Daddysitting

Moin zusammen! Es kam ja nun schon länger nichts Aktuelles mehr aus meinem Leben, nur situationsbedingt ein paar Einträge, bei denen ich das Gefül hatte, ich müsste sie hier loswerden und meine Gedanken etwas in Worte fassen. Geschrieben habe ich außer diesen Beiträgen aber auch nicht viel außer ein unvollständiges Gedicht über einen Rasenmähroboter. Es entstehen zwar immer wieder ein paar Textfragmente, aber in denen versuche ich eher meine Gefühle zu erörtern.

Nun aber zu meinem (mal wieder etwas umfangreicherern) Blogeintrag. : )

Seit Sontag wohne ich mit meinem Freund Observer in meinem Elternhaus und passe auf meinen Dad und meine Katze Luna auf, während sich meine Mum mal eine Woche Urlaub gönnt. Mir selbst fällt die Situation zwar alles andere als leicht, aber es war die beste Möglichkeit, um ihr das zu ermöglichen.
Ich muss zugeben, ich habe anfangs bei meiner Zusage die Aufgabe etwas unterschätzt und nicht den Stressfaktor bedacht, den alleine schon das permanente Zusammenleben mit anderen für mich bedeutet…

Jeder Mensch hat ja eine andere Form von Ordnung bzw. Struktur. Das haben auch jene, die meinen, gar keine zu haben. Es ist zumindest eine Art sein Leben zu leben.
Je unterschiedlicher diese Vorstellungen jedenfalls sind, desto schwieriger ist das Zusammenleben… und für mich als Eremiten, der absolute Entspannung nur dann findet, wenn sich niemand innerhalb einer Wohnung befindet, ist das nochmal heftiger, auch wenn eigentlich alles relativ harmonisch verläuft und man sich einig ist. Selbst wenn es mir gut geht, stehe ich nämlich unter Strom, wenn ich mit anderen zusammen bin. Hinzu kommt noch, dass ich in meinem Elternhaus bin, das auf mich natürlich eine Wirkung hat. Es ist der Ort, an dem meine Depressionen leise und unbemerkt entstanden sind. Natürlich geht es mir hier nicht permanent schlecht, aber es herrscht eine Art Druck auf meiner Brust, der mal stärker, mal schwächer ist.

Die ersten Tage war es stellenweise ganz schlimm für mich. Ich war sehr gestresst, unglücklich, am Heulen vor Observer, am Zusammenreißen vor meinem Vater und wollte einfach nur weg. Die Emotionen haben mich dabei völlig eingenommen und mit Observer geriet ich da auch leicht an meine Grenzen, weil von außen gesehen natürlich auch nichts Dramatisches los war. Zum Glück kam dann aber meine Schwägerin vorbei und hat mich etwas beruhigt.
Gestern war es dann auch nochmal tricky, weil es für mich viel zu warm und zu hell war und ich mich zum Spazierengehen mit meinem Vater und Observer aus dem Haus quälen musste. Mein Missfallen darüber habe ich Observer sehr stark spüren lassen und meine Pillendosis verdreifacht, um mit dem Stress klar zu kommen.

Insgesamt hat sich aber mittlerweile alles etwas eingespielt. Es läuft zwar nicht perfekt, aber alle sind soweit versorgt.
Mein Vater ist an sich aber auch sehr „pflegeleicht“. Ich gebe ihm eigentlich nur seine Tabletten zur richtigen Zeit, tausche morgens alte gegen neue Kleidung aus, stelle ihm was zu trinken hin und mache ihm den Fernseher an. Spazieren gehen bekommen wir nicht immer hin, Frühstück leider auch nicht immer, weil ich ihn morgens länger schlafen lasse bis 10/11. Verhungern tut er aber definitiv nicht. Einmal habe ich bis jetzt gekocht, die anderen Male waren wir essen. Dieser spontane Umgang damit ist für mich ja vollkommen neu. Auch das, was wir essen, ist neu für mich und Observer und ich machen hier keins unserer Essensrituale mit Toast, weichen Eiern und geschnittenem Apfel. Aber das ist okay. Solange wir einfach irgendwie essen. Und ich merke, das tun wir hier sehr gut. Bei uns gibt es selten frisches Brot oder frischen Aufschnitt. Das hat was mit Geld, Zeit und Gewohnheit zu tun. Ich würde auch gerne viel mehr Obst essen, aber das passt mir einfach nicht in meinen Lebensplan. Es stresst mich leider auch, wenn es da ist (außer Äpfel). Hier haben wir nun Unmengen davon und ich muss mich regelrecht zwingen, es für uns anzurichten. Und es ist echt nicht einfach für andere Dinge zu tun, die man für sich selbst nicht hinbekommt…
Meine Mum kann das total gut. Sie macht immer hier und da und es scheint ihr alles so leicht von der Hand zu gehen und mit einem Mal steht da frisch gewaschenes Obst. Routine eben. Ich selbst denke hingegen die ganze Zeit nur: „Mist, du musst noch gucken, dass nichts schlecht wird. Wann soll ich das alles bloß machen!?“ Nicht falsch verstehen, ich liebe Obst, keine Frage! Aber es stresst mich, wenn ich mich darum kümmern muss. Ich bin nicht zu faul oder bocklos, sondern schaffe es einfach nicht, das in meinen Alltag zu integrieren. Dazu gehört sowohl das Besorgen, als auch das Anrichten. Essen tu ich es dann schon verdammt gerne. Wenn es fertig da steht. Meine Mum macht hingegen einfach. Sie kauft es, stellt es anderen hin und dann ist es da…

Das alles und noch einiges mehr wird mir jetzt hier, wo sie selbst eben nicht da ist, richtig krass bewusst. Klar kann sie einen auch mal stressen, indem sie einem alles anbietet und einen quasi überredet, aber sie macht vieles, was anderen so dominant erscheint, aus Fürsorge. Sie macht echt so einiges, das ich nicht könnte… Für Außenstehende sieht ihr Leben nur leider chilliger aus, als es ist.
Ich könnte z.B nicht die Kraft aufbringen und für meinen Vater so vieles regeln, ihn zu den Therapien bringen, dann auch noch einkaufen gehen, kochen, planen, putzen, die etwas anspruchsvollere Katze versorgen, sich um alles kümmern und nichts schleifen lassen… sie ist echt stark und ich ziehe meinen Hut vor ihr!
Das alles kann man aber auch nur machen, wenn man nicht arbeitet oder sich mit anderem Scheiß beschäftigen muss. Meine Mum bekommt das mit dem Online Banking dafür nicht so hin, wie meine Schwägerin sich das wünschen würde, die auch viel um die Ohren hat, nur eben anders.
Ich selbst habe mir für die Woche extra frei genommen. Zusätzlich jeden Tag zu arbeiten hätte ich niemals geschafft. Nicht mal ansatzweise. Ich kratze ja nur mit „da sein“ manchmal leicht am Limit, wobei das rational gesehen echt einfach ist. Eigentlich muss man „nur“ etwas den Ton angeben bzw. Entscheidungen treffen wie „Wir fahren heute da hin“ oder „Zeit für deine Tabletten“…oder eben das entscheiden, was ein anderer Mensch anzieht… und das bei einem Kleiderschrank, dessen Inhalt das 20-fache meines eigenen beträgt! Ich bin für all das eigentlich echt nicht der Typ und manchmal froh, mich um mich selbst kümmern zu können. Zusätzlich ist es auch noch der eigene Vater, für den ich entscheiden muss…
Ich glaube die Tablettengabe fällt mir am leichtesten, da mein Handy täglich zu den bestimmten Zeiten klingelt und mich dazu auffordert, sie ihm zu geben. Dazu trinkt er auch mindestens ein halbes bis ein ganzes Glas Wasser, was ja auch wichtig ist.

Die Katze ist zum Glück auch nicht so anspruchsvoll wie erwartet. Vielleicht spürt sie aber auch, dass ich angespannt bin. Es war ja auch jahrelang meine Katze. Allerdings habe ich das Gefühl, dass sie mir erst in den letzten Tagen verziehen hat, dass ich sie seit meinem Umzug 2015/16 nie zu mir zurück geholt habe. Die letzten Jahre hat sie mich nämlich vollkommen ignoriert, wenn ich zu Besuch war. Ich rechne ihr hoch an, dass sie mir nun nicht in die Schuhe pinkelt oder vor die Tür kackt. Im Gegenteil: Sie schnurrt sogar wieder. : )

Mal sehen, ich hatte mir für die Woche eigentlich viel mehr vorgenommen… davon habe ich mich dann allerdings nach und nach verabschchiedet und stattdessen ein paar andere Dinge gemacht… das werde ich vielleicht im nächsten Blogeintrag erörtern.

Bis dahin…ich lebe jedenfalls noch!

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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