Ich denke gerne und oft an meine erste Wohnung in K. zurück, in der ich damals mit 19 eingezogen und mit 22 ausgezogen bin. Sie war unglaublich klein (knapp 25 m² mit Balkon) und hatte nur ein Zimmer mit winziger Kochnische, aber sie war einfach perfekt und beinhaltete das, was mir damals am wichtigsten war und was ich gebraucht habe. Wenn man (noch) nicht viel hat, passt es auf jeden Fall, so zu leben. Aber wird man nicht mit der Zeit automatisch anspruchsvoller?
Mittlerweile habe ich natürlich etwas mehr Zeug. Mehr Bücher, mehr Küchenutensilien, mehr Möbel, mehr Platz und daher zwangsläufig auch mehr Krams, der sich auf diesem „Mehr an Platz“ verteilt. Denn ich habe festgestellt: Seltsamerweise wächst der Inhalt einer Wohnung mit dem Platz, den man zur Verfügung hat selbst wenn es anfangs noch nicht so viel ist, womit man die Räume füllen kann.
Doch ich frage mich immer wieder: Gilt das auch umgekehrt? Könnte ich heute mit 33 noch so leben wie damals in K.? Könnte ich überhaupt noch mit so wenig auskommen? Und ist das vielleicht nur eine Frage der Einstellung und des Willens? Ich stelle nämlich fest, dass ich es eigentlich gar nicht will, zumindest nicht so extrem. Ich würde es aber gerne mehr wollen, da Minimalismus schon etwas ist, von dem ich überzeugt bin, weil ich weiß, dass das Gegenteil (das Anhäufen von Gegenständen) definitiv nicht befriedigend ist. Zumindest nicht dauerhaft. Es schwingt schnell in ein erdrückendes Gefühl um.
Aber es gibt Dinge, die mir ohne Zweifel wichtig geworden sind. Ich will einfach nicht mehr ohne Backofen, Mikrowelle, Eisfach und eigener Waschmaschine (vorzugsweise im Bad) leben. Ohne Fernseher und Playstation ginge denke ich schon. So habe ich zumindest in meiner ersten Wohnung gelebt. Dafür hatte ich in dieser extremen Miniwohnung aber eine Badewanne. Das ist zwar heutzutage mehr denn je ein Luxus, aber etwas, das mir ehrlich gesagt ab und zu schon sehr fehlt.
Nichtsdestoweniger liebe ich diese Wohnung. Ich mag es ganz unten im Erdgeschoss zu wohnen. Ich mag die meisten meiner Möbel. Aber ich mag nicht, wie viel das inzwischen geworden ist. Das könnte aber auch damit zusammenhängen, dass ich aktuell mit Observer auf diesen ca. 54 m² wohne und ihm mittlerweile einige Plätze eingeräumt habe. Zum Glück war mein Keller vorher ziemlich leer. Sollten wir allerdings zusammenziehen, wird sich der Kram verdoppeln oder noch mehr, denn seine Gegenstände verteilen sich in seiner 90 m² Wohnung plus das, was noch im Haus ist…
Spätestens dann stellt sich die Frage, was bleibt und was wegmuss. Ich war bisher noch nie in der Situation, auf etwas aus meinem Besitz verzichten zu müssen, da ich damals beim Zusammenziehen mit Mr. Chocolate einfach so gut wie nichts hatte, aber ich traue mir durchaus zu, auf vieles zu verzichten, weil ich mich kenne und weiß, dass ich mich an vieles gewöhnen kann.
Letzten Endes ist aber auch vieles eine Sache der Gewohnheit…
Würde mir z. B. jetzt und hier alles genommen werden, so wäre das im ersten Moment natürlich verdammt hart. Ich würde vieles erst mal vermissen, aber ich weiß auch, dass der Verlustschmerz nachlassen wird und nur so der Platz für etwas Neues entstehen kann.
Fragt sich nur, was einfacher ist: Keine Wahl zu haben und sich durch äußere Umstände umgewöhnen zu müssen (dann hat man es nicht selbst in der Hand, sich von den Dingen trennen zu müssen) oder sich entscheiden zu müssen…