Wie das Chaos entstand

Ich hatte ja ein wunderbares Date mit Mr. Edeka, nette Eishockeyfreaks um mich herum, nette Gespräche,… alles wurde langsam ruhiger, ich hatte mich im Griff.
Und dann geriet auf einmal alles aus den Fugen…
1904 will ein Date mit mir, ich lerne Mr. Right kennen und Mr. Edeka erzählt mir irgendwie nichts Neues. Er ist ein Mann ohne Probleme. Vielleicht ist das auch das Problem…

Ich frage mich, wie das mal wieder alles zusammen gekommen ist. Dass ich es nicht im Griff habe, habe ich spätestens gemerkt, als ich eine SMS von einer Nummer bekommen habe, die ich nicht kannte. Und als ich den Inhalt gelesen habe, traf mich der Schlag. Mr. Right. Hat meine Nummer?! Oh Gott. Den gibt’s wirklich?
Aber stop… wer ist eigentlich Mr. Right?!

Alles begann – wie sollte es auch anders sein – ganz harmlos mit einem einfachen Gefühl der Einsamkeit. Und so kam es, dass ich vorgestern Abend um 22 Uhr angefangen habe, mich in mein Gothic-Outfit zu werfen und spontan vorhatte Einweihung zu feiern. Und während meine wunderbare Eishockeymannschaft im Live Ticker unterging und ich 1904 darüber informierte, richtete ich mich blitzschnell, da um 22:13 der letzte Bus von K. nach V. kam. Um 22:12 stand ich immer noch vor dem Spiegel und total in Hektik fiel mir ein: Der kommt erst um 22:17. Naja, um 22:16:30 stand ich immer noch vor dem Spiegel, packte aber nun meinen Kram zusammen und rannte mit 12 cm SM-Stiefeln unter mir, absichtlich zerrissener Strumpfhose und Mega-Gothic-Outfit mit Nieten zum Busbahnhof: Kein Bus. Ein Blick auf die Uhr: 22:18. Super, kein Mensch weit und breit. Kein anderer Fahrgast. Sterbensruhe. Ich blickte benommen auf den Busplan und las: 22:21. Geglaubt habe ich es aber erst, als der Bus wirklich vorfuhr. Ich sollte mal lernen, den Fahrplan zu lesen. Denn ich stehe immer da und keiner kommt.
Dass diese Schusseligkeit meinerseits an diesem Abend mein Schicksal sein sollte, merkte ich erst später. Viel später…

In meinem Outfit bin ich natürlich ins Nest, da das dort keinen mehr schockt. Allerdings war nichts los. Nur zwei Bekannte saßen rum, schon recht angetrunken und haben sich über dies und jenes beschwert. Besonders über die Musik im HK, einer anderen Kneipe, die auch zu meinen Stammkneipen zählt. Ich meinte aus Spaß, dass ich mitkommen würde, wenn beide hingehen würden. Ich wollte da sowieso irgendwann hin. Erstaunlicherweise haben sie zugesagt und wir torkelten rüber.

Als ich in die Kneipe kam, sah ich zuerst fremde Gesichter, dann einen Bekannten, einen Unbekannten und – zu allem Übel – den Miami-Vice-Typen, der betrunken unerträglich ist. Hinten auf der Bank saß außerdem noch so ein Kerl mit Brille und blonden Haaren. Ziemlich jung. Ich bin immer überrascht, jungen Leuten in diesen Kneipen zu begegnen, wo sich nur 40-/50-jährige rumtreiben. Ich bin somit oft die jüngste Person von allen. An diesem Abend sollte es anders sein. Mr. Right ist ein halbes Jahr jünger als ich.

Es vergingen keine fünf Minuten, da kam bei Miami-Vice der Gedanke, er könne mich ja mal anmachensprechen. Es war lustig mitanzusehen, wie er ganz langsam und so was von unauffällig in meine Richtung kam, total lässig betrunken und sich immer wieder umsehend, ob das auch ja keiner mitbekam: Eine filmreife Sezene. Zum Glück war ich da nicht alleine… und konnte schnell ablenken und ihn wieder loswerden. Er war auch gar nicht so gut drauf…
Die Kerle schwirrten an diesem Abend komischerweise wie Haie um mich herum. Realisiert habe ich das allerdings erst, als nur noch zwei dasaßen: Der blonde Junge Kerl alias Mr. Right und noch ein Bekannter. Als wir anstießen, stieß ich wohl zuerst mit Mr. Right an, was dieser gleich als Anlass sah, den anderen in Grund und Boden zu diskutieren, der mich eigentlich mitnehmen wollte. (Irgendwie wollen das immer alle… man erkennt es an der Aussage nach dem letzten Schluck, die niemals eine Frage ist: „So, geh’n wir.“ Ich sage dann immer „Nö“, was eigentlich nicht böse gemeint ist. Nur ehrlich.)
So war es auch an diesem Abend. Nur diesmal hatte mir Mr. Right geholfen, alle Kerle vom Feld zu stechen. Vielleicht auch zu seinem Vorteil. Ich jedenfalls hatte den ganzen Abend nichts Bestimmtes im Sinn, trank nur mein Weißweinschorle und sah belustigst zu, wie Mr. Right argumentierte. Irgendwie kam mir das ganze so seltsam vertraut vor…
Als letztendlich der Bekannte wirklich aufgab und ging, saßen nur noch Mr. Right und ich am Tresen. Er sang (Timbaland feat. One Republic – Apologize). Ich trank. Und dann wurden wir rausgeworfen, weil es schon nach ein Uhr war.

Er hat mich natürlich Heim gebracht, aber irgendwie konnte das nicht das Ende sein. Also liefen wir noch eine Runde durch die Stadt, durch den Park und wieder zurück. Ich weiß gar nicht, wie es kam, aber wir redeten über so vieles und ich habe auch nichts ausgelassen. Und dann wurde mir irgendwie klar, dass er alles war. Er war intelligent, diskutierte wie Jo, war Hobbypsychologe, war lustig und wirklich verdammt nett.

Und als wir dann wieder vor meinem Haus standen, hatte ich die glorreiche Idee, dass ich ja aufschließen könnte, bevor er erfror (was rennt der auch nur in ärmellosem Hemd herum?!). Wir setzten uns und verbrachten über drei Stunden im dunklen Treppenhaus. Er meinte, dass er sowas auch noch nie erlebt hat. Ich auch nicht.
Ich hatte meinen Kopf an seine Brust gelehnt und er fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. Er deckte mich mit meinem Mantel zu und ich muss echt sagen, dass ich fast eingeschlafen wäre. Es war so banal romantisch…
Ich musste irgendwie die ganze Zeit grinsen.
Er hatte es geschafft, mich an diesem Abend glücklich zu machen und mir das Gefühl zu geben, etwas Besonderes zu sein, wenn es auch nur für diesen einen Moment war.

„Was magst du an mir?“
„Ich mag deine Art zu denken, zu hinterfragen… du bist intelligent, ich mag dein Outfit, deine Brille ist cool … und ich mag deine roten Haare.“

Nachdem wir uns zum Abschied umarmt hatten und er die Tür öffnete, musste ich ihn noch mal umarmen. Und ich wollte den armen Kerl gar nicht mehr loslassen. Ob wir uns wiedersehen, wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht. Er auch nicht, meinte aber, dass man nur optimistisch sein müsse. Er war eben totaler Optimist… aber vielleicht hat sich gerade in dem Punkt alles ergänzt. Vielleicht war er ja wirklich der Mr. Right. Vielleicht sollte ich aber einfach mal weniger trinken und vorher was essen…

Gestern morgen jedenfalls habe ich stark an meinem Bewusstsein gezweifelt. Saß ich wirklich mit einem Kerl so lange im Treppenhaus?! Der Beweis kam gestern Abend per SMS, obwohl ich ihm nicht mal meine Nummer gegeben hatte. Ich traute mich auch nicht. Ich wusste, das würde böse enden. Und das tut es auch. Wir sehen uns wieder.

Meine Leser werden geschockt sein, ich fühle mich wie vom Blitz erschlagen und irgendwie frage ich mich, wieso sich das Schicksal eigentlich immer den falschen Zeitpunkt für Wunder aussucht… falls es denn eins ist. Wer weiß… man wird sehen. Abwarten… hoffentlich richtig handeln.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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