Wofür schreibe ich eigentlich? 2.0

Wenn ich mir so ansehe, über was ich in meinem Blog geschrieben habe, sind das meistens so banale Themen. Ich habe eben immer das aufgeschrieben, was mir im Kopf rumgespukt hat. Meistens ging es dabei um Jo.

Morgen in einem Monat wird mein Blog jedenfalls ein Jahr alt und er ergibt in einem Word-Dokument bereits 150 Seiten. Ohne Kneipentagebuch. Das ergibt glaube ich noch mal um die 40. Und wenn man alle anderen Storys noch dazu rechnet…stellt sich mir manchmal die Frage: Seit wann schreibe ich eigentlich und was ist eigentlich mein Ziel?

Angefangen habe ich, als ich die Schule gewechselt habe und auf die Hauptschule kam. Also 2005. Meine ersten Gedichte habe ich noch am letzten Schultag geschrieben, als wir zum Abschied ins Café Eis essen sind. Leider existiert davon keins mehr, weil ich in einer sehr komplizierten, u.a. auch Selbstmord-Phase war, in der ich alles Schriftliche von mir verbrannt habe…viel war das zum Glück damals noch nicht.

Jedenfalls habe ich zu dem Zeitpunkt die Welt gehasst. Alle Menschen und vor allem die Jugendlichen, die mich auf der Realschule fertig gemacht haben und mir jegliche Jugend zerstört hatten. Ich sah in nichts mehr einen Sinn, also fing ich an zu schreiben während alle anderen lachten, Spaß hatten, ihre Jugend genossen. Ich hatte niemanden zum reden und deshalb habe ich mit schreiben angefangen. Aus diesem Grund schreibe ich zum Teil auch noch, auch wenn ich „eigentlich“ nicht alleine bin. Oder doch. Denn mein Vertrauen zur Menschheit hat sich im Gegensatz zu damals nur minimal gebessert. Will heißen: Ich habe keine Vorurteile. Jedenfalls nicht so welche, dass nicht jeder eine Chance hätte, gehört zu werden. Ich bin jedoch immer noch vorsichtig, da Menschen ziemlich grausam sein können.

Mein Innerstes werde ich allerdings niemandem mehr direkt mitteilen. Denn Dieter ist an mir zusammengebrochen, Maze will es auch nicht wirklich hören, meine Mum meint, ich würde mir alles, was ich denke, nur einbilden, was auf Dauer auch psychische Schäden in einem hervorruft… Genauer gesagt bin ich jetzt solo. Ohne Freunde, ohne Liebhaber und ohne jegliches Gefühl für irgendwelche soziale Bindungen. Egal ob freundschaftlich oder auf der Basis von „Liebe“ mit einem Mann. Ich bin den Leuten einfach zu kompliziert, weil ich fast alles hinterfrage, permanent gegen den Strom schwimme und mein Standpunkt jeweils von einer Diskussion abhängt. Leider gewinnt gegen mich so gut wie niemand mehr…ich bin ein wandelndes Fremdwörterbuch und ein diskutierendes Monster geworden…

Einerseits bin ich auf andere Menschen angewiesen, andererseits aber auch nicht. Der Wirt meiner Stammkneipe meinte mal, ich sei zu 90 % Gut. Ich glaube eher, ich bin Fifty-Fifty. Und unberechenbar…vielleicht liegt das an mangelnder Erziehung.

Es gibt genauso viele Phasen, in denen ich anderen nicht zur Last fallen will und in denen ich einfach nur alleine und von keinem Menschen, vor allem von keinen sozialen Bindungen, abhängig sein will. In denen ich denke, dass ich ohne den Rest der Welt besser dran bin. Und ich kann und will mich nicht festlegen. Mein Standpunkt schwimmt…

Und ich dachte, in den letzten Jahren hätte sich an meinem Verhältnis zum Rest der Welt etwas geändert, aber kaum betrete ich einen Pausenhof, spuckt mein Unterbewusstsein alles wieder aus. Das Früher. Und obwohl ich nicht die von damals bin, ist mein Selbstwertgefühl immer noch im Eimer. All das mühsam erstrebte Selbstbewusstsein, das Lob von Lehrern, alles weg. Keiner sagt mehr was. Es ist ein ewiger Teufelskreis. Und wer einmal das Blut vom „Erfolg“, von wirklich verdienter Anerkennung, geleckt hat, von Menschen, von denen man wirklich sieht wie stolz sie auf einen sind, dem raubt es den Verstand, wenn er wieder auf dem Boden landet. In der Realität. In einer Welt aus Egoisten. Ich bin ja auch so ein Egoist…

Vielleicht muss ich aber auch soviel geben bis zum Zusammenbruch. Nicht mehr essen, nicht mehr schlafen Nur noch lernen und schreiben, schreiben, schreiben…für was auch immer. Und wenn es keiner liest und es keinen Interessiert, muss mir das egal sein. Denn schreiben IST mein Leben. Und wenn sich mein Leben so scheiße anhört und ich nur Mist schreibe, dann habe ich hier nichts verloren.

Und mein Denken zur Zeit geht tendenziell in diese Richtung. Egal, was ich mache. Irgendwann muss ich an mein Sozialproblem denken und überall sehe ich Beziehungen, die ich nie haben werde, aber sollte, da das nun mal die Bestimmung des Menschen ist. Egal wie sehr man sich wehrt. In uns ist trotz allem immer noch die Sehnsucht. Und beides schnürt mir so langsam die Kehle zu…und zusätzlich kommt noch dieser Minderwertigkeitskomplex und all der Mist dazu… Und die Erkenntnis; dass man niemanden hat, dem man vertrauen kann, der einem wirklich zuhören will, lässt mich zu dem Schluss kommen, dass ich alleine nicht unbedingt besser dran bin, aber dafür meine Ruhe habe.

So…das war nun ziemlich schwerer Stoff… Und hätte ich in der Schule nicht Pädagogik, so wäre ich niemals in meiner Theorie bestätigt worden, dass da wirklich eine Sehnsucht im Menschen ist. Dass der Mensch ein Sozialwesen ist. Und allein die Bestätigung, diese Erkenntnis aus der Schule, hat mir den Wind aus den Segeln genommen. Und ich muss mein gesamtes bisheriges Leben analysieren und alles…altes wieder aufreißen, um hinter ein Geheimnis zu kommen. Ich will wissen, ob Leben bei mir noch einen Sinn gibt, ob ich die Kultur mit meinen Texten wachrütteln kann und ob ich nicht einfach nur ins Rotten Münster gehöre…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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