Ich hatte mir ja vorgenommen, mehr aus dem Haus zu gehen und an den verschiedensten Bahnhöfen im Black Forest zu schreiben. Somit wollte ich eigentlich am heutigen Freitag schon am Vormittag los und Gas geben, doch stattdessen habe ich mich (mal wieder) zum Schlafen hingelegt. Immerhin waren es nur knapp zwei Sunden von 10 bis 12, aber ich war auch schon seit 5 Uhr wach.
Von 12 bis 14:45 lag ich jedoch genau so faul und antriebslos in der Gegend herum und überlegte, ob ich wirklich noch mal weg sollte. Gegen 15 Uhr zwang ich mich dann doch aus dem Haus. Aber das lag eher an meiner Katze Luna, die sich mit mir anlegte und mit der ich herumstritt.
In V. machte ich es mir zuerst auf einer Bank am Gleis bequem und begann mit einer Geschichte, deren Anfang ich mal grob aufgeschrieben hatte. Nach 45 Minuten intensivem Buchstabenschieben, machte ich eine Pause und setzte mich rein ins Gebäude. Es vergingen weitere 45 Minuten, nach denen ich vorerst aufhörte, um auf die Toilette zu gehen. Dort schmiedete ich meinen weiteren Plan und beschloss, mir erst mal eine Zigarette draußen auf einer Bank zu drehen, wo mir dann der blonde Dreadlocks-Engel begegnete. Sie tauchte aus dem Nichts mit irgendwelchen Holzbrettern und Bildern auf und setzte sich mit den Worten: „Ah, ich setzte mich dann auch dahin“ neben mich, als sie sah, dass ich mir eine Zigarette drehte. Sie packte eine neue Schachtel rote Gauloises aus und wir lächelten uns an. Ich deutete auf ihre Bretter und fragte sie „Künstlerin?“ und wir kamen ins Gespräch. Sie war so alt wie ich, aus Konstanz, hatte aber im Black Forest ihre Lehre zur Schreinerin gemacht. Sie liebte ihren Job, die Kunst und vor allem das Scheiben wie ich. Wir unterhielten uns in den wenigen Minuten über tausende von Dingen und lächelten uns zwischendurch immer wieder an.
Wir hatten wirklich viele Gemeinsamkeiten, was mich so sehr schockiert hat, dass ich es nicht fertig brachte, sie zu fragen, ob sie mal was mit mir unternehmen wolle. Es war einfach zu wenig Zeit… Mitten durch das Gespräch fuhr ihr Zug und wir umarmten uns zum Abschied. Dann verschwand sie wieder…in den Zug und aus meinem Leben.
Sie war wunderbar. Vom Leben geprägt hatte sie sich trotzdem durchgekämpft und somit ihre Ziele erreicht. Sie hatte es zwar nicht einfach, aber stand trotzdem nun da, wie jene Personen, die das nicht kannten und denen alles zufiel. Für mich war sie eine Heldin…ein Unikat von natürlicher Schönheit und klugem Geist.
Ich wünschte, aus unserer Viertelstunde wären irgendwann Tage, Wochen Monate oder Jahre geworden.Ich wünsche mir, dass wir uns eines Tages wieder sehen werden…wenn ich da bin, wo sie jetzt ist. Wenn ich etwas erreicht habe…so wie sie.
Bis dahin ist es jedoch noch ein langer Weg…doch mit dem Aufstehen und vor die Tür gehen, bewältige ich schon mal den größten Schritt.
Bild gefunden bei: deviantart
Finde die Art, wie du an dein „Problem“ gehst super. Ich wünschte ich hätte die Zeit, lebe dies nur mittlerweile jedne Samstag abend aus. Aber solche Menschen treffen offenbart einem oft sehr gut, wie man selbst dran ist, und das gibt einem meist mehr ansporn, sich zu entwickeln, wie all das pädagogische siziologische gebrabbel von anderen.
Hoffe auch jeden Fall, noch mehr solche tollen Geschichten zu lesen 🙂
Ich hab die Zeit…zu viel Zeit, was bei mir irgendwie dazu geführt hat, dass ich verlernt habe, richtig damit umzugehen… : / Das muss ich erst wieder lernen. Vormittags und nachts ist es noch katastrophal, weil da alles verschoben ist mit den Schlafenszeiten…aber nachmittags habe ich es jetzt an mehreren Tagen doch noch aus der Stadt geschafft, was mir immer gut tut…denn hier in K. geht meine Muse ein…
Ich arbeite also daran ^^
Und klar, solche Geschichten halte ich sehr gerne hier fest. : )