Meine Nachbarn…

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll…mittlerweile bin ich nicht mehr so ganz davon überzeugt, dass dieses Kaff, in dem ich wohne, wirklich so ruhig ist, wie es zunächst den Anschein hatte. Die Dinge sind hier nämlich ganz und gar nicht, wie sie scheinen…

Von allen meinen Nachbarn, mit denen ich im Haus wohne, war mir immer der Friseur am sympathischsten. Dieser wohnt aber gar nicht mehr hier, wie mir neulich erst aufgefallen ist. Ich habe mich schon gewundert, dass ich seine Schritte nicht mehr höre und nun war einfach so sein orangenes Namensschild am Briefkasten verschwunden! Ich war ja eine Weile nicht da und habe überhaupt nicht mitbekommen, dass er weggezogen ist. Eigentlich schade, auch wenn ich nie wirklich viel mit ihm zu tun hatte. Er war jedenfalls immer ein interessanter Bewohner des Hauses mit seinen Schuhen, die wie hohe Absätze von Frauen geklungen haben, wenn er an meiner Tür vorbeigelaufen ist. (Am Anfang habe ich auch wirklich gedacht, dass eine Frau vorbeiläuft, bis wir uns mal im Treppenhaus über den Weg gelaufen sind…) Seinen Stil mochte ich auch gerne mit den blonden Haaren, den Piercings und dem schwarz. Ich weiß allerdings nur von ihm, dass er anders orientiert ist, aus Berlin kommt und einen Hund hat. Und eben den Friseurladen in St. G. Mehr weiß ich auch nicht…

Ich hatte irgendwie die Befürchtung, dass er wieder nach Berlin gezogen ist und vereinbarte mal einen Termin in seinem Salon, um der Sache auf den Grund zu gehen und mir sie Spitzen schneiden zu lassen. Da war er allerdings noch und recht verwundert darüber, wie ich mich denn in seinen Salon verirren konnte. Wir kamen ins Gespräch und mir fielen nicht nur die Spitzen, sondern auch der Kinnladen runter von seinen Erzählungen über unsere lieben Nachbarn…

Könnt ihr euch noch an den einen Ostermontag erinnern? Der an dem ich gedacht habe, dass sich gleich zwei Leute live vor meiner Tür umbringen? An dem die Polizei dastand?? Naja, der Betrunkene, der da so rumgegrölt hat, war mein Friseur. Er hatte einen halben Filmriss, aber dennoch wusste er noch, dass ihm aufgelauert wurde und man ihm gedroht hat, ihn mit Latten zu verprügeln, weil er eben anders orientiert ist und sein “Stecher“ auf dem heiß geliebten Parkplatz geparkt hat, der im Übrigen öffentlich ist.

Die Angreifer gehören zur Asi-Familie hier im Haus. Die Eltern haben oben die große Wohnung, von den Söhnen hat jeweils jeder seine eigene kleinere Wohnung im Haus. Ein Sohn davon ist übrigens mein „Nachbar“. Wenn man nicht gerade neben ihm wohnt, kommt er einem eher unscheinbar vor. Dunkle Haare, Brille, sieht nett aus…aber…wenn er ausflippt, dann ist alles zu spät. Er ist (und ich hoffe, er liest das nie, denn er würde die Wand einschlagen und mich umbringen O__o) ein richtiger Psycho und schreit ab und zu mal so vom Balkon runter auf Leute, die ein bisschen zu laut sind. Außerdem grüßt er so gut wie nie und wenn, dann sieht er mich nicht an. Er hört übrigens sofort auf zu rauchen, drückt seine Zigarette aus und verlässt seinen Balkon, sobald ich meinen abgetrennten Balkon betrete. Sein Wortschatz übertrifft den seines Vaters locker und ich möchte die Wörter, die er so benutzt, hier lieber gar nicht erwähnen…

Die ganze Familie beschimpft sich sogar untereinander, aber dennoch suchen sie sich wie ich erfahren habe immer ein Opfer, das sie rausekeln, weil die Person eben „anders“ ist. Mein Friseur hat auch gemeint, dass es ihn wundert, dass sie es noch nicht bei mir versucht haben…juhuu, das beruhigt mich…

Er jedenfalls ist geflüchtet und froh darum. Und ich habe weiterhin die Leute am Hals, die ein wirklich neurotisches Verhältnis zu den öffentlichen Parkplätzen vor unserer Tür haben. Der Vater der Söhne soll sogar unten rumlaufen und die Autos fotografieren, die dort parken. Außerdem steht er andauernd auf dem Balkon und lauert den Leuten auf. Ich finde das recht krank. Besonders weil er jedes parkende Auto mit Flüchen der übelsten Art kommentiert.

Ansonsten gibt es nicht viel über mein bescheidenes Heim zu sagen, in dem ich seit einem Jahr wohne. Nur, dass noch eine Familie darin wohnt, die auch ein bisschen ein Rad ab hat, aber im Grunde genommen ganz okay ist. Die tun immerhin keinem etwas. Genausowenig wie die ältere Dame, die unglaublich lieb ist und über mir wohnt. Sie ist 80 und wohnt schon fast 30 Jahre dort.

Die restlichen Nachbarn sind mir noch nicht begegnet…die kommen und gehen auch ständig…und nun weiß ich auch, warum…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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