Heimat = zu Hause?

Wo ist das eigentlich, Heimat? Wo bin ich zu Hause? Und ist das eigentlich das gleiche?

Die Heimatfrage wird heutzutage mehr denn je thematisiert, vor allem vor politischem Background. Ich frage mich das allerdings unabhängig davon und eher bezogen auf meine persönliche Situation und inspiriert von einem Gespräch mit Observer über bereiste Orte sowie unsere Zukunft.

 

Zunächst einmal zu den Definitionen der beiden Begriffe:

Heimat: Land, Landesteil oder Ort, in dem man [geboren und] aufgewachsen ist oder sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt (oft als gefühlsbetonter Ausdruck enger Verbundenheit gegenüber einer bestimmten Gegend)

Bei „zu hause“ gibt es nicht wirklich eine Definition, aber es handelt sich wohl um das Dach über dem Kopf, also das Haus in dem man lebt. Da mir das aber zu emotionslos ist, habe ich etwas weiter gesucht und bin auf den lesenswerten Artikel Was bedeutet Heimat und wo ist mein Zuhause? gestoßen und dadurch auf folgende sehr schöne Definition:

Wenn ich mich wohlfühle, bin ich zuhause. Zuhause ist da, wo ich mich zurückziehen und auch mal zwei Tage ungestört vor mich hin gammeln kann. Zuhause ist da, wo der BH in die Ecke fliegt und die Jogginghose regiert. Zuhause ist da, wo ich nicht an mir zweifle, einen ganzen Tag schweige oder lauthals singe. Zuhause ist da, wo ich sein kann wie ich bin. Zuhause ist eben nicht nur da, wo mein Bett schläft, meine Waschmaschine wäscht und mein Kühlschrankinhalt schimmelt. Es ist nicht nur ein Ort. Genauso kann Zuhause auch ein Mensch sein. Ein Mensch, bei dem ich mich wohlfühle.

Besonders die letzten beiden Sätze treffen auch auf Observer und mich zu. Uns trennen knapp 700km, da er ja aus einer ganz anderen Ecke Deutschlands kommt: Aus der wunderschönen Stadt Hamburg. Das ist auch seine Heimat, die er kennt und schätzt. Sein zu Hause sieht er nach den letzten knapp sieben Monaten jedoch hier bei mir im Schwarzwald.

Die eigene Heimat muss also nicht unbedingt ein zu Hause sein oder das für immer bleiben. Im Grunde kann man also überall zu Hause sein. Man kann jeden Ort als das bezeichnen, unabhängig davon wo man die letzten 50 Jahre verbracht hat oder aufgewachsen ist. Was zählt, sind die Menschen, die einem Ort erst Leben einhauchen.

Kann das zu Hause auch an mehreren Orten sein?
Gefühlt würde ich sagen: Ja.
Chemnitz ist zum Beispiel zu einer Art zu Hause für mich geworden, auch wenn ich nur 1-2 mal im Jahr dort bin und die Bewohner die Stadt nicht gerade als wunderschön und einladend bezeichnen. Ist sie zum Teil auch nicht. Aber die Tatsache, dass dort besondere Menschen leben, macht sie eben zu einem zu Hause für mich. In dem Moment ist dieses zu Hause sogar stärker als der Schwarzwald, wo ich eigentlich lebe, wo meine Heimat ist und ebenso mein zu Hause, weil auch hier besondere Menschen leben.

Könnte ich meine Heimat denn je verlassen?
Jain. Wenn ich vor allem an meinen Chef und besten Freund MR denke, mit dem mich nicht nur die Arbeit, sondern auch eine freundschaftliche Beziehung verbindet, dann nicht. Ansonsten könnte ich das durchaus, zumindest in meiner Vorstellung.
Ich wollte ja auch schon mal nach Dänemark auswandern… und träume immer noch von einer einsamen Berghütte in den Schweizer Bergen. Aber das umzusetzen ist dann noch mal ein ganz anderer sehr großer Schritt, bei dem ich mich frage, ob er nicht eher mit den finanziellen Mitteln verbunden ist, als mit der emotionalen Verbundenheit. Würde ich auswandern, wenn ich das Geld hätte? Würde ich nach Hamburg ziehen, wenn ich wüsste, dass ich mir um die finanzielle Seite keine Sorgen machen müsste?
Alles berechtigte Fragen…
Zur Zeit kann ich jedoch mit Sicherheit sagen, dass der Black Forest der Ort ist, an dem ich mich am meisten zu Hause fühle. Und wenn Observer hier ist, dann ist dieses Gefühl auf jeden Fall noch intensiver. : )

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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2 Kommentare        

Die Begriffe „Heimat“ und „zu Hause“ haben sicherlich Schnittmengen und stehen also durchaus für ein und dasselbe Empfinden. Nach meiner Erfahrung bezeichnen viele Menschen ihren aktuellen Wohnort als ihr „zu Hause“, während „Heimat“ z.B. auch kulturelle Aspekte (Herkunft) mit einbezieht.

Ich definiere „zu Hause“ als den Ort, wo meine Familie ist, wo die Menschen sind, die ich liebe und die mich lieben. Das kann tatsächlich überall sein, es ist für mich nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Als Heimat sehe ich darüber hinaus das Land als auch die Stadt an, wo ich geboren wurde. Es drückt für mich ein Zugehörigkeitsgefühl aus, das mich mit den Menschen auf ganz besondere Weise verbindet.

So werde ich in meinem Herzen wohl auch immer ein Nordlicht bleiben, das sich dem Meer, Land und Leuten im Norden verbunden fühlt. Ich denke also nicht, dass mir das jemals fremd sein oder werden wird, weil ich mich an einem anderen Ort aufhalte. Aber das bedeutet im Umkehrschluß nicht zwangsläufig, dass ich woanders nicht glücklich sein kann, dass „zu Hause sein“ nur als ein Kompromiss denkbar ist.

In meinem Leben hatte ich das große Glück, viele verschiedene und zum Teil weit entfernte Orte auf dieser Welt bereisen zu dürfen. Heimweh habe ich dabei kaum verspürt, denn es waren vor allem die Menschen um mich herum, die mir das Gefühl von „zu Hause“ gegeben haben. So konnten auch noch so fremde Kulturen, Städte und Landschaften mich nur bedingt „fesseln“, entscheidend waren viel mehr die Personen, mit denen ich diese Reisen teilen konnte.

Auch das Leben selbst ist eine einzige Reise und für mich sind es die Menschen, die mich begleiten, die maßgeblich definieren, ob ich mich „zu Hause“ fühle. Meine „Heimat“ bleibt davon im Grunde unberührt, denn sie ist , was sie ist und bleibt dies auch, ganz egal, wo auf dieser Welt ich mich auch befinden mag. Und ja, richtig, so kann ich mich auch in meiner eigenen Heimat unwohl fühlen, wenn ich darin kein „zu Hause“ finde.

Weder kann ich wissen, was die Zukunft bringen mag noch wohin die Reise gehen könnte, aber ich bin nicht mehr allein, ich fühle mich wieder „mit jemanden zu Hause“, und das ist etwas, das mir sehr viel mehr bedeutet, als ein bestimmter Ort allein. Das Leben ist eine Reise, kein Ort. Das kann sehr angsteinflößend sein, da sich alles ständig verändert und scheinbar nichts einen zuverlässigen Halt bieten kann. Aber da ist eine Hand, die sich mir entgegenstreckt, die meinen Weg zu unserem Weg macht, die „ich“ und „du“ zu einem „wir“ und „uns“ vereint. Und das ist für mich das wunderschöne Gefühl, „zu Hause“ zu sein. 🙂

Heeeey Nordlicht! : )

Ja, ich denke auch, dass dir deine Heimat nie fremd sein wird. Und dass der Heimatbegriff vom Begriff eines Zu Hause unberührt bleibt.
Umso schöner finde ich es, dass ich für dich ein zu Hause bin ohne Kompromiss! Das bist du für mich nämlich auch und zwar vor allem im Inneren unserer Gedanken, die wie so oft teilen und die eine Ebene schaffen, die ich bisher noch mit keinem Menschen erlebt habe. : )

Das Leben ist eine Reise, kein Ort. Das kann sehr angsteinflößend sein, da sich alles ständig verändert und scheinbar nichts einen zuverlässigen Halt bieten kann. Aber da ist eine Hand, die sich mir entgegenstreckt, die meinen Weg zu unserem Weg macht, die „ich“ und „du“ zu einem „wir“ und „uns“ vereint. Und das ist für mich das wunderschöne Gefühl, „zu Hause“ zu sein. 🙂

Das hast du schön beschrieben!
Und ja, die Hand ist da. Und sie freut sich auf die Zukunft, auch mit allen Herausforderungen und Unsicherheiten, die wir meistern werden. Denn die machen uns stärker, sowohl jeden für sich, als auch das „Wir“. : )

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