Meine Abneigung habe ich hauptsächlich meinem ersten Fahrlehrer Edward und der Tatsache, dass ich den Führerschein machen musste, zu verdanken. Letztendlich habe ich ihn ja geschafft, aber das wiederum hatte ich meinem zweiten, genialen Fahrlehrer zu verdanken, der einmal Psychologie studiert hatte. Alles, was Edward mir angetan hatte, hat er wieder gerade gebogen. Aber fahren kann ich trotzdem nicht, auch wenn ich die Pappe habe, wie man so schön sagt.
Ich denke, ich brauche auch kein Auto. Und ich denke, dass wenn ich aus eigener Kraft und aus eigenem Willen den Führerschein bezahlt und geschafft hätte, dann hätte er eine vollkommen andere Bedeutung für mich. Jetzt ist er nur wie ein Kärtchen von vielen. Da hat meine Busfahrkarte zehnmal mehr Bedeutung, als das kleine grüne Kärtchen, dass mir Albträume verursacht und mein Leben fast zunichte gemacht hätte…
Was Autofahren angeht, denke ich jedenfalls komplett anders, als die meisten, die wegen 2 km von ihrem Auto abhängig sind. So wie meine Eltern zum Beispiel. Wir besitzen, wie ich bestimmt schon einmal erwähnt habe, einen Farbenladen. Dieser ist vielleicht gut zwei Km von zu Hause entfernt. Laut meiner Schätzung natürlich. Laut Google Maps ist es gerade mal 1 km…was die Sache noch schlimmer macht! Denn wer holt sein Fahrzeug wegen einem Kilometer aus der Garage? Und das…acht Mal am Tag?! Denn man muss überlegen, dass beide Elternteile in dem Laden arbeiten, beide ein Auto besitzen und beide eigentlich zu selben Zeiten arbeiten könnten…
U. steht um halb Acht auf und fährt um 7:50 Uhr los. Im Laden ist er um 8 Uhr. Meine Mum steht da erst auf, frühstückt, trödelt und ich weiß nicht, was sie noch so alles macht. Jedenfalls kommt sie so um 10/11 Uhr in den Laden. Mit ihrem Auto (2 Punkte).
Beide Fahren zur selben Zeit nach Hause. Jeder mit seinem Auto (2 Punkte). Zwischendurch fährt meine Mum mal 0,3 km zum Edeka. Um 13:50 Uhr fährt U. wieder in die Arbeit (1 Punkt), meine Mum hat keine Lust und fährt um 16/17 Uhr, wenn überhaupt (1 Punkt). Und am Abend kommen beide Heim (2 Punkte). Und man zahlt für zwei Autos Benzin, Parkplatz und Steuern. Ich kann ja verstehen, dass meine Mum ihr eigenes Auto haben will, aber wegen EINEM KILOMETER!
Meine Eltern sind wirklich unorganisiert, was auch dazu beiträgt, dass ich lieber 30 € im Monat für meine Busfahrkarte zahle und dafür überall hinkomme wo ich will. Das nenne ich unabhängig. Ich bauche keinen Parkplatz und auch nicht selbst fahren. Ich muss weder zum TÜV, noch Steuern zahlen, noch darür sorgen, dass mein Auto nicht dank Rohstoffmangel liegen bleibt. Ich muss nur nachsehen, wann der Bus fährt und fertig. Mein Leben lege ich somit komplett in meine Busfahrer. Einer erinnert mich sogar an ZZ Top…
Und während ich so Bus fahre, kann ich Musik hören, aus dem Fenster blicken, lernen, träumen,…
Was ich auch noch liebe ist Zug fahren. Leider sind Züge viel zu teuer und Flugzeuge dafür viel billiger, was ich nicht verstehe, da Flugzeuge die Umwelt ja so verschmutzen. Man kommt zwar früher an, aber bläst so viel Zeug in die Luft, dass es einen graut, wenn man nur daran denkt.
Ich bin bisher nur viermal geflogen. Einmal als Kind in die Türkei, hin und zurück, und einmal nach Berlin zur Preisverleihung des Schülerzeitungswettbewerbs, hin und zurück. Ich habe keine Angst vor dem Fliegen, mir macht nur die Organisation Angst. Dass mein Gepäck verschwindet, ich verdächtigt werde mit meinem Make Up Entferner einen Terroranschlag zu planen oder man mit den Nietengürtel vom Leib reißt…
Mit dem Zug bin ich allerdings auch nicht so oft unterwegs…aber wenn, dann finde ich es einfach wunderbar dieses Gefühl zu spüren, dass man sich immer weiter von einem Ort entfernt und nichts dagegen tun kann. Man beobachtet Landschaften, Städte und in der Dunkelheit die Lichter der Autos und Türmchen. Es ist ein Gefühl von Freiheit…
Ich habe mir vorgenommen zu sparen und nächstes Jahr abzuhauen…für ein paar Tage…irgendwohin…in den Norden…
Berlin zum Beispiel…oder Flensburg würde ich auch gerne mal sehen….oder Köln, Hamburg, Leipzig, Dresden, Moers, …
