Zusammenziehen mit Mr. Chocolate

Neben dir liegt er, so einzigartig und vertraut. Leise rückst du näher, sein Duft geht unter die Haut. Du willst ihn berühren und festhalten, doch alles entgleitet dir, denn du weißt, bald werdet ihr euch wieder spalten, in zwei Teile fort von hier.
Und ihr habt nur diese wenigen Momente, dieses kurze Glück. Dann tickt die Uhr erneut, läuft immer vor und nie zurück. Das Pendel schlägt zur falschen Zeit, sticht dir ins Gesicht. Es wächst heran zum größten Leid, saugt dich ein ins dunkle Licht.
Nun fließen die Tränen, hinter deiner Hand versteckt. Denn dir allein bleibt nur das Sehnen: völlig sichtbar, doch verdeckt.
Der Sand der Zeit weht in die Wunde, verursacht Angst. Vor den nächsten Tagen Wochen und Jahren
…und dann bereust du es, dass du nicht diesen einen Schritt gewagt hast, der euch näher bringt…

Und ich wollte nie, dass es dazu kommt. Ich dachte und denke auch jetzt noch, dass zusammenziehen die beste Lösung ist, um die schwierige stressige Zeit auf Erden nicht alleine zu verbringen, sondern zu zweit. Wir haben uns und die Zeit und sicherlich auch den Alltag, der uns einholen wird. Ich merke es schon jetzt, da er ständig anwesend ist, einkauft, kocht und mir enorm mit dem Erledigen meiner To-Do-Liste hilft. Als arbeitender Mensch kommt man ja zu nichts mehr. Man geht morgens raus, kommt abends heim und schläft…
Mir tut es irgendwie Leid, dass ich gerade absolut keine Zeit habe, aber er sieht das hingegen „logisch“ und macht sich nützlich so gut er kann. Er richtet mir Frühstück, eine Lunchbox, kocht Abendessen…aber ich frage mich irgendwie, was ich ihm zurückgeben kann? Sicher, ich ermögliche ihm einen Neuanfang hier im Black Forest…aber das gleicht einfach nicht aus, was er schon alles für mich getan hat. Doch muss es das? Ist das Vergleichen nicht der Anfang vom Ende? Mr. Chocolate ist da anders. Er sagt einfach, dass es ihm reicht, wenn ich da bin, weil ich ihm gut tue. Aber ich mache irgendwie ziemlich viel Wind und drehe ständig an allen Rädern…

Wie gestern… Da habe ich ihn tränenüberströmt angerufen und gemeint, ich hätte meinen Geldbeutel verloren. Dabei hatte ich ihn gerade noch in der Hand! Doch Dr.D., bei dem ich noch meine Krankenkassenkarte hatte, meinte, dass da nichts sei. So bin ich halbschreiend, fluchend, heulend durch die Stadt gelaufen, bis ich Dr.D. noch mal gefragt habe. Und er meinteschon genervt und meinte: „Sehen Sie doch selbst nach!“ Und da saß er: Der Patient nach mir auf meinem Geldbeutel…

Und mir passieren ständig total nervige Dinge, die Mr. Chocolate eigentlich wahnsinnig machen müssten. Seine Geduld ist aber wirklich extrem groß. Und das tut mir gut. Er tut mir gut.
Und ich denke, er ist mir auch dankbar für das, was ich in die Wege geleitet habe. Ich habe ihn aus seiner blöden Situation rausgeholt, die ihn so fertig gemacht hat. Er war ja vor einigen Monaten umgezogen, weil sein Vermieter renovieren wollte. Da er keine alternative Wohnung gefunden hat, ist er spontan in ein Kaff gezogen, wo zufällig eine Wohnung frei war. Und damit war er gefangen und wohnte in einem kleinen Kaff, wo fast nie ein Bus fuhr in einer Wohnung, die ihm zu teuer war und wo er absolut nicht schlafen konnte (weil der Vermieter seine Arbeiter von früh morgens bis spät abends durch die Mittagspause hindurch herumscheucht und irgendwelche dämlichen Nachbarn ihren Hund nachts in den Zwinger draußen sperren, worüber der sich natürlich beschwert). Einen Job von da aus zu bekommen war natürlich auch so gut wie unmöglich…
Aber nun sieht das ja anders aus. Nun ist er hier, bei mir und wir ziehen zusammen, was ich auch meinen Eltern zu verdanken habe, die erst mal die Kosten übernehmen. Doch wie man mich so kennt…ich wünsche mir wie immer, dass ich „mehr“ wäre, „als ich eigentlich bin“…ich fühle mich extrem unselbstständig und wäre gerne die am längeren Hebel. Die, die nicht auf andere angewiesen ist. Aber das bin ich nun mal nicht…und das zu akzeptieren ist das schwierigste überhaupt, denn es zieht mich zu sehr hinunter. Das klingt vermutlich unlogisch für die, die das Gefühl nicht kennen…aber ich habe nun mal Probleme mit Geld und damit, „Hilfe“ anzunehmen.
Dass z.B. Mr. Chocolate meine To-Do-Liste erledigt, habe nicht ich entschieden, sondern er…nach etlichen Kopfauas und Monster-Szenen…

Es gibt so vieles, was ich lernen muss…und ich glaube, ich werde schon ziemlich viel dazulernen, indem ich mit Mr. Chocolate zusammenziehe. Er weiß so unglaublich viel und in Sachen Beziehungen kann man durch das Zusammenziehen denke ich immer was lernen.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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2 Kommentare        

Du stellst gerade dein komplettes Leben auf den Kopf. Das ist schwierig. Wenn du aber tief in deinem Inneren weißt, das ihr euch gut tut, du ihn nicht gehen lassen willst und er so liebevoll zu dir ist, ist alles in Ordnung. Es geht alles sein Wege. Auch du wirst noch einige Dinge lernen, ihm „noch besser“ zu tun, genau so er.

Das es am Anfang extrem ungewohnt ist, verstehe ich sehr gut. Ich komme bis heute nicht darauf klar oder hatte Partnerinnen, die anders an die Sache rangegangen sind. Aber wenn eure Chemie stimmt, wünsche ich euch einen brutal guten Anfang und viel Herz & Kraft.

Danke!! *_*

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