Seit einer Weile beschäftige ich mich ja nebenher mit Buddhismus, Yoga, Meditation etc. So richtig Interesse daran habe ich aber erst, seitdem ich irgendwann mal in meiner Homeoffice-Doku-Phase das Interview mit Matthieu Ricard gesehen habe und mich daraufhin updatemäßig mit den sieben Todsünden auseinandergesetzt habe.
Durch die Bücher, die ich gerade so beiläufig durcharbeite merke ich irgendwie, dass der Begriff „Meditation“ nicht unbedingt einen festgeschrieben Prozess bezeichnet. Das ist nicht wie bei einer Yogaübung, bei der man eine Anleitung hat. So kann es also durchaus sein, dass meine „Form von Meditation“ für andere irgendwie nichts ist und umgekehrt.
Grundlegend geht es nach meinem jetzigen Verständnis ja darum durch Achtsamkeit seinen Geist zu beruhigen, seine Konzentration zu fokussieren/zu fördern und ein anderes, gelasseneres, stressresistenteres Bewusstsein zu entwickeln.
Was ich jetzt seit etwa einem Monat so mache mit dem frühen Aufstehen und der Zeit für mich am Morgen ist im Grunde also auch eine Form von Meditation. Dazu gehört ebenso, dass ich das nicht wie bei einem Drill jeden Tag disziplinarisch erzwinge oder enttäuscht von mir bin, wenn ich es mal nicht schaffe (und mich womöglich deshalb auch noch schlechter fühle). Es liegt eben an mir abzuwägen, ob ich es mache oder nicht. Stehe ich jedoch vor halb 5 von selbst auf, ist es schon etwas mehr ein Muss und braucht eine echt gute Rechtfertigung vor mir selbst, falls ich es nicht mache. Wenn ich zu spät aufstehe (so gegen 5) wäge ich allerdings ab.
Manchmal gehe ich auch nur spazieren und lasse das mit dem zweiten Teil. Dieser besteht ja aus Wohnung lüften, Deutschlandfunk hören, entspannen, dehnen, Yoga, „Sport“ (wobei das eigentlich das falsche Wort ist).
Heute ist schon der zweite Tag, an dem ich vieles davon nicht gemacht habe, weil ich eben zu spät von selbst aufgestanden bin. (Ich will mir da einfach nicht den Wecker stellen.) Schlimm ist das jedoch nicht, was wiederum auch eine Achtsamkeitsübung sein kann.
Ich habe aber auch gemerkt, dass sich mein Körper andere Formen von Meditation sucht und auch auf bisherige Formen zurückgreift wie z.B schreiben oder tanzen.
Während ich also lese von Atemübungen und Fokussierungen auf den Atem, einen Gegenstand, einen Gedanken oder eben eine Tätigkeit, merke ich, dass für mich auch das Tanzen und Weggehen schon immer etwas Anderes war als bei den Anderen.
Es war einfach eine Form von Meditation für mich! Dazu gehörte vor allem:
1. Fokussierung auf den Takt und gleichzeitiges Ausblenden von allem anderen
2. Stressresistenzaufbau durch andere Menschen um mich herum, die mich herausfordern
3. Ausführung bestimmter Rituale (wie z.B. meine Red-Bull-Dose, die niemals leer wird, der einsame aber von Glück und Freiheit geflutete Weg heim, das reinigende und befreiende Duschen danach,…Frühstück, Bett,…)
Mir wurde nun schon öfter die Frage gestellt: „Sag mal, fehlt dir eigentlich nicht das Tanzen!?“ Vielleicht ein wenig. Aber überwiegend sage ich „nee“.
Dass es gerade mir so geht, wo ich es doch noch vor Monaten als den ultimativen Ausgleich gesehen habe, scheint viele zu verwundern. Mich mittlerweile nicht mehr. Denn irgendwie habe ich mittlerweile so viele andere Formen von „Meditation“ für mich gefunden… (wie mein Morgenprogramm, das Schreiben, andere Rituale, Dinge sortieren,…)
Und es heißt ja nicht, dass ich überhaupt nicht mehr tanze und nach wie vor in der Musik aufgehe. Manchmal mache ich das. Zur Zeit sogar recht häufig. Meist zu diesem Song. Dann kann ich einfach nicht still sitzen! Er hat mich so oft begleitet auf Zugfahrten, auf der Arbeit, beim Kochen, beim Schreiben,…
Für mich alleine drehe ich mich dann im Kreis, fokussiere mich absolut auf die Musik, den Takt, nehme den ganzen Raum ein… (soweit das bei 2x4m Platz möglich ist), fühle mich frei, leicht und unbeschwert und bin irgendwie froh, dass mir keiner zusieht. In einem Club würde ich vermutlich nie so tanzen, selbst wenn man das eines Tages wieder könnte. Vielleicht wenn ich Platz hätte… aber dann wäre ich auch echt schnell K.O…
In den Anfängen von Corona habe ich diesen „Ausgleich“ ja nicht gebraucht bzw. hatte ich ja da meine „Schreibchallenge“ in der ich voll aufgegangen bin und sowieso Homeoffice, was mir zu sehr viel mehr Achtsamkeit verholfen hat durch „bewussteres Leben“. Meine Psychohygiene war mir gerade da enorm wichtig, um einfach nicht so anfällig für Krankheiten zu sein.
Mittlerweile schreibe ich ja auch nicht mehr täglich (bzw. poste jeden Tag etwas), gehe zudem dreimal die Woche normal arbeiten,…aber dafür mache ich eben andere Dinge.
Insgesamt merke ich, dass ich irgendwie ausgeglichener bin als vor Corona. Das ist keine radikale 180-Grad-Wende, bei der ich jetzt absolut stressressistent und dauerhaft positiv und glücklich bin, aber ich habe ein viel besseres Gefühl bei allem was ich mache.
Es ist übrigens Sonntag und ich gehe heute arbeiten. Naja, nicht wirklich. Ich sortiere Kundendaten auf eine neue Festplatte. Und ich freue mich so immens darauf, als würden Geburtstag und Weihnachten auf einen Tag fallen! Dabei nehme ich mir mit Liebe selbstgemachte Pizza (okay, fast…bis auf den Teig..) mit und einen neuen Sortierplan für die Zukunft, den ich gestern entwickelt habe. Irgendwie sind das alles auch Formen von Meditation für mich. Zumindest machen sie mich sehr glücklich!
In diesem Sinne: Was ist eure Form von „Meditation“? Was tut euch gut? Wobei könnt ihr wirklich abschalten und neue Energie sammeln? Was gibt euch die Kraft und Power die Herausforderungen des Tages zu bestehen?