Von Freunden, besten Freunden, ABFs, Kneipenfreunden und Liebschaften

Seit dem Praktikum an meiner alten Schule habe ich eine „ABF“, was soviel wie aller-beste-Freundin bedeutet. Sie meinte das schon nach dem ersten Satz zu mir, also habe ich aus Spaß einfach mal mitgespielt, obwohl es ziemlich strage ist. Davon abgesehen, dass ich nicht einmal ihren Namen kenne, ist sie ansonsten ganz okay. Sie geht ins Schülerzeitungsprojekt und ihr Lieblingsspiel in der Mittagspause ist „Alles lacht“, was wir öfters spielen.

Aber eigentlich habe ich keine besten Freunde mehr. Ich weiß auch nicht, aber mit der Zeit ist etwas in mir kaputt gegangen…mit der Zeit verlernt man das Vertrauen und man will nur noch alleine sein, weil das realistischer ist.

Wenn ich mir so durchlese, was ich vor zwei/drei Jahren zu meinen Chat-Zeiten so geschrieben habe, dann muss ich feststellen, dass ich besonders mit meinem Kumpel P. aus M. auf interessante Dinge gekommen bin. Das Gute ist, dass ich den ganzen Verlauf noch habe. Falls also mal wieder Notstand bei der Muse herrschen sollte, weiß ich schon, wo ich mich inspirieren lassen kann. Schade ist nur, dass wir heute zu selten schreiben. Denn keiner von uns beiden hat wirklich Zeit um lange Gespräche zu führen. Damals haben wir ziemlich oft ziemlich viel geschrieben und durchdacht. Irgendwie war das eine schöne Zeit, auch wenn ich oft ganz unten war.

P.: ..ich frag mich manchmal wieso ich so menschen die depri sind besonders interessant finde …
X.:Vielleicht weil sie zu viel denken und Dinge sagen, die keinem auffallen. Und weißt du auch warum? Die Menschen sind einfach zu naiv und denken alles hält ewig so gut an. Oder sie denken: das wird schon wieder. Doch die, die so wie ich sind sehen was auf sie zukommt und wissen auch wann es keinen Zweck mehr hat zu kämpfen. Andere dagegen kämpfen bis in den Tod. Doch ein großer Unterschied ist vorhanden: Sie sind glücklich.

Die Worte einer Pessimistin. Das bietet ziemlich viel Interpretationsspielraum…

Ich bin auf einige Chat-Zitate gekommen, als mich spontan der Ordnungsdrang gepackt hatte und ich Mails aussortiert habe. Besonders die von Maze, da wir ja gar keinen Kontakt haben und ich das Zeug bis auf ein paar Mails (700 waren es ursprünglich!) auch nicht mehr brauchen werde. Das komische ist: Normalerweise tut Vergangenes weh. Aber da ich keinen Grund dazu habe, etwas nachzutrauern, fühle ich groß nichts. Ich habe trotzdem alles gelesen.

Man muss mich in ganz Flensburg für eine Idiotin halten, aber das ist mir egal. Im Grunde hatte ich von der ganzen Freundschaft nicht viel. Wir hatten natürlich Spaß, aber irgendwie waren wir letztendlich doch zu verschieden. Sie hatte ihr Leben und ich meins. Und es gab da einfach kein Band mehr, am Ende hat keiner (mehr) den anderen verstanden.

Im Grunde genommen bin ich doch ziemlich gefühllos. Man kennt sich beinahe 20 Jahre und ich schneide urplötzlich den hauchdünnen Faden durch und habe noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen. Vielleicht bin ich ein Egoist, vielleicht auch zu kompliziert…aber ich habe so ein Gefühl, dass es richtig war. Alleine fühle ich mich jedenfalls besser, als auf jemanden zu bauen, der einem nicht helfen kann und dessen Freundschaft sich nach zwanzig Jahren auseinandergelebt hat und nur noch von Streit und Oberflächlichkeit getrieben wurde.

Was meinen immer noch guten Freund Kai angeht, von dem höre ich immer nur, dass sein Leben ein pures rauf und runter ist und er wenig Zeit hat. Er sprengt aber auch gerne den Rahmen…

Den Schuh musst du dir eigentlich nicht anziehen. Ich glaube, du hast sowieso schon zu viele an.

Gerade zieht er, so glaube ich, zum hundertsten Mal um. Diesmal mit einer neuen Freundin. Die letzte durfte ich kennen lernen und da war er sich ja so sicher und so verliebt und jetzt? Jetzt ist sie weg und er ist wieder so verliebt und möchte sein Leben mit dieser „neuen“ Frau verbringen. Wo er sie kennen gelernt hat, wollte er mir natürlich zuerst nicht erzählen.

Aber ich habe natürlich längst um die Abgründe dieser Frau Bescheid gewusst. Wobei diese Frau eigentlich nichts dafür kann, dass sie die Zweit- (oder Erst-) Frau des Taxifahrers war, wegen dem sich die Bedienung Nadine vor den Zug geschmissen hat. Und vor Wochen/Monaten sind hier wieder zwei von der Bahnhofsbrücke gesprungen. Einmal ein Mann und eine Woche später seine 14-jährige Geliebte, die wegen ihm runtergesprungen ist… Irgendwie traurig…und was noch traurig ist, ist diese Eingabe bei Google, die mir den ersten Platz auf der ersten Seite beschert hat: selbstmordversuch flensburg 01.01.10

Zum Thema Liebe und „Tod“ habe ich jedenfalls ein passendes Zitat aus meiner wunderbaren, nun doch abgeschickten Story. Aber ich werde wohl warten müssen, bis ich eine Antwort von dem Regierungspräsidium auf F. habe. Davor wird noch nicht alles veröffentlicht.

„Ich verschwinde, wenn es mal so nicht funktioniert, wie es meiner Meinung nach sein sollte. Wenn sich nicht bei jeder Berührung, jeder Geste, allein schon beim Anblick der Himmel auftut, die Erde unter mir bebt und das Meer sich teilt. Wenn alles in Diskussionen endet. Wenn nach Jahren die Leidenschaft verpufft und da nichts mehr ist. Nur das Nichts… Aber ist es überhaupt möglich, dass Liebe „alles“ sein kann?
Marquis de Sade hat einmal behauptet, dass das Verlangen nach Liebe, bis zum Äußersten getrieben, ein Verlangen nach dem Tod sei. Also: Alles im Zusammenhang mit Liebe ist Mord. Süß. Herzzerreißend, wenn man sich komplett aufgibt für den anderen. Wenn man sich so nah sein will und nur die Ewigkeit dieses Verlangen stillen kann. Aber dennoch Mord.“

Die ganze Story geht über fünf Seiten und handelt von Liebe, Alkohol, Zigaretten und einem Mann, der sich zu viele Gedanken macht…

 

Was Kai angeht, so ist das sein Bier. Er kannte Nadine. Und ich muss zugeben, dass meine Moral das nicht so gut findet. Aber ich muss ebenfalls zugeben, dass ich Kai immer noch schätze. Auch wenn Dieter ihn mit Worten bezeichnet, die ich nicht mal bei halbstarken Jugendlichen zu Ohren bekomme. Das war ja auch so eine Diskussion… Ich höre mir nicht gerne an, wie Freunde über andere Freunde von mir so herziehen. Ich habe sofort den Hörer aufgelegt, als Dieter mir unterstellt hat, dass ich mal was mit Kai hatte, was natürlich reiner Schwachsinn ist. Wir albern herum, gehen in Schwulen und Lesbenbars, waren einmal in James Bond und das war’s. Warum kann man nicht einfach mit jemandem befreundet sein? Warum dreht sich in den Köpfen der Menschen alles immer um Beziehungen und Sex? Mir hat man allerdings schon so einiges unterstellt. Aber gestimmt hat bis jetzt nur, dass ich mit Dieter mal zusammen war und dass ich Jo geliebt habe. Mehr nicht. Das mit Karl traut sich immerhin keiner zu denken. Das ist auch gut so. Denn ich habe mir ja vorgenommen, dass Männer tabu sind…Keine Träume, keine Zuneigung, einfach an was anderes denken…das Problem ist nur, dass ich manchmal so anhänglich werde, wenn ich was getrunken habe. Nüchtern bin ich das nämlich nie…wenn Betrunkene die Wahrheit sagen, dann sollte ich mal wieder Pause machen.

Und Kai…den treffe ich die nächste Woche vielleicht mal wieder. Da ich gestern nicht nur den Ordner von Maze, sondern auch ein paar andere durchwühlt habe, bin ich nämlich auf ein paar kitschige, aber wirklich lieb gemeinte Passagen aus Kais E-Mails gestoßen. Danach habe ich ihn sofort angerufen und zum Geburtstag gratuliert, da mir nur das Facebook-Kommentar als viel zu wenig erschien. Mich hat er ja auch angerufen, als ich am Montag Geburtstag hatte und so gut wie niemand an mich gedacht hatte. Und obwohl Kai mit Abstand das aufregendste Leben hier führt, schafft er es immer wieder an seine Freunde zu denken…

(Die Rechtschreibfehler habe ich solidarischerweise korrigiert.)

Für mich sind nur meine Freunde wichtig und du gehörst dazu und sollte dir durch unsere Freundschaft ein Nachteil entstehen so werde ich dein Freund im verborgenen sein der dir immer zuhört und immer für dich da ist.

Ja und wenn es zu sehr weh tut ich werde ich auffangen das ist die Aufgabe von Engeln

Warum hast dich am Freitag wenn es dir schlecht ging nicht gemeldet du weißt ich bin immer für dich da der gefallene Engel hdl

Weiß JO EIGENTLICH was ihm entgeht?! hdl

 

Es tut gut, Freunde zu haben. Auch wenn ich mich dennoch niemals bei jemandem melden könnte, falls es mir schlecht gehen sollte. Ich kann sowas nur sehr schwer zugeben. Ich weiß nicht warum. Ich kann auch keine besten Freunde haben oder Leute an mich binden wie in einer Beziehung. Naja, vielleicht doch. Aber ich halte auf Dauer keine Nähe aus. Egal von wem. Die Beziehung mit Dieter hat damals auch nur „funktioniert“, weil es eine Kneipenbeziehung war. Denn nüchtern hätte ich das nicht ertragen.

Ich habe eigentlich nur noch Kneipenfreunde. Kneipenfreunde sind eigentlich okay. Man sagt sich, dass jeder sich beim anderen melden kann, falls etwas sein sollte. Und bis zum nächsten Bier meldet sich keiner…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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