Zugfahren ist wie eine kurze Begegnung mit dem Wesen, dem Kern allen Seins. Ich entscheide mich aus freien Stücken dazu, in welche eine Richtung ich mich willen- und machtlos bewege und verschwende keine Zeit mehr mit den Fragen nach richtig und falsch. Denn ich kenne meinen Weg und mein Ziel.
Zugfahren ist eine Reise in ein anderes Leben, herausgerissen aus meinem aktuellen Zustand, hinein in ein neues Abenteuer. Ich steige ein, begegne Menschen, teile einen kurzen Augenblick ihres Lebensabschnitts. Es tauchen Fragen auf über das Ziel ihres Weges. Wenn ich mutig bin und es die Zeit erlaubt, auch über das Ziel ihres Lebens. Über ihre Gedanken, Wünsche und Hoffnungen. Was sie bewegt, verbindet, unterscheidet von mir.
Zugfahren bedeutet für mich nicht nur die Distanzüberwindung von A nach B. Alles hat mehr denn je einen Ursprung und ein Ende. Ich stolpere für einen Moment in eine andere Welt, in ein anderes kleines Universum, aus meiner eigenen gelegentlich verworrenen Existenz heraus. Es zeigt mir andere Türen und Fenster und ein Stück weit, wer ich eigentlich bin. Wie ich mich gebe und definiere.