Passend zur Jahreszeit habe ich mein Gedicht Ich HASSE den Sommer! vertont, welches ich 2016 geschrieben habe, das wettertechnisch gesehen ein richtig übles Jahr für mich war. 2017 war ebenso schrecklich, wohingegen 2018-2020 wieder sehr gut waren.
Ich vermute, dass meine Psychologin damals einfach recht hatte…: die Sonne ist für mich die Projektionsfläche für alle negativen Gedanken und Gefühle. Sie meinte: „Also wenn Sie von der Sonne sprechen, dann klingt das so, als wäre diese ein Mensch, der Ihnen persönlich ganz ganz unvorstellbar schreckliches Leid angetan hat!“
Psychisch ging es mir damals so mittelmäßig (sonst wäre ich ja nicht beim Therapeuten gewesen). Die letzten Jahre ging es mir dann zunehmend besser und jetzt eigentlich auch. Im „Jetzt“ hat sich auch das meiste sehr positiv entwickelt und (ja, trotz Corona) definitiv nicht zum Schlechteren.
Woher kommt dann also die erneute Projektion, die ich gerade wieder erlebe?
Warum schaffe ich es gerade nicht, mir wieder mehr Mitgefühl entgegenzubringen und zu akzeptieren, dass ich nun mal ein paar Tage bis Wochen bis Monate aus Konzentrationsmangel nicht ganz so effektiv sein kann wie sonst?
Dass ich die Hitze weitaus weniger vertrage als die meisten Menschen ist ja die eine Sache… die andere ist eben diese begleitende „Sommerdepression“, in der ich gerade wieder etwas feststecke. Ich fühle mich diesem Zustand „Sommer“ einfach so ausgeliefert. Gegen das Wetter kann man ja leider auch schlecht etwas anderes machen als den Ort zu wechseln und sich Strategien zu überlegen, die das ganze erträglicher machen.
Aber immer klappt das leider nicht und so schwingt diese gefühlte Hilflosigkeit auch mal in Aggression um…
„Scheiß Sommer!“
„Geh unter, du Miststück!“
Manchmal reicht es auch nur den Mittelfinger gen Himmel zu richten, um meiner Frustration Ausdruck zu verleihen. Helfen tut es natürlich nicht…
Aber immerhin habe ich eine Vermutung, was der Auslöser dafür sein könnte, dass ich morgens heulend in der Küche neben einem Glas Aspirin sitze und Angst habe die Wohnung zu verlassen… wo die große Böse Sonne auf mich wartet.
Die Auseinandersetzung mit meiner Vergangenheit für mein autobiografisches Buchprojekt geht eben doch nicht so spurlos an mir vorbei wie ich dachte. Das wenige vom Anfang meines Lebens, das ich bisher aufgeschrieben habe inklusive die ein oder andere Mobbinggeschichte gingen ja noch. Aber jetzt bin ich im Jahr 2011 angelangt, also mitten in der „Oberstufendepression“ und die flasht mich. Hat sie schon immer. Das Abithema ist nun mal unverarbeitet.
Heute Morgen in der Küche jedenfalls habe ich dann den Entschluss gefasst, dass es wohl besser wäre, dieses Kapitel erst mal ruhen zu lassen, solange ich hier alleine bin und Observer nicht da ist, mit dem ich über all das immer wieder mal sprechen kann.
Also werde ich mich jetzt lieber etwas Positiverem aus meinem Leben widmen… und vielleicht auch mal einen Gang runterschalten, denn ich habe die letzten Wochen nur für die Arbeit und das Schreiben gelebt, zu wenig geschlafen und vermutlich auch zu wenig gegessen. Und da ich mich in meiner Oberstufendepressionszeit genauso entwickelt habe (nur dass da andauernde Erfolglosigkeit und extremer Alkoholkonsum dazu kamen), ist es glaube ich mal gut, mich einer weniger deprimierenden Zeit zu widmen… oder mich eben gerade jetzt mehr um mich selbst zu kümmern.
Ich glaube das darf und sollte ich auch… außerdem scheint die Sonne ja auch noch eine Weile…