Vom Verständnis (der Angst)

Wir Menschen sind so unterschiedlich.
Im Außen.
Im Innen.
Und noch tiefer sind wir noch unterschiedlicher…

Manchmal frage ich mich, wie wir es schaffen, eigentlich alle auf diesem Planeten zu existieren und in der exakt gleichen Sekunde Milliarden unterschiedliche Gedanken und Emotionen zu erleben und ebenso unterschiedliche Leben zu leben.
Denn was wir miteinander teilen bleibt unsichtbar.

Ein bisschen wie ein Netz spinnen sich hauchdünne Fäden zwischen uns auf komplett unterschiedlichen Ebenen. Manche davon sind oberflächlicher, manche so tief, dass sie für andere nicht nachzuvollziehen sind und sogar für einen selbst kaum erklärbar scheinen.
Die einzigartige Verbundenheit zum Beispiel, einen Menschen auf diese Art und Weise zu lieben, lässt sich so eigentlich gar nicht in Worte fassen, die dem ganzen gerecht werden würden und die irgendeiner im Außen verstehen könnte.

Zu diesen Gedanken hat mich gerade die Dokumentation „Angst und Panikattacken“ auf Arte inspiriert, weil das auch so etwas ist, das man jenen nicht erklärbar machen kann, die diese Gefühle nicht teilen oder sich darauf einlassen können oder allgemein diese Angstebene in diesem Ausmaß nicht kennen. Mir wird das immer wieder deutlich bewusst, wenn ich mit Menschen spreche, die z.B. nie an Depressionen erkrankt sind und auch sonst keinen Bezug zur Psyche auf dieser speziellen Ebene haben.

Warum rufst du nicht einfach an? Warum gehst du nicht einfach hin? Warum erledigst du das nicht einfach? Wo liegt das Problem, du musst doch was tun!

Ja verdammt! Es wird aber nicht besser, wenn man das jemandem wie mir immer wieder sagt. Und es wird auch nur minimal besser, wenn ich mich meinen Ängsten stelle. Der Mist verschwindet nicht einfach mit ein paar Erledigungen, die ja „gar nicht so schlimm“ waren. Das negative Gefühl kommt wieder, immer wieder… Denn wer einmal in den Abgrund geblickt hat, vergisst diesen Anblick einfach nicht.
Man lernt damit umzugehen, ja. Das kann zum Glück auch sehr gut gelingen. Man kann damit gut leben und glücklich sein. Aber der Anblick des Abgrunds bleibt in einem und es bleibt auch die Tatsache, dass man zu jenen, die ihn nicht kennen, auf dieser Ebene einfach kein Netz spinnen kann.

Das bedeutet jetzt nicht, dass Schweigen die Lösung ist. Es ist wichtig, dass wir uns dennoch einander mitteilen und versuchen uns gegenseitig unsere innere (Gefühls)welt zu beschreiben. Aber ebenso elementar wichtig ist es zu begreifen, dass wir uns lediglich um ein gegenseitiges Verständnis bemühen, es aber nicht dort erwarten können, wo einfach kein Faden, keine innere Beziehung zwischen zwei Menschen bestehen kann, weil die Erfahrungen einfach zu stark auseinander gehen.

Wer also zu viel erwartet von jenen, die diese Erwartung einfach nicht erfüllen können, der wird sich immer unverstanden fühlen, immer enttäuscht sein. 

 

Verständnis [Duden]

Fähigkeit, sich in jemanden/etwas hineinzuversetzen, jemanden/etwas zu verstehen;
innere Beziehung zu etwas;
Einfühlungsvermögen

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein, vertont

Autor: Journey

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