Was gibt’s Neues von ihm? Ich weiß, wie er aussieht. Ich habe ihn das erste Mal gesehen, als ich an meinem Haus vorbei zum Busbahnhof bin, um mit Tati nach V. zu fahren. Er hat mich gesehen und ist gleich abgehauen. Dann habe ich ihn noch mal gesehen, als ich mit dem Navi auf dem Balkon eine rauchen war. Er stand mit einem Freund(!) auf seinem Balkon und ist nicht abgehauen, aber hinter die Wand verschwunden, sodass ich ihn nicht sehen konnte. Er scheint mich nicht sehr zu mögen.
Irgendwann, wenn ich ausziehe und er noch da ist, schenke ich ihm all das hier. Den Gesichtsausdruck hätte ich aber zu gerne gesehen, wenn er merkt, dass ich ihn die ganze Zeit beobachtet habe. (Edit 19.06.2018: Hab ich leider nicht gemacht…) Naja, er ist eben mein Beobachtungsobjekt Nummer Eins momentan. Und ich muss sagen, dass sein Mysterium mich immer wieder aufs Neue inspiriert. Ich finde solche Pesonen unglaublich interessant…
Es ist der 15.07.’10…
Ich sitze auf meinem Liegestuhl in der Abendsonne und lese ein Buch. Neben mir steht ein Red Bull, die Füße sind im „Pool“, den ich mit eiskaltem Wasser gefüllt habe. Meine Bequemlichkeit wird jedoch untebrochen, da ein Auto unter meinem Balkon parkt und zwei Männerstimmen nett miteinander reden… „Ja wird’s bald! Steig aus!“ Ein Typ, der aussieht wie mein Nachbar und ein anderer im roten Hemd stehen sich gegenüber, die Autotür ist offen. Ich beobachte, gespannt wie im Kino, was als nächstes passiert. Der Typ, der aussieht wie mein Nachbar, hat dasselbe Shirt wie gestern an (Er trägt ein Shirt zwei Tage, wie ich bereits festgestellt habe), der andere ist der, der neulich auch auf dem Balkon nebenan stand. Ich erkenne ihn am roten Shirt.
Mein Nachbar scheint nicht sehr nett zu sein. Der andere zieht mit einer Hand eine Kiste Fürst (Bier) aus dem Auto, bleibt stehen. Mein Nachbar macht die Tür zu und meint „Ja soll ich dir auch noch tragen helfen?!“ Hui…na da geht’s aber ab, denke ich mir und starre wie hypnotisiert durch zwei Holzbretter auf den Gehweg. Er ergreift den anderen Griff der Kiste und beide gehen ins Haus. Ich schleiche zur Tür, lehne mich an, doch beide scheinen ein Stockwerk nach oben zu gehen, was mich wundert. Denn den anderen haben ich noch nie gesehen und ich wusste nicht, dass der auch hier wohnt.
Irgendwann gehe ich also wieder auf meinen Balkon, rauche eine und sehe beide noch mal vorbei zum Dönerladen laufen. Sie kommen zurück mit einer Tüte voll mit Essen. Ich muss lächeln… Er hat also doch Freunde. Stille Freunde, die kein Wort reden und die er zusammenscheißen kann, aber Freunde…und er trinkt Fürstenberg. Und seine Zigarettenstummel stehen senkrecht in seiner Aschenbecherkonstruktion…
