Spontan inspiriert durch das Beantworten einer Mail möchte ich nun auch hier festhalten, was ich über die Begegnung mit Menschen und die Auswirkung auf uns bzw. unser Sein denke.
Oft höre ich von anderen, dass sie etwas vergessen möchten, Menschen für sie gestorben sind oder es ihnen am liebsten wäre, noch einmal die Zeit zurückzudrehen und neu anzufangen. Ich kann mit dieser Devise ehrlich gesagt nichts mehr anfangen. Denn immer, wenn ich mich frage (oder mich jemand fragt), was ich in meinem Leben anders gemacht hätte, wenn ich könnte, fällt mir auf, dass es da nichts gibt, nichts geben kann. Denn wer wäre ich denn, wenn ich bestimmte (auch negative) Dinge nicht erlebt hätte? Ich wäre gewiss nicht ich oder in der Form „ich“, die ich jetzt bin.
Das war nicht immer so. Bestimme Dinge habe ich natürlich auch verdrängt, obwohl sie Teil meiner Geschichte sind. Aber mittlerweile sie sind einfach weg, als wären da Lücken, in denen jedoch entscheidende Dinge passiert sind. Ein Teil von mir hat Angst vor diesem verborgenen Wissen und schreibt ihm dadurch vermutlich zu viel Bedeutung zu. Deshalb rühre ich das alles selten an, spreche vor allem ungern über mich, wie ich als Kind oder Jugendliche wohl war. Das ist für mich wie eine schwarze Box mit schwarzem Krimskrams…
Seit etwa 10 Jahren jedoch versuche ich all das besser zu machen, mit dieser Box zu leben und möglichst nicht noch mehr da reinzustopfen, denn ich bin davon überzeugt, dass diese Boxen extreme Probleme bereiten können. Stichwort: Psychosomatik.
Wie setze ich das nun in meinem Leben bzw. in meinem Umgang mit anderen um? Wie wirkt sich diese Erkenntnis aus?
Mittlerweile bin ich der Meinung, dass einfach keine Begegnung verschwendet ist. Denn irgendetwas bleibt immer zurück. Ich vermute mal, das ist es auch, was das Leben (in Bezug auf den Kontakt mit anderen Menschen) letztendlich ausmacht: Sich begegnen, gut verstehen, langweilen, nerven, auseinander gehen, …alleine durch die bloße Existenz bewegt man etwas. Das ist einem selbst vermutlich gar nicht so bewusst.
Mir wurde das schon damals in meiner depressiven Zeit klar, als ich zum ersten Mal Max Frisch las und folgenden Satz gelesen habe, der mich auch heute noch fasziniert:
„Ich halte nichts von Selbstmord, das ändert ja nichts daran, dass man auf der Welt gewesen ist, und was ich in dieser Stunde wünschte: Nie gewesen sein!“
Max Frisch – Homo Faber
Das ist eigentlich ein trauriges Zitat, aber es ist wirklich so, wenn man mal genau darüber nachdenkt:
Alles was man macht und nicht macht und jeder Mensch, der uns begegnet, wird Teil unserer Geschichte…ob er nun bleibt oder nicht. Ob er will oder nicht. Das einzige, das all dies unterbricht, ist der Tod. Und selbst dann ist man ja da gewesen. Selbst dann ist man noch in den Köpfen anderer, hat Steine ins Rollen gebracht, die wiederum Steine ins Rollen bringen.
Um das mal wieder auf meine (mittlerweile endgültig abgeschlossene) „Datingphase“ und meine Metapher der Sammlerin mieser Dates zu beziehen:
Im Grunde war kein Date davon wirklich mies. „Mies“ ist auch nicht der richtige Ausdruck dafür. Es ist eher nicht das gewesen, was ich gesucht/mir ganz tief im Inneren doch erhofft habe. Oder ich habe mir ehrlich gesagt gar nichts erhofft, wusste, dass das nichts wird und wollte mich im Scheitern von etwas bestätigen, was bei mir ja durchaus der Fall sein kann…
Jedoch kann ich der leicht selbstzerstörerischen Tendenz von damals mit der Erkenntnis dieses Blogeintrags entgegenwirken bzw. sie irgendwie relativieren. Diese ist nämlich, dass nichts umsonst ist!
Denn alle Dates (und auch das ein oder andere „Date“, das gar nicht erst zustande gekommen ist) haben mich folgendes gelehrt: Auch wenn ich den meisten Menschen vermutlich nie wieder begegnen werde, waren sie da und haben etwas mit mir gemacht. Ich habe ihnen Zeit geschenkt, Worte, Wissen,… Selbst wenn sie tot sind, ändert es nichts daran, was sie mehr oder weniger in mir ausgelöst haben und vor allem welche Zahnräder und Ketten sie wiederum in Gang gebracht haben – ob nun in meiner Denkweise oder in der Realität, was beides gar nicht mal so weit auseinander liegt, denn wir handeln ja aufgrund unseres Geistes.
Ich glaube auch, dass ich von mehr Menschen beeinflusst bin, als ich weiß. Natürlich erinnere ich mich an „bedeutende“ Begegnungen im Leben, die mich haben umdenken lassen oder mir etwas bewusst machten. Aber sicher viel mehr Begegnungen haben mich unbewusst verändert. Jede vielleicht nur ein wenig, in der Masse aber dann doch wesentlich.
Umgekehrt hat mir dann und wann auch jemand von einem Dritten erzählt, der über mich sprach und über den Eindruck, den ich auf ihn machte – positiv oder negativ 😉 Mir war das womöglich gar nicht bewusst, und dennoch habe ich diesen Menschen beeinflusst nur dadurch, dass ich kurz mit ihm zu tun hatte.
Ein schönder Gedanke – vorausgesetzt, die Begegnung und mein Eindruck auf andere muss mir nicht peinlich sein 😉
> Ich glaube auch, dass ich von mehr Menschen beeinflusst bin, als ich weiß.
Ja, das sind wir wohl alle mehr oder weniger, ob wir es nun wollen oder nicht. Schlimm finde ich das aber keineswegs! Für mich gibt es auch nur wenige, von denen ich sagen kann, dass sie mich wirklich massiv geprägt haben. Einem bin ich jahrelang hinterher gerannt (das kann man gaaaanz am Anfang meines Blogs feststellen), einem bin ich nie persönlich begegnet (hatte aber einen kurzen schriftlichen und telefonischen Austausch, der meine Sichtweise auf sehr vieles geändert und mich inspiriert hat) und der letzte ist mein Chef, von dem ich so vieles technisch und vor allem menschlich gelernt habe! Aber alle drei haben mich durch die Gespräche mit ihnen in eine Richtung gebracht…und die finde ich auch gut. : )
Im Gegenzug sehe ich, wie meine „neue“ Art mit Menschen zu kommunizieren auch Wirkung zeigt und sie dazu bringt, mit anderen auch besser zu kommunizieren und anders umzugehen. Besonders auf meine beste Freundin bin ich da stolz.
> vorausgesetzt, die Begegnung und mein Eindruck auf andere muss mir nicht peinlich sein 😉
Oh, warum sollte dir denn dein Eindruck auf andere peinlich sein? : O
Der Sinn im Sein ist vielleicht das Sein selbst. Anders gesagt: wenn keiner da wäre, wo wäre dann der Sinn? So gesehen könnte man sich eigentlich damit abfinden, einfach „nur“ zu sein und gut ist. Aber das Leben ist eine einzige Aneinanderreihung von Entscheidungen, die man in jeder einzelnen Sekunde seines Lebens trifft. Welcher Maßstab könnte nun aber der richtige sein, an dem man die Qualität der getroffenen Entscheidungen messen könnte? Eigentlich unsinnig, denn die Betrachtung einer bereits getroffenen Entscheidung liegt bereits in der Vergangenheit, die sich bekanntermaßen nicht mehr ändern läßt. Warum ist es uns dann aber so wichtig, unsere Entscheidungen bewerten zu wollen? Ist nicht jede Entscheidung, wie auch immer sie ausgefallen sein mag und welche Auswirkungen daraus entstanden sein mögen, letztendlich von gleicher Wertigkeit?
Der Schmetterlingseffekt z.B. macht deutlich, daß jede noch so kleine Handlung, egal von wem, zumindest theoretisch das Potential inne hat, einfach alles zu verändern. Doch nicht immer ist uns das bewußt, nicht immer sind diese Auswirkungen zeitnah zu bemerken, wenn überhaupt. Und doch kann man sich sehr leicht vorstellen, welche Auswirkungen z.B. ein kleiner Unfall haben mag, der einem z.B. morgens auf dem Weg zur Arbeit widerfahren könnte, mit einer ganzen Kette von Folgen, die es so vielleicht niemals gegeben hätte, wäre man einfach 20sec früher oder später ins Auto gestiegen und losgefahren. Vielleicht stirbt jemand bei diesem Unfall, weshalb ein Kind 2 Jahre später nicht geboren werden wird, das in seinem späteren Leben ein Allheilmittel entwickelt hätte, oder die Welt mit der Erfindung einer todbringenden Waffe ins Verderben gestürzt hätte. Klar, das ist ein krasses Beispiel, aber es wäre möglich, und das alles passiert nicht, weil man an einem beliebigen Morgen ein paar Sekunden zu früh bzw. zu spät dran war. Jede Entscheidung zählt und hat Potential, jede. Und so ist das auch mit Begegnungen untereinander, einfach jedes Wort, jede noch so kleine Handlung kann immense Auswirkungen haben, und oftmals bekommen wir das gar nicht mit, was aber nichts daran ändert.
Ganz bewußt im Jetzt zu leben, zu entscheiden und zu handeln und dabei zu akzeptieren, daß keiner von uns die Spielregeln des Lebens wirklich versteht und keiner den notwendigen Abstand einnehmen kann, um das Ganze betrachten und verstehen zu können, darauf kommt es an. Alles ist relativ, das gilt für alles im Leben. Wo Schatten ist, da ist auch Licht, es kommt nur auf den Maßstab an, den wir anlegen, auf unseren Standpunkt, von dem aus wir Dinge betrachten können. Falsch oder richtig, was ist das? Wer will das denn beurteilen? Wir sind alle so sehr bemüht, bloß keine Fehler zu machen und hadern mit verhängnisvollen Entscheidungen,bestrafen diese sogar. Ziemlich unmenschlich, wenn der Mensch doch aus seinen Fehlern lernen können soll, oder?
Fehler bzw. falsche Entscheidungen sind letztendlich immer eine Frage des Standpunkts und somit relativ, des einen Freud, des anderen Leid, so heißt es doch im Volksmund.
Vielleicht wäre es möglich, völlig unbeeinflusst von anderen und ohne Einfluß auf andere, auf einem einsamen Berg zu sitzen und sich einfach seinen Gedanken hinzugeben. Doch so ist es nicht, wir alle interagieren in jedweder Weise miteinander, direkt als auch indirekt, und jede Begegnung kann ein Spiegelbild für uns selbst sein, so daß wir in der Summe dieser Bilder irgendwann einmal etwas mehr über uns selbst in Erfahrung bringen können, wer wir sind und wie wir sind. Die Summe unserer Erfahrungen möglichst neutral zu betrachten ist das, was so schwer fällt, vielleicht die größte Herausforderung im Leben …
Ein schöner Text, Observer, für den Du von mir die volle Zustimmung hast.
Wie oft ringe ich mit der einen oder anderen Entscheidung. Oftmals tagelang. Ich will alles von allen Seiten beleuchten und keinen Aspekt übersehen. Dein Kommentar macht mir noch einmal deutlich, wie wenig ich dabei doch nur beurteile und abwäge, wie viele Dinge ich dabei nicht bedenke(n kann). Ich treffe die Entscheidung dann nur aufgrund einer Handvoll Dingen, die mir zugänglich sind. Und egal, wie lange ich grübel: ich übersehe doch den allergrößten Teil der Folgen und Auswirkungen.
Und dann entscheide ich mich und ärger mich, wenn es mir im Nachhinein doch nicht wie die beste aller Entscheidungen erscheint. Als Folge denke ich beim nächsten Mal noch länger nach 😉
Dein Text sagt mir: Beruhige dich, komm mal wieder runter von deinem hohen Ross, auf dem du alles zu überblicken glaubst. Sieh ein, dass du nicht wissen kannst, was gut oder schlecht (gut oder böse!) ist.
Das ist nicht beängstigend, das ist sehr beruhigend.
Natürlich habe ich Ziele, für die ich kämpfe, denen ich zuarbeite mit meinen Entscheidungen. Dabei habe ich einiges in der Hand durch „kluges“ Handeln. Doch der angesprochene Schmetterlingseffekt kann mich jederzeit auch eines besseren belehren. Jederzeit können vermeintlich misslungene Entscheidungen über zahllose Umwege meine Ziele doch fördern. Und umgekehrt.
Und ganz wichtig (Du hast es angesprochen): Wer sagt mir, dass meine Ziele gut sind?!
So, nun antworte ich auch mal….
Erst einmal danke ich Observer für diese tollen ergänzenden Gedanken zu meinem Blogeintrag!
Ich gebe dir recht, dass wir Menschen wirklich so sehr bemüht sind, Fehler zu vermeiden. Wir wollen immer alles gleich „richtig“ machen, den Weg des geringeren Widerstands. Und wir wollen besser als gut sein und Anerkennung dafür, immer zu wissen, welcher der „richtige“ Weg ist. Das blendet zunächst…und klingt verlockend. Aber so festgelegt zu sein ist doch nüchtern betrachtet auch ein Fluch, denn dadurch geht all das verloren, was das Leben irgendwie ausmacht…und dazu gehören Fehler und dazu stehen. Damit umgehen lernen. Akzeptieren, dass man es einfach nicht besser gewusst hat in dem Moment!
„Unmenschlich“ ist da wirklich das richtige Wort für dieses leider allzu menschliche Verhalten, nach dem Perfekten und der Vervollkommnung zu streben…
Ich bin ja auch so, war aber noch um einiges extremer früher…
@Pit: Du hast die Erkenntnis noch mal gut formuliert, dass wir nie alles wissen können! Eine Entscheidung ist immer eine Wahl zwischen dem einen oder dem anderen… Wir können uns so vieles ausmalen und darüber nachdenken, was richtig wäre. Aber was wirklich geschieht und daraus resultiert, können wir nie absehen. Zum einen macht das jede Entscheidung zu einer potenziell „falschen“, aber eigentlich sollte es uns die Angst vor den Konsequenzen nehmen! Denn über richtig und falsch urteilen eigentlich nur wir selbst…warum quälen wir uns eigentlich so?
Und Ziele können sich ändern…wichtig ist doch, dass sie da sind. : )
@Observer:
Zu der Theorie, dass man auf einem einsamen Berg ohne Interaktion mit anderen nicht weiterkommen wird, bin ich irgendwie hin- und her gerissen…
Denn wie du so schön beschrieben hast, „sind“ wir durch andere. Durch Interaktion werden wir lebendig und können uns selbst sogar ein Stück weit näher kommen und vielleicht zu so etwas wie einer Identität gelangen. Aber die Frage nach dem Sein bleibt immer noch im Raum…denn schließlich können wir so vieles im Umgang mit anderen sein! All die Rollen, die wir haben; all das, was andere in uns sehen, ob es nun seit Jahren ist oder seit einer Sekunde…
Das ist immer wieder eine Problematik, auf die ich stoße, wenn ich versuche die Antwort mit Hilfe anderer Menschen zu finden. Ich verliere mich irgendwann in etwas, was ich nicht oder nicht genug bin…und die Suche nach einer Antwort wird immer diffiziler, je mehr und vor allem je mehr ich mit sehr unterschiedlichen Menschen in ebenso unterschiedlichen Situationen interagiere.
Ich schätze daher Kontakte zu sehr ehrlichen und direkten Menschen, die einem sagen können, wie man auf sie wirkt. So bringe ich immer wieder etwas über mich in Erfahrung, sammle Informationen, reflektiere mein Verhalten und suche in dem der anderen Parallelen und eine Verbundenheit außerhalb meines Seins.
Manchmal brauche ich aber auch diesen einsamen Berg, um etwas mit mir selbst auszumachen. Ich erhoffe mir dadurch eine Klarheit, von der ich annehme, dass ich sie brauche, um anderen als Persönlichkeit entgegentreten zu können. Aber es gelingt mir nicht wirklich und bringt mich meinem Sein im Grunde auch nicht näher, wenn ich mich alleine Frage, wer ich bin…vor allem, da auch hier immer diese Neutralität fehlen wird…
Meine Erfahrungen kann ich zwar nicht neutral betrachten, aber das Vergangene analysieren. Mittlerweile weiß ich so viel über mein Verhalten und meine Handlungsweise in der Vergangenheit , aber dennoch irgendwie nichts, von dem ich sagen könnte: So bin ich! Ich weiß also eher warum ich wer war, aber nicht, wer ich bin..die Summe meiner Erfahrungen.
Wir Menschen sind so komplex!
Allerdings….will ich die Antwort auf diese Frage denn wirklich wissen? Mich quält zwar die Suche danach, aber im Grunde bin ich auch irgendwie froh, dass sie nie enden wird und ich nicht aufgebe, in dem ich mich festlege auf „ein Sein“.
Damit würde ich all die Komplexität zerstören, die für mich den Sinn des ganzen Seins ausmacht.
Ein interessanter Gedankengang. Und sehr wahr.
Wobei ich zugeben muss, dass ich öfters die Zeit zurückdrehen wollte. Aber nicht, um etwas anders zu machen, sondern um überhaupt etwas zu machen. Das Hadern, den Stillstand und verpasste Chancen, das kenn ich nur zu gut …
Observer bringt es ganz gut auf den Punkt, woran ich noch arbeiten kann:
> Ganz bewußt im Jetzt zu leben, zu entscheiden und zu handeln […]
Ist dir denn in dem Moment bewusst, dass du etwas tun solltest oder fällt dir das erst hinterher auf?
Ich kenne zum Beispiel im Zusammenhang mit menschlichen Beziehungen das Problem, dass ich einfach nichts mache und hinterher gerne mutiger gewesen wäre. Aber es ist eher selten so, dass ich mich in dem Moment nicht traue. Ich merke einfach nicht, dass ich handeln könnte oder gerne würde.
@ Journey:
Ja, hin und wieder merke ich auch im Nachhinein, was ich verpasst habe. Aber eben nicht nur.
Insbesondere früher, als ich noch aktiv auf Parterinnensuche war, war mir das bereits in der jeweiligen Situation bewusst, wenn ich mich nicht traue. Die allermeisten Kontakte sind daher über das Internet zustande gekommen.
Aber auch heute noch merke ich meist in den Situationen selbst, dass ich mich schwer damit tue, soziale Kontakte aufzubauen. Ich bin jetzt schon seit mehreren Jahren in einer Naturschutzgruppe aktiv, doch außer zu einem früheren Mitglied beschränken sich die Kontakte auf die „offiziellen“ Aktivitäten.
Ich möchte mich nicht aufdrängen und weiß nie so recht, wie ich mal privatere Themen ansprechen kann, um auch über die Gruppenaktivitäten hinaus in Kontakt zu kommen.
Erst einmal kam ein Spieleabend zu fünft zustande, doch bisher habe ich es nicht geschafft, das noch einmal anzusprechen.
Und so wollte ich mich dann auch zum Jahreswechsel nicht „aufdrängen“, indem ich nachfrage, was die anderen so machen, sondern habe ich mich selber nach einer eigenen Unternehmung gekümmert.
Das zu erkennen ist schon mal der erste Schritt, Schoko! : )
Ich war früher auch sehr stark zurückhaltend und habe selten etwas von mir preisgegeben oder ein Gespräch im real life gesucht. Das hing damit zusammen, dass ich eigentlich mit mir und dem Leben an sich unzufrieden war und den Wunsch verspürt habe, deshalb am liebsten unsichtbar sein und nicht aufzufallen oder etwas zu tun, das eine Wirkung nach sich zieht, mit der ich dann auch wieder umgehen muss.
Heute ist das anders, denn ich habe die überwiegend positive Erfahrung gemacht, was ich als Mensch bewirken kann durch meine Worte und mein Handeln. Die Befürchtung, dass mein Schweigen und Nichtstun im Nachhinein zu etwas Schrecklichem (und sei es nur ein Missverständnis) beitragen könnte, ist einfach präsenter geworden.
Wir Menschen haben, jeder für sich, so viel Erfahrung und „Sein“ in der Hand, das anderen auch gut tun könnte, indem wir uns mitteilen, dass ich es heute schon fast als Verschwendung erachte, das nicht zu nutzen. ; )
Und du solltest nicht für andere „mitdenken“, denn Gedanken über anderer Menschen Gedanken sind immer Spekulationen…
Wer weiß denn, ob die anderen nicht auch gerne wieder einen Spieleabend machen würden, es aber auch nicht fertig bringen es anzusprechen bzw. vielleicht ist ihnen gar nicht bewusst, dass sie es gerne wieder machen würden, weil so viel anderes in ihrem Leben gerade im Fokus ist? Da muss dann erst von außen ein kleiner Schubs kommen. Und warum nicht von dir?
Ich glaube, wenn du ehrlich sagst, dass du das mit dem Abend damals cool fandest und fragst, ob Interesse an einem weiteren Treffen besteht und DANN auch noch an einer gemeinsamen Terminfindung dran bleibst, wirst du im Nachhinein ein gutes Gefühl haben.
Das mit der Terminfindung betone ich deshalb, weil die Mehrheit der Menschen sich leider hinter „ja sehr gerne mal vielleicht“ versteckt. Und da muss man sie rauslocken ohne zu bedrängen. Mit etwas Taktgefühl und deiner vorsichtigen und bedachten Art schaffst du das bestimmt.
Lass dich also nicht entmutigen! Versuch was zu bewegen! : )
Ich wünsche dir viel Erfolg!