Schnitzeljagd von Amt zu Amt

Ich habe mich zum Glück mal aufgerafft zum Jugendamt zu gehen. Und das hat alles verändert bzw. ich bin schon wieder in eine ganz andere Richtung geschickt worden. Wo ich gelandet bin? Wieder am Anfang…gebracht hat mir diese Schnitzeljagd durch die Stadt also nicht wirklich etwas. Ich bin so schlau wie vorher…aber immerhin lerne ich nun das, wovor ich immer Angst hatte: Leben, Zukunft managen, Selbstständigkeit, Papierkram…

Meine Schnitzeljagd durch V. begann am Mittwochnachmittag…

Zuerst bin ich zum Jugendamt, wo ich erst einmal keine Ahnung hatte, wo ich hin sollte. Da waren so viele Abteilungen und nichts erschien mir passend. Immerhin war nicht so viel los und ich konnte die Sekretärin mit meinem Problem belästigen. Die hat mich daraufhin in ein anderes Zimmer geschickt, wo ich der nächsten Person meine jetzige Lage schildern durfte. Die hat mich dann wieder weitergeschickt zu ihrem Kollegen, der meinte, ich müsse Hartz4 beantragen. Ja, die Wendung war schon ziemlich überraschend…denn eigentlich wollte ich nur wissen, wie viel mir rechtlich zusteht…

Also bin ich erst mal zum Arbeitsamt gegangen (ich weiß, es heißt jetzt anders, aber das ist mir egal), wo man mich mit „Ihr“ angesprochen hat, als wäre ich schizophren. „Blah blah…das müsst ihr dann ausfüllen…habt ihr euren Ausweis dabei?!“ Ich fand das schon ziemlich strange, habe aber nichts dazu gesagt. Am Donnerstagmorgen bin ich dann noch mal zu einem richtigen Gespräch hingegangen und habe den X-seitigen-Hartz4-Antragsbogen bekommen. Und ich kann nun verdammt gut nachvollziehen, was alle gegen das Arbeitsamt haben… die Wartezeit war wirklich extrem…und vor allem extrem unnötig! Das wäre ja alles noch zu verschmerzen gewesen, wenn mich dort alle nicht so angesehen hätten wie eine Nutte, die nicht offiziell angemeldet ist. Und hey, ich war wirklich normal angezogen und freundlich zu den Mitarbeitern. Aber was da zurück kam war mehr als enttäuschend. Mal abgesehen davon, dass die so extrem langsam arbeiten… -__-

Das Arbeitsamt jedenfalls hat mich nach ewig langer Hin- und Herschieberei dann noch mal zum Jugendamt geschickt, weil ich einen Nachweis dafür holen sollte, dass ich bei meinen Eltern nicht mehr leben kann.

Beim Jugendamt angekommen haben sie mich auch gleich wieder weggeschickt, weil sie nicht für den Kreis K. zuständig sind. Aaaah, also durfte ich schon wieder quer durch die Stadt zum Landratsamt laufen. Dort habe ich mich dann erst mal in den Gängen verirrt und bin auf den Hausmeister gestoßen, den ich aus meinen Stammkeneipen kenne und der gerade erst mit meiner Ex-Friseurin durchgebrannt ist… Er war genauso überrascht wie ich, mich dort anzutreffen, hat mir aber gezeigt, wo ich lang muss. Dann durfte ich wieder mal meine Story erzählen und man hat mich schon wieder ins Zimmer nebenan geschickt. Endstation, dachte ich. Und dort hat sich noch mal alles auf den Kopf gestellt…

Nicht falsch verstehen, die Frau dort war wirklich cool, verplant, nett und endlich mal menschlich! Sie hat mich erst mal „ausgelacht“, weil ich mit dem Vorsatz hingekommen bin, einen Nachweis zu holen. Und den bekommt man nicht so einfach, denn dazu ist ein Elterngespräch nötig und das Arbeitsamt wird sowieso prüfen, ob meine Eltern fähig sind zu zahlen. Dann hat sie sich eine Weile mehr mit einem Insekt, als mit mir beschäftigt und nüchtern festgestellt: „Sie müssen das mit ihren Eltern klären!“ Ich dachte nichts, weil ich das schon geahnt hatte. Sie gab mir aber netterweise ihre Karte und hat sich angeboten, bei diesem Gespräch dabei zu sein. Aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich bereit bin, das alleine zu meistern. Ich weiß, das Recht ist auf meiner Seite.

 

Also sieht mein neuer Plan nun folgendermaßen aus:

[ ] Hartz4-Bogen trotzdem mal ausfüllen

[ ] Zu den Pflichtveranstaltungen für Hartz4-Empfänger gehen

[ ] trotzdem mal für das FSJ bewerben

[ ] Mit U. reden

 

Und in all dem Chaos habe ich endlich mal einen neuen Personalausweis beantragt! Wuhuu, das wurde aber auch wirklich mal Zeit. Mir war es in jedem Amt peinlich den zu zeigen…außerdem war ich ja nicht umgemeldet…die Frau im Rathaus von K. war echt am Verzweifeln, hat aber gute Arbeit geleistet.

Es gibt also noch Hoffnung…aber wohl nicht fürs Arbeitsamt…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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