Mein 17-jähriges Ich…der Vorhang des Lebens

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag habe ich nicht geschlafen. Ich war die ganze Nacht damit beschäftigt, uralte Mails von P. aus M. und mir zu lesen. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte irgendwie Lust das alles zu lesen. Und es tat mir gut. Es ist eine schöne Erinnerung und ich bin froh, dass ich sie nicht gelöscht habe.
Wenn ich lange wach bin, werde ich normalerweise ganz aufgedreht und lache viel…und ich muss sagen, die halbe Nacht habe ich gelacht…
Ich war früher so offen…so…anders und doch dieselbe.

Unser Hauptthema war damals der „Vorhang des Lebens“. Ich konnte nach drei Jahren nicht genau erkennen, wie wir darauf gekommen sind, aber in einem waren wir uns einig. Hinter dem Vorhang ist einfach nichts. Hinter all dem hier auf Erden ist nichts. Warum sieht man dann hinter den Vorhang des Lebens? Das ist eine verdammt gute Frage, die auch lauten könnte: Warum bin ich so wie ich bin? Warum bin ich denn so depri und unglücklich über das Leben? Und warum kann ich nicht aufhören hinter den Vorhang zu blicken? Ich kann mich einfach nicht damit abfinden, dass das leben sinnlos sein soll. Das ist Philosophie auf niedrigem Niveau. Aber dennoch Philosophie.
All diejenigen, die den Vorhang des Lebens leugnen oder nicht dahinter blicken wollen sind die Menschen, die nicht nachdenken über Leid und ihre Handlungen. Aber sie sind dennoch glücklicher als so jemand wie ich. Oder gerade deshalb. Sie werden wohl erst nach und nach in ihrem Leben hinter den Vorhang blicken.
Andererseits sind so Leute wie ich, die durch und durch leiden und von Negativem, wenn auch nicht gravierend Negativem, geprägt sind, in vielem weiter als solche, die sich naiv ins Unglück stürzen und erst nach und nach gewisse Dinge lernen.

 

J.: Weisst du, auch wenn ich das sehe, was andere nicht sehen wollen oder können und auch wenn ich mich dabei mies fühle. Es ist dennoch die Wahrheit und der kann man nicht entkommen. Es sei denn man bleibt naiv und leugnet sie, so wie die Menschen. Aber sie verschwindet dadurch nicht. Ich glaube auch nicht an Gott und auch nicht an die Adam und Eva Geschichte. Aber sie symbolisiert etwas, dem ich glauben schenken kann. (heute aber auch nicht mehr…) Und zwar das mit dem Lügen und dass ein Mensch schlecht sein kann. Menschen lügen, damit die Wahrheit nicht ans Licht kommt. Ich denke jeder hat es in sich, die Wahrheit. Nur man will sie sich nicht eingestehen. Vielleicht ist es auch besser so, denn dann würde jeder so denken wie ich.
P.: manche leute sind auch sicher zu doof um die wahrheit wie du es hier nennst zu sehn
J.: „..der weg den du gehst ist für einen denkenden menschen wohl der einfachere…“ Das kommt darauf an wie weit der Mensch fähig ist zu denken…denn so gut wie jeder kann denken. Denken hängt auch mit dem Sehen zusammen. Viele Menschen wollen die Dinge nicht sehen wie sie wirklich sind. Wir alle leben in einer Welt aus Schein und Sein. Sie sehen nur den Schein, ich eben beides…

J.: Bereits wenn du sagst, du willst das Leben leben, dann hast du nicht weit genug hinter den Vorhang geblickt. Ich könnte mein Leben nie leben, weil ich schon zu weit dahinter geblickt habe…und ich würde das jetzt, wo ich weiß, was mich erwartet, auch nicht mehr leben können. Mir ist es aber lieber, dass ich mehr weiß und gewarnt bin, als dass ich nichts weiß und womöglich enttäuscht sein werde. (Kurze Bemerkung: Ich lebe immer noch xD)
P.: ich kenne auch andere „Depri“ Leute ..oder solche die so Phasen haben, aber du bist eindeutig die die am überzeugtesten ist.


Vorstellungen der Liebe:
Ich stelle mir Liebe immer wie eine Art Freundschaft vor. Liebe ist für mich erst Liebe wenn es so ist, als sei man schon ewig zusammen. Also keine Kinder-Liebe, bei der man sich eine weile befummelt und das war’s…oder woraus aus allem ein Drama gemacht wird.
Ich habe eine neue Erkenntnis gewonnen: Ich weiß erst dann, dass ich jemanden liebe, wenn ich mir sicher bin, dass ich mit der Person alles machen kann ohne zu denken es wäre peinlich…von mir aus auch Händchen haltend durch die Stadt laufen. Ich will, dass dieser jemand weiß was ich denke und genau so ist wie ich…aber am liebsten wäre es mir, wenn er in meinem Alter wäre. Schade nur, dass es so jemanden nicht gibt…und ich werde nicht danach suchen…der soll nach mir suchen.

Süß…da war ich 17. Irgendwie ist mein heutiges Ich ganz anders. Wenn ich das so lese blicke ich auf eine viel kleiner Journey nach unten. Komisch…diese kleine Journey kommt sich allerdings ebenso erwachsen vor wie ich und blickt auf ein 14-jähriges, etwas verzweifeltes Mädchen herab…in drei Jahren blickt dann wieder eine neue Journey mit neuen Erkenntnissen auf mich herab. Es tut gut zu wissen, dass man, obwohl man nicht unbedingt dazulernt, dennoch etwas an „Erfahrung“ lernt. Ich weiß eben, dass ich nichts weiß. : )
Aber eins ist seltsam: Ich lehne mich soweit hinter den Vorhang und dennoch bin ich noch nicht weit genug…aber weit genug vom Schuss weg. Nicht der Norm entsprechend…erstaunlich, was ein kurzer intensiver Blick hinter das Leben aus einem macht. Ich bin allerdings der Meinung, dass ich schon vorher nicht glücklich war. Den sonst hätte ich gar nicht erst das Leben hinterfragt…mein Leben hinterfragt.

Nein, komischerweise macht mich ein Herz zu stricken nicht depressiv…vielleicht wenn es fertig ist und ich es in den Händen halte…aber so gut kann ich auch wieder nicht stricken…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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