Monatsrückblick November ’24

3 negative Gedanken, von denen ich im Moment des Denkens überzeugt gewesen bin:

  • „Ich werde hier niemals wieder rausfinden… zusammenbrechen und einfach sterben! Zwischen den Millionen Menschen…
    Ein Gedanke, den ich im vollkommen überfüllten, viel zu aufgeheizten und unübersichtlichen IKEA bekommen habe, bevor ich kurz vorm Heulen meinen Mut zusammen genommen und die Frau am Infostand gefragt habe, wie ich denn wieder ins Erdgeschoss (UND ENDLICH RAUS!) komme.
    (Memo an mich selbst: Gehe nie… NIE… N I E M A L S wieder an einem Samstagvormittag alleine im IKEA einkaufen! Nimm‘ vorher genug Tabletten, zieh‘ weniger an,… und nimm‘ Observer mit, dessen Hand du halten kannst. Und ganz wichtig: betrete niemals wieder das erste Stockwerk…)
  • „Ich werde niemals wieder irgendetwas unternehmen können und darf froh sein, wenn ich genug Geld zum Essen zusammen bekomme…“
    Dieser Gedanke kam mir, als ich realisiert habe, dass mir trotz abgelehntem BAB-Antrag vermutlich doch kein Wohngeld während meiner Ausbildung zustehen wird. Das hat mich zugegebenermaßen über mehrere Tage richtig stark runtergezogen und verunsichert. Sobald ich die abschließend passenden Worte dazu habe, werde ich darüber ausführlicher schreiben… weil das ein echt großes komplexes Thema ist und ich sehr weit ausholen muss…
  • Ein Gefühl der Einsamkeit (im negativen Sinn), wenn ich feststelle, dass Menschen, die mir Nahe stehen, nicht so denken wie ich. Das wäre nicht so schlimm, wenn dabei nicht auch noch mitschwingen würde, dass sie mich nicht verstehen und mir ihre Reaktionen signalisieren, dass sie es auch nicht wollen. Vielleicht können sie es auch nicht… Schlimm fühlt es sich trotzdem an. Es ermutigt mich nicht gerade dazu, meine Gedanken zu äußern, wodurch sich das Gefühl der Einsamkeit leider nicht verändert.

 

1 sehr, sehr starker positiver Gedanke, von dem ich im Moment des Denkens überzeugt gewesen bin:

  • Eines schönen Samstagabends, als ich etwas in dem Konsumbuch weitergelesen habe, empfand ich mit einem Mal einen unglaublichen Stolz auf mich. Weil ich eben nicht vergleiche, nicht „mehr“ will, mich nicht an immer neuen und vielen Dingen erfreue, sondern aus freien Stücken so bescheiden lebe, wie ich es eben tue. Klar habe ich in den letzten Jahren weniger Geld verdient im Vergleich zu anderen. Ich bin mir dessen durchaus bewusst. Aber ich schäme mich nicht dafür, kein bisschen! Im Gegenteil! Ich empfinde es daher auch nicht als ungerecht, die letzten 8-9 Jahre Mindestlohn bzw. knapp darüber verdient zu haben. Eher empfinde ich eine extreme Dankbarkeit für alles und nichts. Für meine Wohnung, die in meinen Augen Luxus ist. Dafür, dass ich es mir trotz allem leisten kann, gelegentlich auf dem Wochenmarkt einzukaufen bzw. Bio-Ost und Gemüse. Ich bin auch dankbar dafür in meinem Leben vielleicht einmal im Minus gewesen zu sein (mit 18 oder so). Ich bin dankbar dafür, dass ich das wenige, das ich habe, in den letzten Jahren mit einem Menschen teilen konnte, der das ebenso zu schätzen weiß und den ich dafür liebe. Und ich bin dankbar dafür, dass ich trotz allem, trotz Inflation und OHNE dubiose Zinseszins Bankgeschäfte und die Hilfe von anderen so viel ansparen konnte, dass ich es mir leisten kann, auch die nächsten Jahre eine zweite Ausbildung zu machen.
    Ich bin auch dankbar für alles, was in meiner Wohnung funktioniert und mir das Leben erleichtert. Ich hänge an den wenigen Dingen, die ich besitze. Ich liebe sie sogar. Ich liebe den abgewetzten Ledermantel meiner Mutter, dessen Löcher in den Taschen zum Glück niemand sieht. Weil das ja gar nicht geht. Weil man sich dann einen neuen kaufen müsste. Aber ich will keinen neuen. Ich will diesen Mantel und nur diesen, wenn es sein muss bis ich sterbe! Und das ist mit sehr vielen Dingen, die ich besitze so… Ich liebe auch meinen Rucksack, dessen Träger ich von Hand immer wieder etwas fest nähe, wenn sich das Garn löst. Und ich bin so unendlich dankbar, dass mein inkontinenter Drucker (nach 13 Jahren) noch druckt, mein ebenso inkontinenter Wasserkocher (nach 15 Jahren) noch kocht, und mein angeschmolzener Föhn (nach 16+ Jahren) noch föhnt. Ich weiß all diese Geräte zu schätzen und will nichts davon hergeben, solange es sich vermeiden lässt, und bin dankbar für jeden Tag, an dem sie noch funktionieren.
    Aber es waren nicht nur meine Wohnung und die Gegenstände, die mich schon so lange begleiten, für die ich in diesem Moment so dankbar war… ich empfand auch eine Dankbarkeit für alle Menschen, denen ich so im Laufe meines bisherigen Lebens begegnet bin. Das galt sowohl für jene, die mich immer noch begleiten, als auch für jene, die ich aus den Augen verloren habe und nie wieder sehen würde und auch für jene, mit denen ich nicht gerade im Guten auseinander gegangen bin. Sie alle haben mich in irgendeiner Form eine Weile begleitet und geprägt; mal mehr, mal weniger.
    Ich glaube, ich war selten in meinem Leben auch so intensiv dankbar dafür, dass ich nach all dem, was ich früher erlebt habe und wie ich aufgewachsen bin, eben jener Mensch geworden bin, der ich nun mal bin: bescheiden, ehrlich, selbstständig. Eher selbstlos als egoistisch. Überwiegend positiv, an das Gute in anderen glaubend,… und vor allem nicht von so vielen negativen Emotionen zerfressen. Ja, ich weiß, manchmal zweifle ich extrem und gelegentlich verurteile ich mich selbst zutiefst bis zu absolutem Selbsthass… aber es ist definitiv weniger geworden, richtet sich nicht gegen andere und auch dafür bin ich dankbar!
    Ja, ich glaube, so positiv habe ich schon sehr lange nicht mehr (oder noch nie?) auf mein Leben zurückgeblickt… und in ein neues, noch unbekanntes hinein, voller Vorfreude und Tatendrang.

 

3 schöne Begegnungen mit anderen Menschen:

  • Als eine Frau am Bahnhof mir ihre neue Jacke schenken wollte. Zugegebenermaßen war es etwas strange, aber ich meinte, ich hätte schon genug, hab mich aber bedankt Sie meinte dann „Aaaah, das ist min..mi..mini“ „Minimalismus!“, meinte ich lächelnd. Und sie strahlte: „Ja genau… ich versteh‘ das… ich kauf‘ leider immer zu viel… und mir gefällt die Jacke eigentlich gar nicht, aber die nehmen sie nicht mehr zurück…“ Sie gab nicht ganz auf, merkte aber, dass da nichts zu machen war. Dennoch eine schöne Begegnung, weil ihre Mimik so ehrlich war, sie mir echt die neue Jacke schenken wollte und auch ehrlich beschämt schien, dass sie immer so viel kauft.
  • Mit „Frau X.“, der Frau des Chefs von einem Architekturbüro, bei dem ich mich beworben hatte. Es war ein echt tolles Gespräch. : )
  • Als ich erneut dem einen Afrikaner begegnet bin, den ich vor Monaten mal nachts im Bus kennen gelernt hatte. Ich habe immer wieder mal an ihn gedacht, auch wenn mich das Gespräch damals etwas gestresst hat in dem Moment, weil es englisch war. Diesmal habe ich mich weitaus sicherer im Gespräch gefühlt…für mein eher mieses Englisch, lief es sogar echt gut.

 

Erlebnisse:

  • 08/11/24: der Besuch einer Lesung von einem guten Bekannten, mit dem ich damals in der Literaturwerkstatt war bzw. habe ich sie auch eine Weile mit ihm geleitet
  • 10/11/24 – 11/11/24: Reinfeiern des Geburtstags meines Dads mit der Family
  • 16/11/24: der Besuch eines Bücherflohmarkts mit meiner besten Freundin Maze
  • 19/11/24: mein erstes Vorstellungsgespräch

 

Worauf ich mich in nächsten Monat freue:

  • auf Observer, der am 02/12 bzw. 03/12 wieder zu mir kommt : )
  • auf meinen letzten Monat als Fotografin/Bildbearbeiterin und einen Neuanfang 2025!
  • auf viele schöne Begegnungen mit Observer und anderen Menschen, die wir beide kennen (was wir das letzte Mal einfach nicht hinbekommen haben)
  • auf die Veranstaltung mit Lydia Benecke am 06/12. Observer und ich hatten sie letztes Jahr bereits live gesehen und ich habe sofort wieder zwei Karten bestellt, als ich erfahren habe, dass sie wieder in unsere Kleinstadt kommt
  • auf die nächste Retro-Vinyl-Party am 14/12 mit Observer. Auf der letzten Party im April war ich alleine und fand sowohl die Menschen als auch die Musik und die Stimmung einfach nur klasse!

 

6 wichtige Erkenntnisse:

  • Ich bin in so vielen Bereichen meines Lebens so sehr gewachsen in den letzten Jahren seit meiner ersten Ausbildung und danach… und ja… irgendwie bin ich auch unglaublich stolz auf mich!
  • Etwas ganz Banales: Dass eine Haarspülung und Conditioner das gleiche sind…
  • Wie krass man das Gewicht von Klopapier unterschätzen kann…
    Wenn man sich dazu entschließt, 20 Rollen Klopapier und 8 Rollen Küchenpapier bei dm zu kaufen und alleine zu Fuß nach Hause zu transportieren, dann fühlen sich die ersten 1,5 km an wie etwa 2 kg. (Ist ja auch nur leichtes Papier!) Man versucht, damit möglichst unauffällig die Straße entlang zu laufen. Mit jedem weiteren Meter steigert sich das Gewicht dann bis zu 4,5 kg (was dem tatsächlichen Gewicht entspricht). Man versucht die Arme irgendwie zu entlasten, trägt das eine mal links, das andere mal rechts, dann eins davon unter dem Arm,… wie das aussieht wird einem immer mehr egal. Die letzten 500 m umarmt man dann schamlos das Klopapier und scheißt drauf, wie das aussieht. Das gefühlte Gewicht nach insgesamt 3,5 km entspricht mittlerweile in etwa 10 Tonnen. Zuhause angekommen weint man dann ein wenig vor Freude, unter der Last des Klopapiers nicht zusammengebrochen zu sein und nun wieder etliche Monate Ruhe zu haben.
  • Ich bin immer dann an Politik und Nachrichten interessiert, wenn sich politisch sehr viel verändert (Trump, Ampel-Aus,…) und dann auch keine so extreme Nachrichtenvermeiderin mehr. (Weshalb mein Artikel darüber erst mal ausfällt…)
  • Dass so viele den „etablierten Mainstreammedien“ misstrauen liegt nicht daran, dass sie lügen, sondern an der Art der Berichterstattung. Denn eines sollte man immer bedenken: ALLE Medien können einem immer nur einen Ausschnitt von all dem zeigen, was gerade auf der Welt passiert. Und je nachdem ist dieser auch mehr oder weniger ausführlich. ARD, ZDF und Co. haben mit ihrer Berichterstattung eine enorme Aufgabe zu bewältigen, genießen aber das höchste Ansehehen was Vertrauen angeht. Andere wiederum haben mehr oder weniger bewusst eine leichte bis schwere Panikverbreitung im Fokus (vor allem Bild, Welt,…und sehr viele Onlinemagazine) und lassen daher Dinge weg, bauschen sie künstlich auf, indem sie unklar formulieren und manipulieren/beeinflussen dadurch (teils vielleicht sogar unbewusst, teilweise aber auch recht bewusst). Sobald man das einmal verstanden und gelernt hat, sich selbst etwas weiter zu informieren, würde ich behaupten, pflegt man einen gesunden Umgang damit. Gelassenheit ist das Stichwort. Ernst nehmen und Spielraum lassen für Interpretationen, aber nicht überinterpretieren und erwarten, dass einem einer alles häppchenweise vorkaut. Ich vertraue zumindest, dass das meiste nicht gelogen ist, selbst wenn es auch nicht 100 % der „Wahrheit“ abdeckt. Alles ist nur ein Teil eines ganzen… eine gute Faustregel ist auch: Sobald es mich emotional aufwühlt, ist die Chance, dass es einen Haken gibt, sehr groß.
  • Ich sollte meiner Familie nichts von meiner finanziellen Situation erzählen. Diese ist auch nicht so heikel, dass ich im Worst-Worst-Worst-Case (1 Jahr BAföG + 1 Jahr Azubimindestgehalt ohne Wohngeld) während meiner Ausbildung auf der Straße landen würde oder mir überhaupt nichts mehr zu essen leisten könnte. Aber ich kenne meine Family eben zu gut… Ich liebe und schätze sie, jeden einzelnen, auch wenn wir uns selten sehen. Wir sind nun mal auch alle sehr, sehr unterschiedlich. Und keiner von ihnen  würde den „Hintergrund“ begreifen und daher leider auch nicht verstehen, warum ich ihre finanzielle Unterstützung auf keinen Fall möchte.

 

5 Gedanken / Themen, die mich auch noch beschäftigt haben:

  • Das Thema „Nachrichtenvermeidung“. Ich habe darüber geschrieben, mich informiert, neue Gedanken eingefügt, fast alles wieder umgeschrieben, war kurz davor, den Artikel endlich fertig zu stellen und dann wurde Trump wieder gewählt (womit ich ein wenig gerechnet hatte, ohne Ahnung von der Lage zu haben). Womit ich nicht gerechnet habe, war der Crash der Ampel. Das hat mich kurzfristig wieder etwas mehr Nachrichten verfolgen lassen, was seither auch anhält. Ich habe also beschlossen, das Thema „News Avoidance“ erst mal ruhen zu lassen. Klar zieht mich das alles etwas runter, aber (noch) nicht so schlimm, wie ich immer dachte.
  • Beschäftigt haben mich auch ein paar Beiträge auf LinkedIn bzw. die Kommentare dazu, die mich ziemlich provoziert haben. Ich hatte auch schon angefangen mit meinem Kommentar, es dann aber gelassen. Vielleicht war die Person einfach nur frustriert und hat deshalb so verfasst, als gäbe es nur diese eine krasse Sicht. Vielleicht war sie aber auch wirklich überzeugt davon, dass es nur diese gibt. Vielleicht habe ich auch unrecht und die Welt ist so, wie sie diese sieht und ich denke tatsächlich noch naiv daran, dass sich Ehrlichkeit eher bewährt als reine Selbstdarstellung. Im Idealfall funktioniert eine Kombination. Mein Gefühl sagt mir halt, dass ein ehrlicher Mensch mit Macken manchmal sogar besser für eine Position sein könnte, als ein reiner Selbstdarsteller.
  • mein Buch
  • meine Zukunftsplanung (mit allen Aufs und Abs..)
  • Konsum, Minimalismus, Frugalismus,…

 

Dinge, über die ich gerne gebloggt hätte (und zum Teil schon angefangen habe):

  • News Avoidance / Nachrichtenmüdigkeit
  • Kaufsucht
  • eine kleine ChatGPT Kurzgeschichte
  • warum ich eine panische Angst vor meiner ersten Steuererklärung habe
  • wie KI das BeAMTenwirrwarr erleichtern könnte, das jene durchmachen müssen, die bei der Recherche nach Informationen feststellen, dass kein Amt so recht weiß, was alle anderen Ämter eigentlich machen/anbieten,… also muss man sich durchfragen und hoffen, dass man an einen guten Sachbearbeiter kommt… klar kann keiner alles wissen. Aber ein KI-System könnte das durchaus. Das stellt die passenden Fragen und antwortet Amt übergreifend und liefert somit die richtige Lösung und sagt einem, was zu tun ist. Das hätte mir so dermaßen viel Arbeit erspart… und ich hätte vieles eher gewusst…
  • staubsaugen mit Audible
  • was Schreiben für mich bedeutet… dass es ein sehr großer Teil meines Lebens ist und ebenso meines Todes. Denn es ist das, was bleibt, wenn die Erinnerungen an mich verblassen werden. Am Ende bleibt nur das Wort. Und in meinem Fall bleiben da sehr, sehr viele Worte…

 

Übersicht aller Blogartikel des Monats:

 

Bücher, die ich (zu Ende) gelesen habe:

Keins, denn ich bin nach wie vor am Konsumbuch… (ja, es ist wirklich sehr, sehr dick und keine leichte Kost…) Aaaaaber dafür habe ich auch im SPIEGEL gelesen…

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Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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