Pass auf, was du dir wünschst…und denk‘ nach, bevor du nur an dich denkst…

Es gab eine Zeit – so etwa vor zwei/drei Jahren – da habe ich einfach so in den Tag hineingelebt. Ich hatte eine beste Freundin, ein paar wenige Hobbies, habe angefangen rauszugehen,…doch es hat etwas gefehlt: Ich habe mir gewünscht, beachtet zu werden. Vor allem von der Männerwelt habe ich eine Art „Bestätigung“ gesucht, weil es ja nicht sein konnte, dass ich so blöd aussehe, etc. Die typischen Minderwertigkeitskomplexe eben. Und dann kam überaschenderweise mein erster Freund… Er war Optimist und wäre jedem einfachen Mädchen sicherlich ein guter Liebhaber gewesen. Nur mir war er viel zu einfach gestrickt. Er war die Sorte Mann, die zu nett ist. Zu unkompliziert, zu…langweilig. Aber in einem hat er mich weitergebracht. Er hat mir gezeigt, dass ich liebenswert bin. Und mir, mit meinem damaligen, angeschlagenen Selbstbewusstsein hat das natürlich geholfen. Und ich habe ihn nach zwei Wochen verlassen, da ich ehrlich gesagt zu hohe Ansprüche hatte. Aber immerhin; er hat sozusagen den Hebel in meinem Kopf umgelegt. Dafür ist daraus heute eine ganze Anlage geworden, die sich zu viele Gedanken um „ganz normale Sachen“ macht…

Je nach dem…kurz nach ihm habe ich mir eine Art Spießer „gewünscht“. Spießer fand ich schon länger ziemlich toll, ich weiß auch nicht warum. (Mein Konservativismus hält sich heute verständlicherweise in Grenzen.) Jedenfalls habe ich mir dann gewünscht an der Seite einer intelligenteren Person zu sein. Eines Spießers, Managers, egal was. Hauptsache Bildung! Denn wie gesagt, mein erster Freund war mir zu schlicht…und ich wollte (und will vielleicht noch) in erster Linie in einer Beziehung etwas lernen…

Dann, eines nachts, begegnete ich DEM Spießer. Aber der hatte bekanntlicherweise eine Freundin. Und ab da war’s erst mal vorbei mit den Männern. Ich wollte alleine sein…aber dann kam doch wieder Jo, dieser Vollhorst und ging mir zwei Jahre mal direkt, mal indirekt, nicht aus dem Kopf. Ich belästigte meine Umgebung mit Jo-Stories und ihn wohl auch. Zwischendrin hatte ich mal das eine, mal das andere Date um „loszukommen“. Um einfach andere Kerle kennen zu lernen. Und ich lernte Killerspieler, Models und Finanzberater kennen.

Davor aber kam noch Anon. Das war zu der Zeit, als ich wieder einmal Jo vergessen wollte (Ich muss mal zählen, wie oft das vorkam…es war jedenfalls keine Seltenheit…ein Hin und Her…) Auf jeden Fall wünschte ich mir dann, dass sich jemand für meinen Blog und für meine Texte interessiert. Dass jemand alles liest und sich dann auch für mich interessiert. Mich kennt. Und ich fand es damals wirklich witzig mich mit diesem Kerl zu treffen und ins Nest zu gehen. Aber er war es auch nicht. Jo ging mir einfach nicht aus dem Kopf…

Und so stellte ich mir mal diesen, mal jenen Mann an meiner Seite vor. Irgendwann kam dann Dieter..und er hat mich sozusagen „befreit“. Losgelöst von Jo. Ich habe durch ihn an mir gesehen und gemerkt, wie Jo sich die ganze Zeit gefühlt haben muss. Aber eines habe ichfalsch gemacht. Ich habe mich auf Dieter eingelassen. Jo hätte das nie gemacht. Ich weiß, dass Jo mich mag, als Mensch, als Tochter seines Freundes, als Gast, als wen-auch-immer…und ich rechne es ihm hoch an, dass er nichts mit mir angefangen hat. Sonst wäre ich nämlich so geendet wie seine Ex-oder-nicht-Ex…jetzt verstehe ich auch den zusammenhangslosen Satz „aber du bist zu intelligent!“ von ihm. Sie ist nett, aber mit 50 noch ziemlich naiv…

Auf jeden Fall will ich mir keinen Mann mehr an meiner Seite wünschen…furchtbar, diese Kraft der Gedanken…

Denn mein letzter (wenn auch verzweifelter Wunsch) war wieder einmal, einfach nur von ganzem Herzen geliebt zu werden. Und das hätte ich mir wirklich nicht wünschen sollen, denn jetzt leidet einer grundlos, weil ich letztendlich mal wieder zum Schluss gekommen bin, dass ich alleine besser dran bin. So wie jedes Mal. Ich verlasse alle Männer…denn eine Beziehung und die Frage nach den eigenen Prioritäten stehen sich bei mir gerne im Weg…und meine Priorität ist nun mal alleine sein, weil ich wenig wirkliches Vertrauen in Menschen, insbesondere in Männer habe. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein Kontrollmensch, der alles am liebsten selbst macht und lieber für die eigenen Fehler verantwortlich sein will als unter den Fehlern anderer zu leiden. Man kann es so oder so sehen.

Ich gehe mit Fremden mit, traue mich in zwielichtige Kneipen – alleine, gehe nachts um drei – alleine – nach Hause, sage zu unangenehmen Leuten „verpiss dich“, verführe Polizisten, haue Männern ihre Rosen auf den Kopf,…ich bin schlicht und einfach ein unmöglicher Mensch. Aber immerhin erlebe ich was, …wenn auch auf Kosten anderer. Das letzte, was ich getan habe ist allerdings das einzige, was ich wirklich bereue. Aber ich wusste, dass es irgendwie genau so enden wird. Und trotzdem habe ich was mit Dieter angefangen. Mit jedem anderen wäre mir das egal gewesen. Andere, fremde, irgendwelche Kerle bedeuten mir auch nicht etwas.

Es ist allerdings ein ewiger Widerspruch: Alleine sein vs. Liebe & soziale Bindungen.

Dank Jo habe ich ja zum Glück schon die meisten Hochs und Tiefs erlebt, jedenfalls nur auf emotionaler Basis. Denn es war eigentlich nie was da. Zumindest nichts Handfestes.

Noch einmal will ich mich jedenfalls nicht in Liebe hineinsteigern müssen. Liebe tut mir einfach nicht gut…und zudem denke ich über belangloses viel zu viel nach und suche Antworten auf Dinge, die noch nie jemand hinterfragt hat. Zum Beispiel das mit dem Sex und dem Sinn von Beziehungen allgemein…

Würde ich nun sagen, was ich so denke, was ich fühle , dass es möglich wäre sich auf jemanden einzulassen und somit das Schweigen brechen, so würde alles wieder so schwer werden. So kompliziert. So wären Emotionen im Spiel, diesmal auf beiden Seiten.

Nur…es ist Feuer da, es ist Liebe da, aber komischerweise nie zur selben Zeit. Wir kommen nie auf den selben Nenner. Wir sind beide Primzahlen ohne ggT. Dieter und ich.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob man mein „Empfinden“ gegenüber Dieter Liebe nennen kann. Komisch, obwohl ich das ja eigentlich wissen müsste. Aber sie ist einfach immer anders…diese verfluchte Liebe! Liebe…was ist schon Liebe? Ab wann fängt sie an? Man kann sich unter Freunden lieben, man liebt seine Eltern (ja, tief im Innern mag ich sie schon, auch wenn sie mich manchmal zur Verzweiflung treiben), man liebt einfach Menschen in seiner Umgebung… aber vielleicht bin ich auch einfach nur – wie so oft – verliebt in das Gefühl verliebt zu sein. Ich bin ein komplizierter Mensch. Ich weiß, es gibt so viele Möglichkeiten im Leben, in der Liebe. Und egal, wie viel ich abwäge, ich kann mich trotzdem nicht festlegen…

Ich habe jedenfalls lange darüber nachgedacht. Und ich werde es nicht mehr wagen, eine Beziehung mit Dieter zu beginnen. Egal ob freundschaftlich oder beziehungstechnisch. Es ist besser, wenn alles wie früher wird. Wenn wir einfach nur Kneipenkumpels sind. Einfach nur Bekannte. Punkt. Auch wenn ich mir im Inneren komischerweise jemanden wünsche, an den ich mich (wieder) lehnen kann. Eigentlich kann man dies als krank bezeichnen, da ich ansonsten groß auch nichts fühle…

Aber, ich komme nüchtern gesehen gut ohne ihn klar. Es ist nur ein eigenartiges Gefühl. Manchmal vermisse ich ihn, den stillen Dieter, der mir sagt, dass ich doof bin, weil ich recht habe und den ich absichtlich mit Fremdwörtern quäle. Mit dem ich lachen kann und jedes Mal das Horoskop der BILD durchgelesen habe, obwohl ich die BILD hasse. Bei dem ich reden kann wie ein Wasserfall. Bei dem ich alles sein kann, aber auch nichts. Aber egal. Never mind, Gefühle sind vergänglich. Und ich vermisse jetzt nur, weil ich daran denke zu Vermissen. Meine beste Freundin Maze vermisse ich zum Beispiel nicht, weil ich versuche nicht daran zu denken.

Ich komme mir irgendwie schizophren vor, während ich dies hier schreibe, umformuliere, lösche und nochmal von vorne schreibe….

Jedenfalls bin ich nun von niemandem mehr abhängig. Das war ich vielleicht nie… aber ich habe mich so abhängig gefühlt. Und ich will gegen dieses Gefühl der Abhängigkeit ankämpfen, solange es noch geht…Ich will mich auf mich konzentrieren…auch, wenn ich nichts dadurch lernen werde.

Eine interessante Erfahrung: Je weniger ich mit den Leuten – wie mit Freunden – über persönliche Dinge rede, desto mehr Möglichkeiten im Leben denke ich mir aus. Desto weit schweifender werden Richtig und Falsch, desto weniger Standpunkte gibt es…desto mehr Spinnereien und Fantasie sind in meinem Kopf vorhanden. Es gibt nichts, das mich einschränkt…

Aber zum Glück bin ich auch in der Lage mich mit Fremden zu unterhalten. Es sei denn, sie sind jugendlich. Da bin ich skeptisch und fremde Jugendliche machen mir ehrlich gesagt leicht Angst, weil ich das mit „damals“ assoziiere. Da muss nur einer eine Geste machen und ich bekomme Panik. Ein Trauma…sogar der Schulhof meiner Schule macht mir etwas Angst und dabei verbinde ich mit dem gar nichts…

Mit Männern zu reden habe ich allerdings kein Problem, solange man mich nicht als potenzielles Sexobjekt sieht. So wie letzten Samstag auch…

Als ich mich von Dieter im HK zum letzten aber auch wirklich allerletzten Mal distanziert habe (es war ein furchtbares Hin und Her, ich weiß. Aber mit verliebten Alkoholikern ist eben nicht zu reden…und wenn man selbst diesen sehr mag, aber letztendlich doch nie eine Beziehung führen kann, egal mit wem…dann wird dass immer komplizierter und verstrickter und man muss dem ein Ende setzen…), verließ ich irgendwann still und wortlos wie ich sowieso schon da saß, den Teil der Theke und gesellte mich zum Schlosser, zum Hausmeister (der irgendwie keiner ist) und zu einem Hamburger, dessen Namen ich mir bewusst nicht gemerkt habe, da er sächsisch, schwäbisch und alles andere auch durcheinander gebracht hat. Und neben dem Kerl saß ich. Und das Problem ist, dass beinahe jeder Mann mir irgendwann mitten im Gespräch etwas zu nahe kommt. Mit dem musste ich noch nicht mal reden, der jammerte gleich von Anfang an irgendetwas von „zu jung“. Allen am Tisch ging das jedenfalls auf die Nerven und mir erst recht, also sagte ich „Zum Reden ist man nie zu jung.“ Und stieß mit denen an, die das verstanden hatten.

Man kann wirklich mit fast niemandem mehr ein vernünftiges Gespräch führen! Der Hausmeister macht auch andauernd laszive Andeutungen und weiß nichts besseres zu reden. Aber der ist von Natur aus so und ich gebe ihm immer gerne contra dafür. Ich bin ja auch froh, dass man mich überhaupt an diesem Männerstammtisch akzeptiert. Und nebenher lief sogar Fußball…

Wer mir allerdings wirklich an diesem Abend ans Herz gewachsen ist, und das in der kurzen Zeit, ist der Schlosser. Obwohl ich ihn gar nicht kenne, sondern nur mit ihm geredet habe. Er ist 58, heißt fü mich „Schlosser“ und ist ein wunderbarer Gesprächspartner! Auch, wenn es mir wirklich schwer fällt ihn zu verstehen. Er redet schnell und kein Hochdeutsch…aber er philosophiert und dichtet genau so gerne wie ich…und er ist nicht einer von den Kerlen, die anfangs mit einer Frau reden und letztendlich nur sexuell interessiert sind. Und das tut zur Abwechslung auch einmal ganz gut. Und vor allem liebe ich es mich mit ihm auf hohem Niveau zu unterhalten. Mit ihm wird es sicherlich noch wirklich interessant werden…

Und mit der Frage nach Liebe und Beziehung und wie das alles mit dem Sinn des Lebens zusammenhängt werde ich mich jedenfalls noch intensiver beschäftigen…

In einem bin ich mir jedenfalls sicher: Man kann sich in Gefühle richtig hineinsteigern; immer wieder aufs Neue.* Aber verdrängen lassen sie sich andererseits auch nicht auf Dauer. Jedenfalls speichert das Unterbewusstsein gemeinerweise einige Dinge ab, die einem zuerst gar nicht bewusst sind, keiner weiteren Bedeutung würdig erscheinen…und dann, wenn einem eines Tages alles Bewusste zu viel wird, bringt das Unterbewusstsein zusätzlich längst Vergessenes/Verdrängtes ans Tageslicht…

 

*Teesorte versucht immer noch das mit ihrem Hamburger bzw. mittlerweile allgemein irgendetwas mit anderen Kerlen zu kompensieren…eigentlich immer wieder aufs Neue eine traurige Geschichte, denn sie ist eine hübsche Frau mit Stil, Charakter und erfolgreicher Kariere. Aber ich kann ihr nicht ins Gewissen reden. Wenn ich sage „Pass auf dich auf!“, umarmt sie mich, lächelt überglücklich und rennt ins Verderben. Ein ewiger Kreislauf…aber andererseits wohl eine ewige Suche nach Liebe…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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