Gestern habe ich mit Erschrecken feststellen müssen, dass ich ja schon wieder pleite bin. Mary meinte, ich solle das U. sagen und um Geld bitten. Ich meinte, eher würde ich einen Kredit aufnehmen, um meine Ablehnung gegenüber diesem normalerweise plausiblen Vorschlag zu untermalen. Kinder fragen Täglich ihre Väter nach Geld. Ich kann das nicht. Eher beraube ich mich selbst, was ich gestern auch getan habe. Denn mitten in meiner verzweifelten Geldnot fiel mir mein Euro-Sammelalbum wieder ein. Ich habe da schon X Jahre nichts mehr dran gemacht und jetzt alle Euro-Münzen der verschiedenen Länder zusammenzubekommen, übt irgendwie auch keinen Reiz mehr auf mich aus. Damals war das alles noch neu und aufregend. Heute nicht mehr.
Mit hätten zwar nur noch ein paar Münzen gefehlt, aber der Gedanke, dass das mein einziger Notgroschen, meine einzige Hoffnung für einen restlichen Monat mit vollem Kühlschrank sein könnte, ließ mich ein Messer holen und alles rauspulen. Ich wollte in den letzten Jahren schon so oft das Album knacken wegen sinnlosem Kleinkram, aber immer hatte ich zu großen Respekt davor. Jetzt geht es um Leben und Tod. Es tut mir ja Leid, aber 25 € sind mir wichtiger als die Demütigung, bei irgendjemandem um Geld zu betteln. Ich würde ja Dieter fragen, aber ich weiß gar nicht, was der macht. Wir haben seit der Aktion mit Donna Blu Karl nicht mehr wirklich geredet.
Naja, jetzt habe ich erst mal wieder Geld. Ich lasse mir ja schon die Möbel von U. zahlen und die Wohnung. Das ist genug Demütigung. Da will ich nicht allen noch mehr auf der Tasche sitzen. Ich mag das auch gar nicht…als ich noch zu Hause gewohnt habe, kam mir oft der Gedanke, dass ich lieber tot sein will, als von Leuten abhängig zu sein, die ich nicht so wirklich mag. Ich meine…ich lebe zwar noch. Aber der Gedanke, dass sie mir alles zahlen nagt an mir Tag für Tag. Dafür müssen sie mir auch nichts mehr zu Weihnachten und zum Geburtstag schenken. Dafür belästige ich sie nicht weiterhin und baue mir mein eigenes Leben alleine auf. Nur leider wird das noch dauern…seeeeehr lange dauern.
Ich merke nur immer wieder, dass es mich fertig macht, wenn mich jemand daran erinnert, dass ich von meinen Eltern abhängig bin. Für mich ist das einfach etwas Krankes. Andere Kinder pumpen andauernd ihre Eltern an…ich hasse das. Ich verachte es aus tiefstem Herzen.
Ein weiteres Geschichtchen, das mir gerade so einfällt handelt von Conny, Gina, Holger, Hartmut, und anderen Namen.
Ich saß mit Mary in meiner Wohnung, da klingelte mein Handy. Ich sah aufs Display und wusste sofort, dass das aus dem Ausland kommen musste. Erst dachte ich an meine Mum, die ja gerade in Prag ist. Aber als ich mit einem „Hallo“ ran ging, leierte mir ein Kerl im unfreundlichen barschen Ton irgendwelche Wörter herunter. Er begann mit Gina. Dann eine kurze Pause, in der ich schon sagen wollte, dass er sich vermutlich verwählt habe. Aber er machte weiter mit Holger, Helmut und anderen „Namen“. Zumindest klangen sie nach Namen. Dann sagte er Conny und ich fiel ihm ins Wort. Denn Conny kann ich nicht mehr hören. Andauernd ruft bei mir ein Kerl an, der seine Conny sucht und jedes Mal muss ich ihn enttäuschen. Und er schreibt Conny liebe SMS… Aber verflucht noch mal…kann er die Nummer seiner Conny nicht einfach in sein Handy speichern? Muss dieser Gregor dazu immer mich anrufen? Ich dachte jedenfalls, dass der das wäre und ganz schön sauer sein musste und meinte in ebenso bösem Ton, dass hier Julia sei und keine Conny. Und dann legte er richtig los mit seinen Wörtern, die wie Namen klangen.
Nachdem er sich abgeregt hatte, fragte ich ihn „Do you speak English?“ Als er darauf ein Wort sagte, das wie „Nein“ klang, regte ich mich auf und klappte mein Handy zu, denn ich wollte mir nicht von einer unbekannten Person komische Wörter anhören. Mary lachte sich tot.
Edit: Ich habe gerade die Vorwahl gegoogelt. Er kommt aus Russland.
Hmm ja, das war ein Tag. bei mir auch so verwirrend..
Ich hatte auch so einen komischen Tag heute!!