Es läuft alles so gut, dass es fast nicht zu fassen ist. Mein Berichtsheft füllt sich von selbst, die Tage vergehen wie von Zauberhand und ich muss mich quasi zwingen, Mittagspause zu machen, weil Arbeit und Hobby sich überschneiden. Außerdem sind hier alle sehr sehr nett und sogar der Hund wedelt mit dem Schwanz, wenn er mich sieht. Ich fühle mich irgendwie nützlich…und das tut gut.
Das klingt nun ein wenig wie in einem Märchen, hat aber auch seine Schattenseite. Ich habe nämlich privat gar keine Zeit mehr, irgendwelche Termine wahrzunehmen und Dinge zu erledigen. Also tapeziere ich den ganzen Kram einfach auf eine Wand, auf der ich natürlich nicht alles im Einzelnen sehen kann. Aber das Runterreißen der großen Fetzen gibt mir das Gefühl, dass ich überhaupt etwas mache. Bloß habe ich vorgestern „aus Versehen“ die gesamte Wand mitgerissen…
Mr. Chocolate war zum Glück bei mir und hat die Trümmer weggefegt. Aber ich habe mich zuerst benommen wie ein Kind, dessen Burg aus Spielzeugsteinchen zusammengefallen ist und welches diese Tatsache so sehr nicht fassen kann, dass es alle Teile an sich reißt. Mein Freund hat das zum Glück wieder in den Griff bekommen…besser als ich. Er hat sich einfach „Arbeit“ genommen und diese für mich erledigt. Aber er meinte, wenn ich in Zukunft über solche Dinge nicht reden kann, können wir nicht zusammen wohnen. Recht hat er ja…aber! Aber ich kann das einfach nicht, weil ich keine Ahnung habe, wie das überhaupt geht. Mein Kopf hält daher stur an meiner Sichtweise fest: „Ich muss das alles selbst hinbekommen! Ist ja nicht viel…“ oder „Ich darf nicht fehlen, lieber geh ich irgendwann zum Notarzt!“ „ICH MUSS GUT SEIN!“
Und ich packe das ja auch. ICH BIN GANZ RUHIG UND ENTSPANNT!
Ja…bin ich wirklich! Doch diese scheinbare Ruhe ist nur eine halbtransparente Schicht, die sich auf dem eigentlichen Übel meines leidigen von To-Do-Listen geplagten Daseins befindet….und so erhänge ich Tag für Tag im Geiste all die jenigen, die mir zusätzlich Stress bereiten, weil sie z.B. einfach nicht auf E-Mails antworten. Alles an mir bröckelt einfach vor sich hin…
Und so kommt es, dass ich ruhiges piepsiges kleines Etwas auf einmal meinen Nachbarn vom Balkon aus anschreie, weil er schon wieder „Parkplatzprobleme“ hat (darauf gehe ich in einem anderen Beitrag noch ein…). Und das im Bademantel mitten am Nachmittag… „Haltet hier alle mal eure Klappe, ihr seid doch nicht ganz dicht!!“
Außerdem mache ich alle Menschen total verrückt. Gestern war ich nämlich bei Dr. D., meinem ersten Therapeuten, der ja auch Hausarzt ist. Denn natürlich behandelt mich meine ürsprüngliche Hausärztin nicht mehr weiter, da ich ja nun gesetzlich versichert bin. Dr. D. schien nicht sehr erfreut mih zu sehen, das könnte aber auch daran liegen, dass mir heute wichtige Tabletten ausgehen und ich nicht mal weiß, ob die Kasse mir diese Medkamente überhaupt zahlt. Ich weiß nämlich NICHTS…
..nur eines: Mit Antidepressiva auf einen Schlag aufzuhören ist keine gute Idee…und wenn ich den ganzen Rest auch nicht bekomme, sterbe ich. Nicht auf einmal, aber langsam und schrecklich. Das habe ich versucht, der Arzthelferin zu erklären. Und das lustigste: Sie reicht mir so einen kleinen 5 mal 5 cm Zettel und fragt mich doch tatsächlich, ob der ausreche, um meine Medikamente mal alle aufzuschreiben. Ich musste erstmal lachen..
(falls ich euch wundert, ich habe das hier)
Es kann ja nicht gleich alles funktionieren und Perfekt sein wenn es vorher im Chaos stand.Deine Bemühungen und was du bereits geschafft hast darauf solltest du Stolz sein.Immer schön ruhig und entspannt sein….ich weiß nicht immer leicht aber den Nachbarn anzu schreien hilft nun auch nicht ansonsten höchstens für den Moment.^^ Bleib weiter hin so stark und denk daran du darfst auch mal schwach sein.LG
Danke! : )
Und der Nachbar hat es verdient : P