationspool dieser Welt, der nie versiegt, eine gesunde Mischung aus "wichtigen Informationen" zu fischen und diese auch mal auf Objektivität und Wahrheitsgehalt zu überprüfen, wenn möglich. Natürlich muß man jetzt nicht jeden Mist an sich heranlassen, nicht jede Katastrophenmeldung konsumieren und auch nicht permanent am Nachrichtenticker des Weltgeschehens kleben.

 

Die Gefahr, dass man durch übertriebenen Konsum typischer Negativschlagzeilen ein zu negatives Weltbild bekommt und dann gestresst ist oder gar Verzweiflungsängste entwickelt, besteht zweifellos. Bei manchen Menschen führt dies regelrecht zu einer Verweigerung gegenüber Nachrichten (News-Avoidance), während andere längst süchtig danach geworden sind, sich quasi rund um die Uhr kreuz und quer durch die Medienlandschaft zu ackern und überall aktiv mitzumischen. 

 

"Die Dosis macht das Gift", Diversität bei der Auswahl von qualitativ hochwertigen Medien kann ebenfalls dazu beitragen, sich ein gesundes und realistisches Weltbild zu erhalten und ausreichend auf dem Laufenden zu sein. An das Gute zu glauben, sich Hoffnung zu bewahren und positiv zu denken ist in meinen Augen keineswegs naiv. Es ist vielleicht sogar die treibende Kraft, all dem Wahnsinn da draußen etwas entgegenzusetzen und aufzuzeigen, dass es auch sehr viel Gutes gibt und dass diese Welt bunt ist und nicht schwarz oder weiß…           

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