An diesem Tag stand Weimar auf meiner Liste. Dafür hatte ich mir zwei Stationen ausgesucht. Die erste war der „Stein des guten Glücks“, die zweite die „Anna Amalia Bibliothek“.
Mit dem Stein hatte ich jedoch so meine Schwierigkeiten, da ich ihn nicht auf Anhieb finden konnte.
Ich lief gefühlt durch den kompletten Park an der Inn und drum herum, auf und ab und im Kreis und realisierte dann so langsam, dass er in Goethes Garten war, der aber ohnehin erst später aufmachte, sodass ich ich vorher gar nicht reingekonnt hätte. Mittlerweile hatte ich wirklich mehrere Kilometer Wanderung hinter mir und beschloss, mir auch mal das Haus von Innen und nicht nur den schönen Garten anzusehen.
Es gab leider keine richtige Führung. Man konnte sich nur ein Gerät dazunehmen. Aber irgendwie wollte ich das dann doch nicht und mich lieber auf die Eindrücke konzentrieren. Vielleicht war ich da etwas verwöhnt von der Wartburgführung am Tag zuvor, aber hier merkte ich deutlich, dass eine Führung einfach nicht dasselbe ist ohne eine Person, die einem die Geschichten erzählt und mit den Menschen interagiert.
Die nächste Station war dann die Anna Amalia Bibliothek. Dort buchte ich den Besuch der Bibliothek und die aktuelle Ausstellung. Und ich kam gerade noch so rein, weil ich nur eine Person war. Die zwei nach mir mussten länger warten.
Bei der Ausstellung hatte ich zugegebenermaßen anfangs keine Ahnung, worum es eigentlich ging. Ich kann auch jetzt nicht genau sagen, was dahinter gesteckt hat und doch hat mich das alles sehr beeindruckt. Die Bilder, die dort ausgestellt wurden, waren nämlich auf so eine faszinierende Weise beleuchtet, dass sie quasi begannen zu leuchten. Bei Tageslicht wären sie mir vermutlich langweilig vorgekommen, aber in diesem teilweise indirekten Licht verzauberten sie mich. Ich war somit nicht von den Bildern geflashed, aber dafür von deren Präsentation. Als ich den Raum wieder verließ, sagte ich auch zu dem Wärter am Eingang, wie faszinierend es ist, was mit Licht alles möglich ist.
Danach ging es weiter in den Rokokosaal, den man mit Stoffpantoffeln betreten musste, die einem extrem leicht von den Schuhen rutschten. Ich verkniff mir ein Grinsen, als ich den Raum betrat, weil es einfach lustig war, wie die Besucher über den Holzboden schlurften und bemüht waren, ihre Pantoffeln nicht zu verlieren.
Auch hier gab es keine richtige Führung, aber man konnte dem Personal immerhin Fragen stellen und sie warfen auch das ein oder andere interessante in den Raum. Die Bibliothek wäre ja 2004 fast abgebrannt. Unglaublich, dass man davon kaum etwas sieht und wie gut sie restauriert wurde. Einzig allein ein zentraler Brandfleck im Holzboden deutet noch darauf hin. (Aber natürlich auch jede Menge fehlender Bücher…)
Da es nach dem Besuch in der Bibliothek für meine Rückreise irgendwie noch zu früh war, beschloss ich, etwas Bahn zu fahren und suchte mir hierzu den Ort „Greiz“ aus, weil man da eine Weile unterwegs ist. Von dort aus konnte ich dann direkt zurück nach Erfurt fahren.
Im Zug habe ich wieder etwas Zeit zum Schreiben gefunden und auf dem Bahnhof lernte ich einen Fahrradfahrer kennen, der mich fragte, wie das mit dem Fahrradticket sei. Er meinte, er sei jetzt eine echt lange Strecke von Wünschendorf aus gefahren und wollte den Weg zurück aber den Zug nehmen. Ich fuhr zwar kein Rad, wusste aber, dass man das Ticket separat lösen musste und wir schafften es auch. Als nächstes sprach mich dann ein jünger Mann in gebrochenem englisch an und ich teilte ihm mit, wann der nächste Zug fuhr. Und zuletzt fragte mich dann noch ein kleines Mädchen, ob der Zug nach Erfurt fahre. Irgendwie könnte ich wirklich im Bahn-Infocenter anfangen, was sich der Fahrradfahrer wohl auch dachte. Zumindest sagte das der überraschte und nicht ganz unbeeindruckte Blick von ihm aus.
Im Zug saßen wir uns dann gegenüber und unterhielten uns noch eine Weile. Leider hatte ich mich in seinem Fall mit dem Fahrradticket geirrt. Er hätte nämlich gar keines gebraucht, da man das in den Thüringer Nahverkehrszügen gar nicht brauche, was der Schaffner uns dann auch mitteilte mit dem Kommentar: „Die Bahn dankt für Ihre Spende!“ Mist, das konnte ich natürlich nicht wissen und ich entschuldigte mich bei dem Fahrradfahrer für seine Umkosten, der das jedoch total locker nahm. Er meinte auch, dass er sich schon lange nicht mehr so gut mit jemandem unterhalten habe über Kapitalismus und Kommunismus. Wie wir darauf gekommen sind, weiß ich auch nicht mehr. Aber es war ein wirklich tolles Gespräch.