Vom Glauben an eine gerechtere Welt

Ein Satz, der mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist, ist jener meines Mathelehrers (und des besten Schuldirektors überhaupt) Herr B.:

Recht hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun.

Recht hat er ja. Gerecht ist das, was als rechtens gilt, meistens nicht… leider…

 

Ich bin absolut nicht gläubig. Gott ist mir Wurst und ich hasse es, wenn man mich bekehren will. Aber ich glaube daran, dass alles, was wir in die Welt hinaustragen, auf irgendeinem Wege zu uns zurück kommt. Ich glaube an so etwas wie Karma und dass am Ende jeden eine gerechte Strafe ereilt für das, was er getan hat. Ob in diesem oder im nächsten Leben. Ich glaube fest daran, dass am Ende das Gute siegt. Dass Ehrlichkeit und Bescheidenheit weiterkommen als die Falschheit und Gier mancher Menschen.

Dieser Glaube jedenfalls ist das, was mich hier hält. Eigentlich ein seidener Faden in einer (ungerechten) Welt wie dieser. Aber stark genug, um mich am Leben zu erhalten, weiterzumachen und eben nicht den Mut zu verlieren. Auch wenn die aktuelle Lektüre, die ich gerade lese, nicht gerade das ist, was man als positive Literatur bezeichnen kann. Schlimmer noch: Es ist real. Es betrifft mich. Und es lässt so viel Raum für Spekulationen und Hass, den ich so langsam immer besser verstehen kann, je mehr ich mich reinlese… aber ich wollte es ja so. Ich will es wissen. Und ja, ich frage mich dabei immer wieder mal, ob es das Wert ist. Ob ich es nicht einfach ruhen lassen sollte. Warum sollte ich auch schon diejenige sein, welche für Gerechtigkeit sorgt, wenn so viele davor gescheitert sind und mein Gegner vermutlich eiskalt ist? Warum sollte ich meine Energie mit etwas verschwenden, das ich nicht mal will, weil ich Geld und Besitz furchtbar finde? Vielleicht gerade deshalb… Gerechtigkeit und Moral waren mir schon immer wichtiger als Reichtum. Und ich glaube daran, dass zumindest in einer Person, gegen die ich mich in Zukunft wenden müsste, noch etwas davon steckt… auch wenn es den Anschein hat, als wäre dem ganz und gar nicht so.

Wie dem auch sei, mein Leben entspricht gerade ganz und gar nicht dem, was ich mir eigentlich wünsche: Einfach nur in Harmonie und Frieden ein bescheidenes Leben zu leben und zu schreiben. Aber ich habe mich mit dem zersplitternden Weinglas irgendwie entscheiden, mich damit auseinanderzusetzen.

Bis es also wieder so weit ist, dass ich befreit von all dem mich umgebenden ruhenden und lauernden Mist an meinem Buch oder hier weiterschreiben kann, wird es dauern.
Es wird was kommen, wenn ich mal die Muse verspüren sollte wie jetzt. Aber für mehr ist in meinem Leben und in meinem Kopf dafür aktuell einfach gerade kein Platz…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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2 Kommentare        

Ich glaube an so etwas wie Karma und dass am Ende jeden eine gerechte Strafe ereilt für das, was er getan hat.

Das verstehe ich nicht.

Da hat es die westliche Welt über Jahrhunderte endlich geschafft, sich von den Zwängen der (christlichen) Glaubenslehre zu emanzipieren und sich keine Angst mehr einjagen zu lassen von einem (imaginierten) Gott, der alles sieht und ahndet, und dann greift man stattdessen zu "Karma" oder "dass alles, was wir in die Welt hinaustragen, auf irgendeinem Wege zu uns zurück kommt". Das ist dasselbe in Grün. Mit einem anderen Namen. Das absolut selbe in Grün.

Positiv ausgedrückt nennst Du es: "… dass am Ende das Gute siegt". Nun, das ist 1:1 das, was auch das Christentum seit Urzeiten am Leben erhält: der gütige Gott, das (gerechte) Leben nach dem Tod.

Dieser Glaube jedenfalls ist das, was mich hier hält.

Warum? Warum dieser Glaube? Dieses (imaginierte) romantische Weltbild? Was unterscheidet diesen Glauben von dem an Gott, der Dir Wurst ist?

Warum hält Dich nicht die Tatsache hier, dass Du nun einmal hier bist? Warum reicht es nicht zu sein, warum muss immer etwas Höheres im Spiel sein? Warum sollte es Gerechtigkeit geben, wo es sie bisher nur punktuell gegeben hat? Warum so nach den Sternen greifen als kleiner Mensch?

… mein Leben entspricht gerade ganz und gar nicht dem, was ich mir eigentlich wünsche: Einfach nur in Harmonie und Frieden ein bescheidenes Leben zu leben und zu schreiben

"ganz und gar nicht" würde ich nicht sagen.
"Harmonie" – okay einverstanden; Deine letzten Posts hier sind nicht sehr harmonisch.
"Frieden" – ich empfinde Dich als sehr friedlich; friedlich in Worten und Taten (Weingläser zählen nicht), auch in der Diskussion und Auseinandersetzung.
"bescheidenes Leben" – wenn Du nicht bescheiden bist, dann kenne ich keinen, der es ist.

Liebe Lui. Ersetze nicht den einen Glauben durch einen anderen, der Dich genauso an die Grenzen Deiner Kräfte bringt. Trage einfach weiter Deine vorbildliche Friedfertigkeit und Deine Bescheidenheit in die Welt, wie Du es schon immer tust – dann kommt auch die Harmonie wieder.

Irgendwann.

 

Ich habe meinen Text soeben nochmal gelesen. Und ja, so kann man es auch auffassen.

So negativ und zwangbehaftet habe ich es gar nicht gesehen und auch nicht in der Form eines Gottes, der uns beobachtet und entscheidet, was gut und Recht ist und uns für unsere Sünden bestraft.

Aber mit "alles, was wir in die Welt hinaustragen, auf irgendeinem Wege zu uns zurück kommt" meine ich auch das Positive! Und das gibt mir irgendwie auch Hoffnung. Für mich ist schon was dran an den Sprüchen „Wie es in den Wald ruft, schallt es zurück“ und „wir ernten, was wir säen“…

 

Dieser Glaube jedenfalls ist das, was mich hier hält.

Warum? Warum dieser Glaube? Dieses (imaginierte) romantische Weltbild? Was unterscheidet diesen Glauben von dem an Gott, der Dir Wurst ist?

Weil ich mit dem rein negativen nicht immer so gut umgehen kann, das auf dieser Welt auch existiert. Mir einzugestehen, wie groß das Böse ist und dass ich dagegen vollkommen machtlos sein könnte, zermürbt mich und nimmt mir jeglichen Lebenswillen.

 

Warum hält Dich nicht die Tatsache hier, dass Du nun einmal hier bist?

Weil ich mir oft wünsche, nie hier zu sein..

 

Warum reicht es nicht zu sein, warum muss immer etwas Höheres im Spiel sein? Warum sollte es Gerechtigkeit geben, wo es sie bisher nur punktuell gegeben hat? Warum so nach den Sternen greifen als kleiner Mensch?

Sehr gute Fragen!
…vermutlich, weil auch ich nach Bedeutung und einem Sinn strebe… und nach einer besseren Welt, wie auch immer die aussehen mag. Für mich gehören ganz klar bestimmte Dinge einfach nicht dazu, die aber nun mal existieren…

 

Ich habe meine Gedanken vermutlich etwas sehr hart formuliert, wie ich an deinem kritischen Kommentar gemerkt habe, den ich aber sehr gut finde! Danke für die Sicht! : )

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