Briefmarken haben auch schon mal geklebt…

Es ist viertel vor zwölf und irgendwie kann ich nicht schlafen. Vielleicht plagt mich auch nur mein Gewissen, da ich nichts Neues geschrieben habe. Wobei…geschrieben habe ich schon; nur nichts für meinen Blog. Den Brief mit meiner Wettbewerbsstory habe ich nun übrigens abgeschickt…jetzt heißt es warten und hoffen und vielleicht die Post darauf hinweisen, dass diese verdammten Briefmarken aus dem Automaten gar nicht kleben. Ich stand morgens um Acht da wie der Depp und brachte die Marke einfach nicht zum Kleben. ‚Egal’ dachte ich mir und kleisterte dann zehn Tonnen UHU drauf.
Immerhin fühlt man sich leichter, wenn man ein bisschen was von dem, was man sich schon seit Monaten vorgenommen hat, dann doch noch gemacht hat. Ich arbeite deshalb auch jetzt an meinem Praktikumsberichten und an der dazugehörigen Facharbeit, damit ich das als erste abgeben kann und es damit weg vom Fenster ist. Themen habe ich schon. Hauptsächlich wird sich mein Geschreibsel um Sozialkompetenz drehen. Denn Tag für Tag höre ich dieses Wort. Sogar in der Kneipe!

Und zwar war ich Freitagabend mit einer Klassenkameradin aus. Das hatten wir schon lange vor, aber irgendwie kam immer was dazwischen. Es war ein netter Abend. Wir haben vorgeglüht, ich habe ihr meine Freunde gezeigt und dann wollten wir noch Pizza essen, was ich dann allein gemacht habe, da sie sonst ihren Zug verpasst hätte. Sie wohnt nicht in V. und sie hätte ihren Zug nicht erreicht, wenn sie die Pizza noch mitgegessen hätte. Also nächstes Mal gilt Uhr vor Pizza und nicht erst Pizza bestellen und dann auf die Uhr sehen. Aber was soll’s. Ich saß dann angetrunken da mit Pizza und zwei Bier und habe mich mit der Putzfrau dort unterhalten. Und genau in dem Moment kam der Kerl herein, der immer Rosen verkauft. Leider wusste er sofort, wer ich bin. Er meinte, dass ich immer die meisten Rosen bekomme. Und dafür, dass der Kerl an einem Abend ordentlich rum kommt, ehrt es mich irgendwie.

Selbstverständlich bin ich danach noch ins Chaoscafé…denn die Ironie des Schicksals wollte, dass es genau gegenüber von der Pizzeria liegt, in der ich gerade saß.
Also traf sich das gut und ich trat ein. Und der erste, der mich begrüßte war!? Na?! Genau! Der Kerl, den ich vor Wochen auf der Straße fertig gemacht habe. Na immerhin konnte der sich noch an mich erinnern. Wie könnte man das denn auch vergessen?
Der zweite Typ, der mit mir reden wollte, verwechselte mich allerdings komplett. Er meinte irgendetwas von wegen Bauhaus und dass ich zwei Schwestern habe, die beide Mädchen seien…ich sagte nichts und bestellte ein Bier…

Ich weiß nicht, ob ich irgendwann einmal von dem Kerl berichtet habe, der auf das Klo verschwunden ist und nie wieder kam(?). Damals war ich mit Maze noch unterwegs und ich führte alleine ein nettes Gespräch mit ihm, aber irgendwie waren zwei Mädels dem zu viel und als Maze sich dann zu uns setzte, verschwand er spurlos. Den Kerl traf ich jedenfalls wieder und ich weiß nun, wer er ist. Er ist der Stiefvater von einem Jungen, der im selben Jahr und auf derselben Schule den Abschluss gemacht hat. Außerdem kennt er ganz V. und meine Eltern. Er war auch derjenige, der das Wort Sozialkompetenz in den Mund nahm. Und zwar in Zusammenhang mit U., den er wohl nicht besonders leiden kann. Ich zitiere: „Der U. war mal richtig intelligent, aber er hat seine ganze Sozialkompetenz versoffen und deine Mum war mal eine klasse Frau, aber U. hat sie kaputt gemacht.“ Yeah, so was hört man doch gerne und ein zweites yeah, denn der Kerl hat mich zum Weinen gebracht. Ich weiß nur nicht mehr warum. Jedenfalls bin ich dann aufs Frauenklo, um mich zu beruhigen und dann aufs Männerklo, weil da gerade zwei Hippies eine Lesestunde hielten. Der eine las dem anderen vor, was für mich nach Papst Innozenz klang, aber irgendwie ein Autor verfasst hatte, dessen Nachname Bernhard war. Der Kerl mit den langen Haaren und der Brille las dem anderen, der ebenfalls lange Haare und eine Brille hatte, eine Passage vor, in der es hauptsächlich darum ging, wie deprimierend der Mensch doch sei und wie grauenvoll und entsetzlich und was für ein verabscheuenswertes Wesen. Ich sah mir von oben zu, die Hippies sahen mich an und ich meinte nur in die ergreifende Stille hinein, dass das Papst Innozenz im 12 Jahrhundert auch so gesehen hat. Amüsant…drei Irre auf dem Männerklo.

Als ich wieder auf meinem Hocker saß, schenkte mir der fiese Typ, den ich jetzt mal Walker nenne, eine Rose. Also wurde die Theorie von dem Rosen-Kerl bestätigt, der mir feierlich eine rote überreichte, die allerdings bei einer Schlägerei verschwand, in der eine Sie meinte, was Männer doch für Drecksäue und Arschlöcher seien und ein Er meinte, dass sie zu ihm sagte, dass er gemeint habe, dass sie…und so weiter. Ich kam mir vor wie im Kindergarten, aber da kam dann der zweite Er und haute dem ersten eins rein. Ich fragte vier herumstehende Leute – keiner wusste, worum es ging. Ich fragte sogar die Sie selbst, aber die schien auch keinen Plan zu haben. Neben mir lachte Walker und meinte, er würde die alle kennen…

Gegen Ende des „Abends“ bemerkte ich erst, dass neben mir noch ein Kerl saß. Ich sah ihn an, er sah mich an und ich dachte mir, dass ich den doch irgendwoher kenne. Und da sah ich sie: Die grünen Pall Mall Menthol. Und ich kenne nur einen, der so was raucht: Der Besitzer vom Chaos-Café höchstpersönlich. Ihn verbindet auch eine eigenartige Story, obwohl eigenartig es nicht gar trifft. Eher traurig, frustriert und betrunken… Er war einmal Lehrer an einem Gymnasium hier in V. gewesen. Abends bediente er und trank, morgens torkelte er in die Schule. Das weiß ich, weil meine Nichte auch auf diesem Gymnasium ist. Allerdings verschwand der liebe Kerl und auch im Chaos-Café sah man ihn nicht mehr. Irgendwann erfuhr ich dann, dass er nun irgendwo anders Lehrer sei und immer wieder mal über das Wochenende da sei. Sein Sohn schmiss nun den Laden.

Als ich den Kerl so angeknickt da sitzen sah und sturzbetrunken und er mich ansah, war ich leicht irritiert, denn er sah mindestens 15 Jahre älter aus…und damals sah er noch gut aus…einerseits bemitleide ich ihn, andererseits ist er selbst Schuld.

Walker brachte mich letztendlich durch den Hinterausgang heim und so erklärte sich von selbst, wie er das letzte Mal entkommen konnte.

Ein lustiger Abend…

 

Und für alle, die es interessiert, was ich zum Geburtstag bekommen habe, dann haltet euch fest: Eine Dusche. Ich besitze ja ein Bad, nur keine Duschkabine bzw. die Wände haben noch gefehlt. Es war ein witziges Gespräch zwischen dem Handwerker, der natürlich auch ein Nestbesucher war, und mir. Er meinte, er habe nun zwei Wochen auf die Wände gewartet und die Leute seien ja alle so lahm. Daraufhin meinte ich, dass das doch gar nichts sei, denn ich habe 20 JAHRE darauf gewartet. Wir lachten und dann kam etwas Unvorbereitetes. Er meinte, er müsse dann bei der Duscheinweihung dabei sein, um zu sehen, ob alles dicht sei. Ich meinte „nein“ und er hakte nach: „Achso…stimmt…dann bekomme ich ja Ärger mit Jo.“ Ich meinte, dass Jo das egal sei. Und mir auch. Er war beruhigt, dass das Jo-Drama zu Ende war. Ich auch.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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