Muss

Irgendwie bekomme ich nichts mehr zu Stande. Ich will umziehen, habe aber keine Ahnung davon. Und keiner hilft mir bzw. kann mir da groß helfen. Keiner setzt sich zu mir an den Bettrand, nimmt mich kurz in den Arm und plant mit mir alles… U. schreit mich nur an und anrufen kann ich auch niemanden. Wen denn? Wem soll ich denn sagen, dass mir alles über den Kopf wächst? Keiner ist in meiner Lage. Keiner steht jeden zweiten Tag mit dem Messer vorm Spiegel. Keiner bricht immer und immer wieder zusammen. Das einzige, was kommt sind Sprüche wie „Das wird schon wieder.“ oder „Das bildest du dir nur ein.“ Natürlich hat jeder hier seine eigenen Probleme…und ich muss mich damit abfinden, dass ich mit meinem Vater reden muss, wenn ich hier weg will. Ich will das aber nicht. Ich will mit der Familie nichts mehr zu tun haben. Wir haben uns sowieso auseinandergelebt und die meiste Zeit war ich alleine.

Aber das macht nichts. Denn letztendlich ist sowieso keiner da, der hilft. Letztendlich ist das ganze Leben nur noch zum Heulen. Die einzige, die noch für mich da ist, ist Mary. Aber sie kann mir bei der Organisation meines Lebens auch nicht groß helfen.

So wie das aussieht, werde ich wohl wirklich für immer bei Menschen wohnen müssen, mit denen ich nicht mehr reden will und auf die ich so langsam einen Hass verspüre, den ich gar nicht haben will. In mir ist selten Hass. Aber so langsam habe ich mich einfach nicht mehr im Griff…

Am liebsten würde ich jetzt einfach gehen. Irgendwo hin. Mit Menschen reden. Mich ablenken. Aber das geht leider nicht.

Morgen ist ein neuer Tag. Einer von vielen Tagen, an denen mein Leben weniger Sinn macht als nichts…

Schlaft gut. Ich werde die ganze Nacht versuchen zu lernen…immerhin kann ich am Fenster rauchen. Nur Kaffee kann ich mir nicht machen, da U. noch wach ist und ich nicht einfach in die Küche spazieren kann. Dann werden wieder die Fragen kommen, ob ich denn nun alles geregelt hätte mit dem Umzug, etc. Ich kann das nicht. Das macht mich fertig…also bleibe ich hier sitzen und schleiche mich dann in der Nacht runter…es ist traurig. Ich kann einfach nicht mehr…aber ich muss mit ihm reden, sonst komme ich hier nie weg. Ich weiß aber genau, wie ich mich fühlen werde. Wie jemand mit einer Spinnen-Phobie in einem Schwimmbecken voller Spinnen…aber ich muss. Muss leben. Muss morgen wieder zur Schule gehen. Muss reden. Muss. Muss. Muss…

Ach ja…tut mir einen Gefallen und passt auf, was ihr zu anderen sagt. Ein Satz kann einen Menschen töten. Mir ist durchaus bewusst, dass man sich nie vollends in einen anderen hineinversetzen kann…aber dennoch…man muss nicht in die Wunde stechen.

Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind und was weiß ich von den Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüsstest Du von mir mehr als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich, so liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle. [Franz Kafka]

 

Inspiriert von einem Piano Cover: Linkin Park – Somewhere I belong 

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

«      |      »

1 Kommentar        

Hy

Wie es dir geht, brauch man nicht Fragen. *gg*

Ich stecke zwar nicht in den Problemen die Du hast. Aber mir geht’s auch nicht Blendet gerade. Daher schick ich dir mal eine Portion Gute Laune,
vielleicht hilft sie dir….

Lg

Schreibe einen Kommentar