Radikaler Entzug

Die Gedanken überkommen mich. Wieder und wieder. Was essen wir? Wann essen wir? Was sehen wir uns dazu an? Wann soll ich die Wäsche abhängen? Wann soll ich die ganzen Mails beantworten? Wann soll ich duschen? Der neue Internet-Vertrag muss auch noch mal durchgesehen werden, bevor ich ihn abschließe… und parallel habe ich 10 Blogbeiträge angefangen plus mein Romankonzept liegt noch da, das aber erst mal warten muss, bis die Antidepressiva wieder anschlagen… und dann ist da noch das Legohaus, die andere Wäsche, der Bücherschrank undundund…

Aber eigentlich… fühle ich mich schlapp. Zu schlapp, um etwas zu tun. Ich habe ja seit vorgestern meine Tafel mit den To-Do-Listen komplett niedergerissen und mir selbst ein Verbot auferlegt.
Nun stehe ich also da, voll auf Entzug, so ganz ohne Plan. Ohne Richtung, gelähmt vor Angst, nicht schnell und effizient genug zu sein und sinnlos Zeit zu verschwenden.

Klar, man könnte alles optimieren. Auch das Glas, in den ich meinen Mais immer in Wasser fülle. Zu diesem Glas habe ich mehrere Deckel und einen davon könnte ich mit Löchern versehen und zum Abgießen drauf machen. Das spart bestimmt 20 Sekunden! (Observers Antwort darauf lautete in etwa so: „Und was ist mit der Zeit, in der du versuchst, die perfekten Löcher in diesen Deckel zu bekommen!?“ Touché…)
Ihr findet diese Gedanken an sich schon schräg? Diesen Mist denke ich den ganzen Tag…! Optimierungszwang könnte man das nennen. Mir fällt das jetzt im Entzug sehr deutlich auf.
Bisher sah mein Leben so aus, dass ich nach maximaler Sicherheit gestrebt habe und alles exakt durchgeplant werden musste (Planungszwang). Am besten habe ich noch alles notiert (Listenzwang) und ich peitschte mich von To Do zu To Do, was aber auch nicht so recht klappen wollte, weil ich bereits so viel Energie in das Planen gesteckt hatte…

Nun ist das einzige, das ich mir gerade erlaube, eine Einkaufsliste. Und das macht mich echt fertig. So fertig, dass mein ADS richtig krass durchschlägt. Ich bin fahrig, vergesse meine Kopfhörer, vergesse meine Einkaufsliste, lasse gefühlt überall in der Wohnung was liegen und sehe Chaos, bin unglaublich müde, innerlich extrem angespannt und fühle mich wie ohne Medis. (Nun gut, das könnte auch daran liegen, dass sich Medikinet in der Ketchupwoche etwas anders bis kaum auswirkt…aber SO krass hat sich das schon lange nicht mehr angefühlt…)
Zudem ist meine familiäre Situation auch gerade etwas stressig
Okay, es ist vielleicht nicht der beste Moment, um zu beschließen meine hardcore-Zwänge mit einem Mal abzulegen. Aber ich will so nicht mehr weiter machen. Sie erdrücken mich! Und ein radikaler Entzug ist vielleicht erst mal das beste…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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