So, nachdem ich festgestellt habe, dass mein Entwurf, an dem ich dieses Jahr immer wieder mal geschrieben habe, verschwunden ist, schreibe ich diesen Rückblick nun also ein zweites Mal. Positiver fällt er leider dennoch nicht aus…
1. Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
Eine 2. Dieses Jahr war für mich einfach das schlimmste seit sehr sehr langer Zeit und ich habe erschreckend häufig gedacht, dass ich das alles einfach nicht mehr ertrage und nur noch wegwill… Alles, was ich mir über die letzten Jahre gut vom Hals halten konnte, hat mich 2022 wie ein Kanonenschlag getroffen. Ich habe mich in diesem Jahr so sehr nach Ruhe gesehnt, aber hatte sie kaum, weil immer irgendetwas zu tun war. Und wenn nicht, dann habe ich mich eben selbst gestresst und es mir nicht erlaubt, etwas für mich zu tun, anstatt für andere. Mit dem Sturz meines Vaters am 1.1.22 ist einfach eine Situation entstanden, in der ich mich selbst fertig machen konnte. Ich bin dabei sehr stark in mein altes „ich kann nix, bin nix, bin nutzlos, mache nur Arbeit…“-Muster gefallen und habe mich kaum getraut, mir was Gutes zu tun (z.B. schreiben…), weil in mir so eine große Überzeugung war, dass ich es nicht verdient habe, solange andere Probleme und Sorgen haben…
2. Zugenommen oder abgenommen?
Zum Teil bis zu zehn Kilo zugenommen. Es schadet mir zwar nicht, nervt aber, dass ich nichts mehr anzuziehen habe und in vieles nicht mehr reinpasse, das ich gerne getragen habe.
3. Haare länger oder kürzer?
Ich habe sie auch in diesem Jahr weiter wachsen lassen, da sie mich nicht wie beim letzten Mal stören und diesmal auch wesentlich gesünder aussehen. Ich mag die kurzen Haare zwar sehr, aber dafür alle sechs Wochen zum Friseur zu rennen, ist mir dann doch zu teuer und zu stressig. Dafür gehe ich jetzt jedes halbe Jahr.
4. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Leicht kurzsichtiger. Ich war ja Anfang des Jahres tatsächlich mal wieder beim Optiker und habe mir eine neue Brille machen lassen. Immerhin ist es aber nicht erheblich schlechter geworden, sodass ich meine alten auch noch tragen könnte.
5. Mehr Kohle oder weniger?
Was meinem Kontostand sehr gutgetan hat, war die Mindestlohnerhöhung und das, was meine Mum Observer und mir fürs Daddysitting gegeben hat. Da Observer nun auch seit August auf Minijobbasis arbeitet, sind wir um einiges „reicher“, wobei ich das als sein Geld ansehe. Jedenfalls kämen wir auch ohne das trotz Krisen in der Welt und Preiserhöhungen und nur mit meinem Lohn über die Runden und das ist das, was für mich zählt und mir Sicherheit gibt. Das bezieht sich natürlich auf unsere aktuelle (Wohn)situation und würde sich schlagartig ändern, wenn wir richtig zusammenziehen würden. Dann müsste er eben auch Vollzeit arbeiten.
6. Besseren Job oder schlechteren?
Immer noch den gleichen. In diesem Jahr sind es sogar zehn Jahre. Allerdings ist bei mir in diesem Jahr öfter mal die Luft raus gewesen, weil mich meine private Situation bzw. die Probleme der anderen um mich herum sehr oft aus der Bahn geworfen haben. Und meine Motivation ist nicht mehr ganz so hoch wie noch vor Jahren, da ich mich immer mehr nach dem Schreiben und einer Vier-Tages-Woche sehne…
7. Mehr ausgegeben oder weniger?
Schwer zu sagen… Laut meiner Rechnung, die durch Observers Lohn auf mein Konto etwas unübersichtlich geworden ist, nicht wesentlich mehr als letztes Jahr. Allerdings habe ich ja hier und da auch Geld von meiner Mum geschenkt bekommen. Dafür sind meine Wohnkosten gestiegen und es ist ja auch alles etwas teurer geworden. Aber ich habe mir dennoch ein paar kleinere teure Anschaffungen gegönnt und es mir geleistet, auch wieder öfters auf dem Wochenmarkt einzukaufen und auch mal Brot vom Bäcker. Und ich bin im Frühjahr sehr viel Bahn gefahren zu meinem Dad in die Klinik…
Nach wie vor bin ich mit dem, was ich verdiene und was ich da alles für zwei Menschen raushole, wohl echt ein Wunder…
8. Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
Nicht wirklich viel, außer vielen schmerzhaften Erkenntnissen und den Gefühlen der Hilflosigkeit und Ohnmacht.
Allerdings – um auch was Positives zu nennen – habe ich das Gefühl, dass die Bindung zu meinem Dad stärker geworden ist… die Familiendynamik hat sich aber auch sehr krass verändert.
9. Mehr bewegt oder weniger?
Bewegt hat sich etwas, ja. Aber nicht in die richtige Richtung und nicht so, wie ich es mir für dieses Jahr gewünscht habe. Ich selbst habe jedoch das Gefühl, nichts bewegt zu haben, sondern vielmehr mit Gewalt gezogen worden zu sein…
10. Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
Keine Ahnung… gegen Ende des Jahres hat es mich nochmal umgehauen. Corona hatte ich auch, aber das war nichts dagegen, weil das, was ich im Dezember hatte, mit meiner labilen Psyche verknüpft war. Ansonsten eben Depressionen, die zwar nicht schwer sind, aber immer wieder mal für hoffnungslose und selbstzerstörerische Gedanken sorgen… Ach ja, und dann hatte ich noch eine Schleimbeutelentzündung im Ellenbogen, die sich gezogen hat…
11. Davon war für Dich die Schlimmste?
Die depressiven Phasen…
12. Der hirnrissigste Plan?
Zu hoffen, ich hätte genug Kraft, um mit allem um mich herum fertigzuwerden und an meinem Buch weiterzuschreiben…
13. Die gefährlichste Unternehmung?
Keine. Ich lebe irgendwie echt ruhig und bescheiden.
14. Die teuerste Anschaffung?
Vermutlich meine Brille mit ca. 350 €. Aber von dem Betrag habe ich von meiner Versicherung das meiste wiederbekommen. Ansonsten habe ich mir tatsächlich ein Tablet gekauft, weil der wunderbare „Klappi“ von meinem Ex Para den Dienst quittiert hat und alle Versuche, ihn wieder zum Laufen zu bringen, gescheitert sind. Aus seiner Sicht, war der bereits 2017 Schrott und er hatte sich geschämt, mir das Ding (BJ 2008 oder so…) überhaupt zu überlassen. Ich aber war überglücklich damit und habe mir sogar nach der Beziehung noch mal einen gebrauchten Akku dazu gekauft, um unterwegs ca. 5h ohne Strom schreiben zu können. Insgesamt hat Klappi mir fast fünf Jahre treue Dienste auf meinen (Zug)Reisen erwiesen als Schreib-Netbook. Es war aber auch nur dafür zu gebrauchen. Die 8-GB-Festplatte war nämlich die meiste Zeit so am Limit, dass ich sogar irgendwann mal die Meldung bekam, dass ich nicht speichern könne, weil die neue Dateigröße den Festplattenspeicher überschritten hätte. Ich konnte zum Glück ein paar alte Installationsdateien und ungenutzte Software runterwerfen, um das zu beheben. Ab da habe ich lieber auf einer SD-Karte gearbeitet, um zumindest 100 MB internen Speicher freizuhaben… Jedenfalls ist Klappi seit diesem Jahr tot (Ruhe in Frieden, Klappi!) und wurde durch ein gebrauchtes Samsung Tablet ersetzt. Kostenpunkt mit Tastatur und Hülle: ca. 200 €.
Ansonsten hatte ich nochmal einen „Fortsetzungskurs“ bei meinem Schreibcoach (250€).
15. Das leckerste Essen?
Bei meiner Mum.
16. Das beeindruckendste Buch?
Sehr viele! Denn immerhin das hat das mit dem Lesen dieses Jahr gut funktioniert…
Meine Liste habe ich mal hier verlinkt.
17. Der ergreifendste Film?
Gute Frage… Observer und ich haben zwar einige gute Filme gesehen, aber jetzt im Nachhinein fallen mir nur wenige ein (Gandhi, Good Will Hunting,…). Wir sehen uns auch eher Serien an, weil mir Filme meist zu lange gehen.
18. Die beste CD?
Keine. Ich habe dieses Jahr auch noch viel weniger Musik gehört als im letzten und vorletzten Jahr.
19. Das schönste Konzert?
Keins, da ich auf keinem war. Edit: Doch, Observer und ich waren tatsächlich zusammen auf einem Konzert von „Cats and Breakkies“… und ich habe sogar getanzt. : )
20. Die meiste Zeit verbracht mit?
Observer
21. Die schönste Zeit verbracht mit?
Observer
22. 2022 zum ersten Mal getan?
Mich mit meinem Vater und der Familiengeschichte auseinandergesetzt…
23. 2022 nach langer Zeit wieder getan?
Depressiv und erschöpft im Bett gelegen…
24. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
– der Unfall meines Vaters
– die vielen Gespräche mit den Familienmitgliedern, die zwar wichtig, aber kräftezehrend sind
– eigentlich kann das ganze Jahr in die Tonne…
25. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Dass ich nicht nutzlos bin und kämpfen kann und nicht aufgebe für Wahrheit und Gerechtigkeit (bis jetzt muss ich mir jedoch eingestehen, dass ich damit nicht so weit bin, wie ich es gerne wäre)…
26. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Zeit
27. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Mich einfach in Ruhe zu lassen…
28. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
„Mach frei!“ von meinem Chef.
29. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Keine Ahnung… die aufbauenden Sätze haben während des Jahres irgendwie stark nachgelassen bei mir… es fällt mir auch erheblich schwerer, mich auf andere einzulassen, weil ich selbst so unausgeglichen bin…
30. Dein Wort des Jahres?
Ruhe. Weil es das ist, was ich mir am meisten wünsche… Ruhe, Frieden und Harmonie…
31. Dein Unwort des Jahres?
Familie. Weil es so selten zu gelingen scheint, dass man irgendwie harmonisch miteinander lebt und umgeht. Ich sehe es an so vielen um mich herum… Und auch wenn sie eigentlich gut miteinander auskommen, gibt es andere Schwierigkeiten (Gesundheit, Finanzen,…). Nicht falsch verstehen, ich mag meine Familie! Die Umstände sind nur richtig beschissen geworden… es war irgendwie einfacher, als jeder noch sein Leben gelebt hat und man nicht so in die Probleme der anderen involviert war… zumindest für mich. Es war das, was ich 32 Jahre gelebt und an das ich mich irgendwie gewöhnt habe…
32. Dein Lieblingsblog des Jahres?
Keiner, da ich keinen einzigen mehr gelesen habe.
33. Zum Vergleich: Verlinke Dein Stöckchen vom vorigen Jahr!
LINK
Fazit: Ich hoffe wirklich von ganzem Herzen, dass das nächste Jahr besser wird… dass ich endlich wieder mehr schreiben kann und lerne, mich abzugrenzen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und mich für alle Probleme der anderen (mit)verantwortlich zu fühlen…
