Ich weiß, von mir kommt gerade wenig. Sehr wenig. Ich schreibe eigentlich gerade auch überhaupt gar nicht, weder digital noch analog in ein Buch, was ich ansonsten eigentlich immer gemacht habe. Ich schreibe auch nicht mehr am Buch, wie ich es mir eigentlich vorgenommen hatte. Mittlerweile nehme ich es so hin. Es scheint gerade einfach nicht die Zeit zum Schreiben zu sein…
Die letzten Wochen und Monate war ich (zumindest was meine Texte angeht) auch überwiegend negativ eingestellt, d.h. ich konnte auch nur über negatives schreiben. Egal, was ich versucht habe zu verarbeiten, es gelang mir nicht und so nahm ich meine Gedanken zwar auseinander, aber dabei wurde alles gefühlt immer schlimmer und schlimmer und hoffnungsloser. Irgendwann hat es sich wie „Verrat“ angefühlt, über etwas Positives zu schreiben, was natürlich auch vorkam. Doch wie konnte es denn bei all den ungelösten Problemen so etwas überhaupt geben? Darf es mir überhaupt gut gehen, wo es anderen doch nicht so gut geht, sie persönliche, finanzielle oder andere Sorgen haben? Bin ich nicht in der Pflicht mich den Menschen zu widmen, die ich liebe, mit allem, was ich habe?
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich einfach aufgehört habe. Mit Nachdenken und mit schreiben.
Irgendetwas in mir hat beschlossen, das schlechte Gewissen anderen Gegenüber zu ignorieren und dafür gesorgt, dass ich mich auf ganz andere Dinge fokussiere. Das hat die Probleme, die um einige Ecken durchaus auch mich betreffen, zwar nicht aus der Welt geschaffen und es ist wohl auch mehr ein Verdrängen als ein Bewältigen, aber mich mit Dingen auseinanderzusetzen, die ich selbst nicht lösen kann und bei denen ich immer wieder gemerkt habe, dass ich auch keinem helfen kann, kann ja nur zu Frustration führen.
Stattdessen bin ich also geflüchtet, vor allem vor Gesprächen über die Zukunft mit meinem Freund Observer, denn das hat mich am meisten deprimiert, weil seine Hilflosigkeit sich jedes Mal 1:1 auf mich überträgt.
Man mag meine Vorgehensweise vielleicht Flucht oder sogar Egoismus nennen, aber vielleicht ist es auch einfach nur Selbstfürsorge…??
Anfangs habe ich einige alte Playstation-3-Spiele noch mal akribisch durchgezockt, die mich in eine andere Welt gezogen habe, in der ich die Dinge endlich mal im Griff hatte, was mir echt gut getan hat. Außerdem habe ich versucht mein Lesepensum aufrecht zu erhalten, was mir auch einigermaßen gelungen ist. Gearbeitet habe ich natürlich auch. Und ansonsten? Mich weniger um Küche und Haushalt gekümmert als sonst. Ich habe es einfach schleifen lassen bzw. bin lockerer damit umgegangen und ich habe es überlebt. Desweiteren hatte ich das ein oder andere „Projekt“ wie das Umräumen in meinen Schränken, das Ausmisten des Kellers,… und ich habe meine alten und neuen Legos sortiert, die mir mein Chef geschenkt hat. Nun ja, neu waren sie nicht, aber für mich eben schon. Sie gehörten einst ihm (also Steine aus den 80ern) und seinen Söhnen, die nun aus dem Alter raus sind. (Ich bin das mit 33 immer noch nicht…) Insgesamt waren es über 10kg und die sind nun alle mit meinen in Boxen und Kleinteilemagazinen sortiert. Und ja, ich liebe einfach solche Sortierarbeiten! Natürlich habe ich dabei auch mal wieder was aus Lego gebaut. Diese ganze Denk- und Kreativarbeit tat mir jedenfalls richtig gut und ich habe auch mal wieder das Erfolgsgefühl gebraucht, das ich immer habe, wenn ich etwas total cooles baue. Vielleicht poste ich es ja mal, wenn ich es als fertig ansehe. Zur Zeit übertrage ich das Modell noch digital, weil ich eine Anleitung dazu erstellen möchte und dabei sind mir einige Verbesserungen aufgefallen, die ich noch umsetze.
Viel neues gibt es also bei mir nicht, außer dass ich lerne, mehr auf mich acht zu geben und mich mehr traue, mich wieder mir selbst zu widmen. Das ist für jemanden wie mich schon eine echt große Sache…
Zu den positiven Dingen in letzter Zeit zähle ich daher auch, dass ich mir einmal im Monat eine Massage leiste bei einem Freund, den ich von Tanzen kenne und der sich damit selbstständig gemacht hat. Er hat mir mit vielen meiner körperlichen Beschwerden sehr geholfen und auch wenn ich es noch nicht schaffe, selbst die Übungen zuhause nachzumachen, die er mir gezeigt hat, bin ich dankbar dafür, keine Schmerzen mehr zu haben und jemanden, der seinen Job echt verdammt gut macht und dem ich da vertrauen kann.
Ein schönes Erlebnis war auch noch, dass ich einmal mit meiner Mum und Observer tanzen war. Ansonsten hatte ich am letzten Wochenende auch ein paar kurze aber schöne Stunden mit Maze, die ich ja nicht so oft sehe. Es tut gut zu wissen, dass sich zwischen uns nichts ändern wird und unser vertrautes Verhältnis so intensiv bestehen bleibt, auch wenn wir so selten Kontakt haben.
Weniger positiv war, dass ich die Woche krank war. Wobei das auch nicht soooo schlimm war. Ich war die ganze Zeit im Homeoffice und konnte es mir leisten, auch mal weniger zu arbeiten, weil gerade nichts anbrennt. Einen verständnisvollen Chef zu haben, der das akzeptiert empfinde ich immer wieder als ein Geschenk.
Die allerneuste Erfahrung ganz frisch von gestern und heute ist, dass ich gerade 1 ½ Tage ohne fließendes Wasser gelebt habe. Und ich muss im Nachhinein sagen, dass es nicht die schlechteste Erfahrung war. Nicht schön, aber sehr interessant und irgendwie bereichernd. Es holt einen irgendwie runter und man weiß das ein oder andere wieder viel mehr zu schätzen. Regenwasser aus einem Regenrinnenrohr z.B. Zum Glück hat es die ganze Zeit über immer wieder geregnet. Ich habe es also mühsam aufgesammelt und für die „Toilettenspülung“ verwendet. Dass das geklappt hat, hat mir auch wieder ein Erfolgsgefühl beschert.
Von „Survival“ ist das natürlich weit entfernt und ich weiß, dass ich wie der Rest dieser Gesellschaft, in der ich lebe und aufgewachsen bin, zu verwöhnt von der ständigen Verfügbarkeit von allem bin. Wann kommen wir mit sowas wie einem Mangel an etwas auch schon mal in Berührung?! Wie müssen sich da erst Menschen wie z.B. in der Ukraine fühlen, die gar nichts mehr haben? Kein Strom, kein Wasser, keine Heizung, kein Dach über dem Kopf…!? Hier ist für eine Weile das Wasser ausgefallen und dafür haben sich dann fleißige Helfer die Nacht um die Ohren geschlagen, die Straße aufgerissen und die Rohrbrüche geflickt…aber dort und auch woanders, wo Katastrophen herrschen ist es nicht mit einer Nacht getan…
Ich hatte es da noch recht gechillt und habe mir heute bei meiner Mum zwei Liter Wasser aus ihrem Hahn abgefüllt, da ihre Leitung nicht am selben Netz hängt und somit nicht von den Folgen des Wasserrohrbruchs betroffen war, bei dem die halbe Stadt auf dem Trockenen saß. Mit dem Wasser habe ich dann zweimal Nudeln gekocht. Geht alles. Man kann sich auch mit verdammt wenig Wasser die Hände waschen oder Zähne putzen. Wie sehr mir eine Dusche gefehlt hat, habe ich allerdings heute auch bei meiner Mum gemerkt. Erstaunlich, wie einem so etwas das Bewusstsein dafür schärft und eine Dusche wieder zu etwas ganz Besonderem wird.
Mittlerweile fließt das Wasser wieder und ich muss doch sagen, dass ich froh bin. Behalten würde ich mir allerdings gerne dieses Bewusstsein…