Wie ich so vorgehe beim Bewerben…

Für Auszubildende gibt es ja schon so einige Möglichkeiten, sich über passende Ausbildungsstellen zu informieren. Die größte Quelle ist hierbei das Internet.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich ein paar „Jobletter“ abonniert habe. Das sind Newsletterdienste von diversen Online-Jobbörsen und auch speziellen Azubi-Seiten, die einem täglich oder wöchentlich zusenden, ob es auf ihren Seiten neue Stellenangebote zur eingegebenen Suchanfrage gibt.
Meine Suchparameter sind bei allen ähnlich: suche „Ausbildung Bauzeichner“ in V. und S. im Umkreis von 35 km. Bei manchen habe ich auch 100 km eingestellt, weil mir darunter nichts angezeigt wird. Obwohl ich meinen nächsten Arbeitsplatz schon gerne in der Nähe hätte und nicht wirklich bereit bin meine Wohnung aufzugeben, ziehe ich auch ein Pendeln in Betracht, wenn der Ort mit dem öffentlichen Nahverkehr gut zu erreichen ist. Und ich fahre ja gerne Zug. ; )
(Vermutlich ist diese „große Suche“ unnötig, aber meine Angst, dass mich hier einfach niemand ausbilden wird, ist zugegebenermaßen manchmal schon sehr groß und hat mich zumindest auf einigen Webseiten den Suchradius erweitern lassen…)

Nun, hat mir das ganze bisher etwas gebracht? Mein Fazit nach einigen Wochen ist, dass sich das meiste wiederholt und man im Grunde genommen regelrecht mit Mails zugespammt wird. Manches kommt auch nicht nur einmal am Tag, sondern bis zu fünfmal, jeweils mit anderem Betreff, aber ohne neuen Inhalt, der auch recht bescheiden ist. (Das trifft besonders auf die Seite „Jobrapido“ zu.)

Als ich mich damals überall eingetragen und zum Teil auch registriert habe, war es mir wichtig, eben nichts zu verpassen, da ich nicht einschätzen konnte, welcher Arbeitgeber wo eine Ausbildungsstelle ausschreiben wird. Ich weiß nicht, ob man da bei anderen Ausbildungsberufen und in einer größeren Stadt bzw. einem anderen Wohnort mehr Erfolg hat, aber bei mir ist die Ausbeute dieser Seiten jedenfalls sehr, sehr bescheiden.
Am Sinnvollsten finde ich bis jetzt tatsächlich die Suchseite vom Arbeitsamt. Die meisten Seiten bekommen ohnehin von dort ihre Daten.
Was als Quelle auch ganz sinnvoll sein kann, sind die entsprechenden Kammern wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Handwerkskammer (HWK). Zumindest meine IHK bietet online eine Liste von Ausbildungsbetrieben zu den entsprechenden Berufen an, die in ihren Bereich fallen. Die ist zwar nicht so aktuell, wie sie sein sollte, aber bietet eine gute erste Grundlage zur weiteren Onlinerecherche.

 

Die Bewerbung, die ich vor einigen Tagen persönlich vorbeigebracht habe, war übrigens nicht die erste, die ich abgegeben habe, sondern die zweite. Sie war aber die erste, die ich schon vor Wochen (vor)formuliert hatte, als ich die Ausschreibung auf der Arbeitsamtseite gesehen habe. Eigentlich wollte ich sie aber noch nicht abgeben, da ich sicherheitshalber noch ein Zwischenzeugnis beifügen wollte.
Dazu habe ich mich sehr intensiv mit all den Floskeln bzw. Codes auseinandergesetzt und es (wie bei kleinen Betrieben nicht ganz unüblich) meinem Chef vorformuliert. Da ich mich trotz des tagelangen und sehr intensiven Studiums dennoch nicht als Experten sehe, habe ich ihn gebeten, sich das bis Ende Oktober mit jemandem anzusehen, der sich da vielleicht besser auskennt und auch mich etwas kennt. Beim Nachfragen zwischendurch habe ich allerdings gemerkt, dass das bis Ende Oktober nichts mehr werden würde und dass er gerade einfach andere Sorgen hat…

Allerdings saß mir die Zeit zumindest gefühlt schon ein wenig im Nacken und ich wurde dann doch etwas nervös und ungeduldig. Also habe ich mir gedacht, dass ich so lange ja auch bei den Architekturbüros anfragen könnte, die (noch) keine Ausbildungsstelle ausgeschrieben haben.
Hier habe ich die Namen zum größten Teil von der oben erwähnten Liste der IHK-Website. Leider musste ich wie bereits erwähnt feststellen, dass diese alles andere als aktuell ist. Ich habe nämlich alle angeblichen Ausbildungsbetriebe gegoogelt. Einige Adressen stimmen nicht mehr, einige Architekten haben sich wohl verkleinert und mit anderen zusammengeschlossen und es ist nicht ersichtlich, ob da noch irgendjemand zum Bauzeichner ausbildet. Einige findet man überhaupt nicht mehr oder nur eine „Website“ mit einer vermutlich veralteten http-Kontaktseite aus einer Prä-DSGVO-Zeit… Ach ja, und einer ist jetzt Shiatsu-Praktiker…
Die fallen also alle raus. Ebenso fällt für mich der Landschafts- und Straßenbau/Tiefbau und der Ingenieurbau raus, weil ich die Ausbildung schon gerne im Bereich Architektur/Hochbau machen möchte und mich das mehr interessiert als Straßen, Tunnel und Brücken… Somit hat sich diese Liste für mich also stark verkleinert. Viele Ausbildungsbetriebe stehen aber auch gar nicht drauf, wie ich durch Eigenrecherche und die Angebote bei den Jobportalen festgestellt habe.

Auf Instagram habe ich z. B. auch einige Architektur-(Büro-)Seiten entdeckt, denen mein ehemaliger Arbeitskollege dort folgt. Er hat sich ja als Architekturfotograf selbstständig gemacht, nachdem er die Ausbildung bei uns abgeschlossen hat. Daher war er eine sehr gute Quelle für weitere Adressen in der Nähe. Die habe ich auch noch alle gegoogelt und mir die abgespeichert, bei denen ich mir vorstellen könnte, dass sie gelegentlich auch ausbilden, weil sie eben auch Bauzeichner beschäftigen. Das ist quasi meine „In-Petto-Liste“, denn zunächst einmal möchte ich mich um die Stellen kümmern, die ausgeschrieben wurden oder von denen ich weiß oder (relativ sicher) ausgehe, dass sie ausbilden.

So bin ich jedenfalls auf ein Architekturbüro in meiner Stadt gekommen, dem sogar mein Bruder und seine Frau folgen. Ich kann mich auch dunkel erinnern, dass der Name schon mal in einem Gespräch gefallen ist. Gefragt habe ich aber keinen von den beiden, denn ich denke, ich bin alt genug, um mich selbst um meinen Kram zu kümmern und erst einmal selbst anzufragen. Das zeugt auch von ein wenig Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit und erscheint mir der bessere Weg. Außerdem will ich da nicht mit Vitamin B reinkommen, sondern als Mensch, der ich nun mal bin.
Dieses Architekturbüro ist übrigens das einzige von allen, die ich „gestalkt“ habe, die explizit auf ihrer Website hervorheben, dass sie ausbilden. Allerdings haben sie (noch) keine Stelle ausgeschrieben.
Das bedeutete für mich also: Nachfragen! Und da ich weiß, dass dem Großteil der Menschen anrufen lieber ist und das auch direkter ist, habe ich mich auch dazu entschlossen, diesen Weg zu gehen.

Nun, das fiel mir natürlich alles andere als leicht! Die Kunst ist für Telefonphobilker wie mich immer, den richtigen Moment abzupassen zwischen zu wenig „Thinking“ und „Overthinking“. Bei zu wenig riskiere ich, dass ich die Hälfte vergesse und mir keiner inklusive mir selbst folgen kann. (Okay, das klingt schlimmer, als es vermutlich ist, denn die andere Seite weiß ja nicht, was ich noch alles sagen wollte. Das weiß nur ich… was es natürlich nicht unbedingt besser macht…) Beim Overthinking durchdenke ich dann wiederum alle möglichen Gesprächsszenarien, weil ich so vorbereitet wie möglich sein will. Da das aber utopisch ist und ich meinen unbekannten Gesprächspartner natürlich nicht einschätzen und unmöglich mit ALLEM rechnen kann, riskiere ich dadurch, dass die Panik vor dem Anruf immer größer wird und mich letztendlich lähmt.
Daher habe ich das ganze wohl auch einige weitere Tage aufgeschoben und es vermieden, mir Gedanken zu machen. Ja, manchmal neige auch ich ein wenig zum Prokrastinieren… (was sich auch in der wunderschönen und informativen Liste aller infrage kommenden Betriebe widerspiegelt, die ich mit sehr viel Engagement angelegt habe… anstatt einfach nur anzurufen.)

So meinte meine innere Prokrastiniererin zum Beispiel, dass ich ja noch kein Zwischenzeugnis habe. „Was ist, wenn die gleich eine Bewerbung wollen? Willst du nicht lieber noch warten? Das erhöht bestimmt deine Chancen, du musst es einfach beifügen!“ Die Vernunft widersprach ihr mit dem Argument, dass das keiner erwarten werde und wenn, dann könne keiner davon ausgehen, dass ich das auf der Stelle parat habe. Ich könne das sicherlich noch nachreichen. Und es gehe ja erst mal nur darum nachzufragen, ob sie überhaupt im nächsten Jahr vorhaben auszubilden!
Letztendlich habe ich dann doch meiner inneren Vernunft recht gegeben und meinen Text vorgeschrieben bzw. mir zurechtgelegt, was ich am Telefon eigentlich sagen möchte. (Mein Overthinking hielt sich zum Glück in Grenzen.) Und dann wählte ich die Nummer, die ich ungefähr 30 Mal überprüft habe, bis ich mich dann endlich getraut habe, die Wahltaste zu betätigen.
Ich rief also an, spulte meinen Text ab und die sehr freundliche, junge Frau entschuldigte sich dafür, dass sie mir da keine Auskunft geben könne, da sie selbst in Ausbildung sei und das die Frau X. wisse. Ich solle dieser doch eine Mail schreiben. Zusätzlich notierte sie sich aber auch meine Daten und würde Frau X. Bescheid geben. Ich besaß trotz Nervosität die Geistesgegenwart, nochmal nach ihrem Namen zu fragen, den ich in der Mail erwähnen wollte, bedankte mich ganz herzlich und schickte wenige Minuten später tatsächlich eine Mail an Frau X. ab. Den Namen der Gesprächspartnerin bzw. wie man ihn schreibt, hatte ich noch schnell über die Website in Erfahrung gebracht. (Zum Glück wurden die Mitarbeiterbilder im Backend richtig benannt, denn die Namen standen natürlich nicht unter den Bildern…)
Was dann folgte, macht das Architekturbüro schon mal sehr sympathisch für mich, denn mich rief niemand an (obwohl ich meine Nummern nochmals in der Mail angegeben hatte). Alles Weitere wurde via Mail geklärt!
Ich schickte Frau X. meine Anfrage, sie bat mich um eine Bewerbung. Ich sendete auch diese und wies darauf hin, dass ich aufgrund meines Alters keine Schulzeugnisse, dafür aber das Abschlusszeugnis meiner Ausbildung beigefügt habe und dass ich auch ein Zwischenzeugnis meines Arbeitgebers anfragen könne, falls sie das wünsche. (Ich wollte das zumindest erwähnt haben, denn es hätte mich dazu veranlasst, erneut bei meinem Chef anzufragen…) Frau X. lud mich allerdings direkt zu einem Gespräch ein und wir vereinbarten einen Termin.
Wow, kein weiteres Telefonat! Nervös bzw. aufgeregt war ich während des Mailverkehrs natürlich trotzdem, aber vermutlich in einen „normalen“, der Situation angemessenen Maß.

Da das ganze auch ohne Zwischenzeugnis funktioniert hat, beschloss ich, das (erst mal) wegzulassen und fand dann auch keinen Grund mehr, meine „erste“ Bewerbung nicht abzugeben. Ich habe durch die schnell formulierte „zweite“ Bewerbung nämlich festgestellt, dass es in erster Linie nur mir selbst etwas mehr Beruhigung verschaffen würde, dieses Dokument beizufügen. Ich weiß nämlich, dass es schon sehr positiv ausfallen wird. (Das wäre übrigens auch dann der Fall, wenn ich meinem Chef nicht die Vorarbeit abgenommen hätte.) Ihn aber deshalb jetzt noch so zu stressen in einer Phase, in der es ihm selbst absolut nicht gut geht, ist also gar nicht notwendig. Es wäre eher eine Kür als eine Pflicht… (hoffe ich zumindest…)

 

Somit sind also nun zwei Bewerbungen raus, eine dritte „sichere“ Stelle von denen ich weiß, dass sie 2025 ausbilden werden, steht noch aus. Zwei bis drei Architekturbüros von der IHK-Liste könnte ich auch noch anrufen und dann ist da noch die „Instagram-Liste“. Zum Glück weiß ich aus Erfahrung, dass die Anrufpanik mit jedem weiteren Telefonat etwas mehr nachlässt… denn auch wenn ich viel lieber Mails schreiben würde, weiß ich, dass Anrufen der bessere Weg ist.
Mit all dem warte ich aber noch bis nächste Woche bzw. bis nach meinem ersten Gespräch. Da sind sich meine innere Prokrastiniererin und meine Vernunft zur Abwechslung sogar mal einig.

 

Ich kann ehrlich gesagt aber gar nicht einschätzen, ob ich das alles so richtig mache…

Bei wie vielen Betrieben sollte man sich eigentlich für eine Ausbildungsstelle bewerben?
Damals, bei meiner ersten Ausbildung vor über 10 Jahren, waren es fast 30 und ich erhielt fast 30 Absagen und mit sehr, sehr, SEHR viel Glück eine (!) Zusage. Heute bin ich durch meine Berufserfahrung und die Skills, die ich in den letzten Jahren erworben habe vermutlich etwas attraktiver als die damalige depressive Abi-Abbrecherin. Die Vernunft in mir gibt dieser Annahme auch absolut recht. Madame S. – also jene Stimme meines „inneren Teams“, die mich gerne mal niedermacht und klein hält – lacht jedoch und bringt mich in manchen Momenten schon etwas zum Zweifeln. Sollte ich also lieber so viele wie möglich rausschicken?

Und wann ist eigentlich der richtige“ Zeitpunkt?
Man sagt ja, dass das ein Jahr vor Ausbildungsbeginn geschehen sollte. Das wäre dann also der September. Demnach wäre ich mit November schon sehr spät dran. Einige schreiben aber auch erst jetzt die Ausbildungsstelle aus…

Was mache ich eigentlich, wenn mich am Ende alle nehmen und ich mich entscheiden muss? Nach welchen Kriterien soll ich auswählen?
Das wichtigste ist mir, dass ich mich dort wohlfühle. Dafür nehme ich auch ein finanzielles Worst Case in Kauf, soviel ist schon mal klar. Ich werde jedoch in keinem Worst-Case-Szenario auf der Straße landen am Ende meiner Ausbildung oder auch währenddessen, was mich schon mal sehr beruhigt. Im besten Fall bleibt eben nur etwas mehr von meinem über Jahre angesparten Geld übrig.

Was ist aber, wenn mich tatsächlich GAR KEINER nimmt??
…dann finde ich auch eine Lösung… irgendwie…

 

So toll es auch ist, dass ich gerade selbst gestalten kann, wie es in meinem Leben weitergeht… Ich glaube, ich mache drei Kreuze, wenn ich endlich wieder etwas mehr Sicherheit habe in Bezug auf meine Zukunft und ich nicht mehr 300 Varianten im Kopf haben muss, sondern weiß, was auf mich zukommt.

Am Mittwoch ist also mein erstes Gespräch… [Edit: Mein Gespräch wurde verschoben auf Dienstag. Ich warte dennoch etwas mit dem „Weiterbewerben“, bereite aber mal die nächsten Unterlagen vor, sodass ich sie nur noch abschicken müsste.]

Danach folgt gewiss mein nächster Beitrag! ; )

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

«      |      »

Schreibe einen Kommentar