Zwischen Empathielosigkeit und der Unfähigkeit sich abzugrenzen

Empathie ist nicht meine Stärke, das haben mir schon sehr viele Menschen gesagt oder signalisiert. Es ist zwar besser geworden, aber aktuell wird es glaube ich wieder schlechter…

Irgendwie verletzen mich die Versuche, mich in andere reinzuversetzen. Wenn sie mir ihr Leid klagen und sich ein offenes Ohr wünschen, tut mir das oft mehr weh, als der Person selbst. Ich kann es nur begrenzt aushalten, die Hilflosigkeit und Negativität anderer zu spüren. Da ich selbst gerade sehr labil bin, reagieren meine Antennen da auch hyperempfindlich. Manchmal trifft mich dann ihr Weltschmerz mit so einer krassen Wucht, dass ich am liebsten weglaufen und ihnen nicht mehr zuhören will. Am liebsten würde ich ihren Problemen aus dem Weg gehen, weil ich es nicht ertragen kann, ihnen keine Hilfe zu sein. Die meisten haben mir zwar gesagt, dass sie das gar nicht wollen oder erwarten… es würde reichen, wenn ich zuhöre. Aber ich kann das einfach nicht wirklich gut. Ich strebe nach Lösungen und wünsche mir eine echte Hilfe zu sein. Im Grunde genommen bleibe ich also nur. Frage nach, zeige Interesse. Doch ich leide nach und nach mehr mit, werde immer stiller, leerer, kaputter. Letztendlich ziehe ich mich zurück, bin froh weg zu sein und fühle mich elend, so eine schlechte Freundin, Tochter, Schwester zu sein….

Und mit jedem negativen, das ich mitbekomme, habe ich das Gefühl, dass etwas zwischen den anderen und mir kaputt geht. Was mir echt Angst macht…. Aber wie kann ich es verhindern? Wie kann ich für einen anderen Menschen da sein ohne selbst zu leiden? Wie schaffen das denn andere, einfach nur zuzuhören und da zu sein? Wie schaffen sie es, sich abzugrenzen? Wie kann man das lernen ohne sich schlecht dabei zu fühlen?

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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2 Kommentare        

Empathie ist nicht meine Stärke

So so

… tut mir das oft mehr weh, als der Person selbst

 

… reagieren meine Antennen da auch hyperempfindlich.

 

… ich leide nach und nach mehr mit

Sind dies nicht alles Zeichen für besonders stark ausgeprägte Empathie? Empathie nicht im Sinne, dass Du angemessen reagierst und Lösungen anbietest, aber dass Du dich in andere hineinversetzen kannst. Mehr als Dir guttut. Das können nicht viele, oder?

Wie kann ich für einen anderen Menschen dasein ohne selbst zu leiden?

Nur, indem Du empathielos wirst.

Wie schaffen das denn andere, einfach nur zuzuhören und da zu sein?

Manche, indem sie empathielos sind. Nicht alle hören zu, wenn sie es vorgeben, jedenfalls nicht verstehend, nachfühlend, sich hineingebend.

Wie schaffen sie es, sich abzugrenzen? Wie kann man das lernen ohne sich schlecht dabei zu fühlen?

Eine Heilpraktikerin sagte mir mal, dass sie an jedem Mittag ihr Yoga braucht. Ohne das würde sie ihren Job nicht überleben. Yoga würde ich mal als Platzhalter für alles sehen, das dem Geist guttut, ihn zur Ruhe bringt, vom Leid der Anderen wegführt zum eigenen Wohlbefinden. Das wir zum Leben brauchen.

Letztendlich ziehe ich mich zurück, bin froh weg zu sein …

Das ist Dein Yoga, das Du dringend zum Überleben brauchst. Gerade weil Du empathischer bist als manch andere Zuhörende.

… es würde reichen, wenn ich zuhöre …

Recht haben die, die das sagen. Niemand wird von Dir erwarten, dass Du fremde Probleme löst. So genial bist Du nicht 😉 Aber jeder, der mit Dir redet, kann fühlen, wie sehr die Worte und das eigene Leid Dich erreichen und dass Du ihre inneren Kämpfe nicht nur intellektuell, sondern fühlend verstehst. Das ist tausend mal mehr wert als jede Lösungsstrategie. Du zeigst den Menschen, dass sie nicht allein sind in einer Welt, mit der sie gerade nicht zurechtkommen.

Aber Du brauchst deine Abgrenzung! Du hältst das nur dosiert aus. Du brauchst Deinen Rückzug, Deine Art Yoga. Das müssen andere verstehen und akzeptieren, viel mehr aber noch Du selbst.

Weil Du einfach viel empathischer bist als andere 🙂

 

… es würde reichen, wenn ich zuhöre …

Recht haben die, die das sagen.  Niemand wird von Dir erwarten, dass Du fremde Probleme löst. So genial bist Du nicht 😉  Aber jeder, der mit Dir redet, kann fühlen, wie sehr die Worte und das eigene Leid Dich erreichen und dass Du ihre inneren Kämpfe nicht nur intellektuell, sondern fühlend verstehst. Das ist tausend mal mehr wert als jede Lösungsstrategie. Du zeigst den Menschen, dass sie nicht allein sind in einer Welt, mit der sie gerade nicht zurechtkommen.

Ich hoffe, dass es so ist… vielleicht fehlt mir da einfach etwas mehr Feedback… ein bisschen die Sicherheit? Ich selbst kann schlecht beurteilen, ob es den Menschen durch mein Zuhören wirklich besser geht…was mir wohl wiederum das Gefühl gibt, sie im Stich zu lassen, selbst wenn das gar nicht der Fall ist.

 

Ich glaube, ich wäre einfach gerne etwas mehr wie Momo von Michael Ende…

Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: Zuhören. Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, Zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich Zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig. Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte; nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.

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