Ich werde wohl nie lernen, mich auf mich zu verlassen und an mich zu glauben. Dr.D. hat versagt und scheint auch noch sauer auf mich. Jedenfalls ist unsere „Zusammenarbeit“ wohl vorerst beendet. Er hat mir den Antrag an die Kasse gestellt, damit ich in die Klinik darf, mein Fehlen in der Schule kommentiert und mich noch so hingestellt, als würde ich das alles absichtlich machen bzw. als wäre das alles easy. Yeah, klar. Ich schmeiß’ mich mal eben so in den Abgrund, weil es so spaßig ist. Und ich rede mir auch noch absichtlich permanent ein, dass ich eine Versagerin bin. Das ist mein Hobby! Weil es mir auch Spaß macht, an allem zu erkennen, dass ich einfach nur strohdoof und zu nichts Nutze bin. Weil ich nichts kann. Weil ich ja absichtlich alles so hinrücke…und weil ich faul bin. Sehr faul.
Also absichtlich mache ich das sicherlich nicht…das ergibt sich nur leider immer wieder so und ich sehe natürlich null Erfolg in allem, weil da eines zum anderen kommt. Und ich rede mir das nicht ein. Das kommt nur immer wieder und lässt sich nicht aufhalten. Verwandelt sich in Angst…
Wofür willst du noch lernen?! Du bist doch eh zu dumm. Die sind alle besser als du. Siehste doch! Du bist ein Nichtsnutz, ein Idiot, du bist ein Problem, das man beseitigen muss! Verpiss dich doch endlich!
Klar, das nehme ich mir liebend gerne auf und spiele es mir jede Sekunde vor. Und ich bin es ja auch, die aus Play drückt…jedes verdammte Mal…absichtlich.
Ja, es stimmt, ich bin nunmal ein sehr negativer Mensch. Aber 21 Jahre Pessimismus und 8 Jahre Suizidgedanken plus Minderwertigkeitsgefühle kann man nicht wettmachen, indem man mir sagt: „Ja, da müssen Sie einfach positiv denken und weniger schludrig sein…und sie können da nicht ihren Eltern die Schuld geben!“ Das weiß ich auch. Die sind auch ein abgeschlossenes Kapitel. Wie meine ganze Familie. Sie sind alle nett als Menschen, keine Frage. Aber das sind keine Menschen, die ich als meine Familie sehe. Als Leute, die mir Halt geben können und von dem ich auch Halt annehmen möchte. Das klingt hart. Aber das ist nun einmal so. Ich habe sie lieb, aber wir werden niemals eine Familie sein. Mir fällt es sehr schwer mit diesem Menschen zu reden. Egal über was. Ich habe da eben zu oft schlechte Erfahrungen gemacht (null Verständnis, alles was man macht ist aus Prinzip schon falsch, wenig Wertschätzung, etc.). Und mir schnürt es schon seit längerem alles zu, wenn ich daran denke mit ihnen reden zu müssen und was anderes zu sagen als „mir geht es gut“…
Und wenn ich klug bin, gehe ich meinen Weg…mehr oder weniger alleine…ohne was zu sagen. Es klingt eigentlich dumm, aber mir geht es besser, wenn das mit meinen Eltern und den Rest der Famile nicht tiefer geht. Allein die Vorstellung, dass sie mein wahres Ich kennen lernen könnten, raubt mir den Atem…
…
Und ich weiß, ich könnte das Leben auch alleine schaffen…aber eben auch nicht, so lange diese verdammten Hass-Gedanken mir selbst gegenüber nicht abzustellen sind. Ich will endlich NICHTS denken müssen…ich will den Kopf frei haben von diesem ganzen Müll…
Warum versteht die Welt nicht, dass ich einfach nur will, dass mir das alles scheiß egal ist? Warum kann ich meinem Kopf nicht einfach sagen, dass er sich doch selbst verpissen soll?
Warum wollen mich nicht mal die Leute verstehen, die ich dafür bezahle?
Warum vergeht seit einer Woche kein Tag, an dem ich mal ehrlich gelacht habe?
Warum sehe ich nicht mal wirklich, dass die Blumen blühen? Warum sehe ich alles so farblos?
Warum versteht keiner, dass ich wirklich das Gefühl habe, langsam irre zu werden?
Warum fühle ich mich komisch, sobald ich das Haus verlasse?
Warum bekomme ich nichts mehr auf die Reihe?
Warum esse ich tagelang nichts (außer Kekse) und habe nicht mal Hunger?
Warum kommt mir jedes verdammte Gespräch so vor, als wäre ich nur Zuschauer und nicht wirklich anwesend.
Warum kann ich mich für nichts mehr begeistern? Warum ist mir jede Leidenschaft egal geworden?
Warum erkenne ich mich nicht mehr und habe das Gefühl immer durchsichtiger zu werden?
Warum bin ich mir so…fremd?