Kreuz und Quer staunend durch V. …

Verirrt! Verlaufen? Irgendwie geschafft fünf Kilometer Umweg zu machen…

Ich laufe…laufe…laufe. Wo sollte ich noch mal rechts abbiegen?! Hier kann man nirgends rechts abbiegen. Also geradeaus laufen. Von mir aus auch, bis die Straße endet. Oder lieber doch da vorne rechts?
Ich laufe weiter, einen schmalen, mir vollkommen unbekannten Weg entlang. Das gibt Zeit zum Nachdenken, sollte man meinen. Doch ich bin nur damit beschäftigt mich nicht weiter in den Irrgarten dieser Kleinstadt zu verlaufen. Ich würde ja nach dem Ort fragen, an dem ich mich befinde. Denn ich habe keine Ahnung wo ich bin. Bis auf die Straßenschilder mit den unbekannten und ähnlich klingenden Namen weiß ich nicht wo ich entlang muss…ich weiß ja noch nicht einmal, wo ich hinwill. An einen Ort. Ein „Stüblein“. Irgendwo in der Pampa.
Die wenigen Menschen, denen ich begegne, sehen mich schon so an, dass ich gar nicht traue zu fragen. Und auch noch blond!
Ich weiß, dass hier irgendwo eine Schule sein muss…ich war schon mal für ein Jahr dort. Vorschule.
Aber ich weiß nicht mehr wie sie aussieht. Aber andere Schulen gibt es hier, auf diesem Berg nicht. Also muss ich mich an diesen einen Punkt klammern. Die Schule finden!!
Grundschüler kommen mir entgegen. Das muss sie sein.
Ich stehe also vor dieser riesigen Schule, laufe weiter geradeaus. Das wird schon stimmen. Doch der Weg endet auf einmal. Das einzige, was mich nicht auf der Stelle verzweifeln lässt ist die wunderschöne Aussicht. Dachdecker sehen mich fragend an. Eltern, die ihre Kinder abholen, staunen. Sie alle starren mich an wie ich die Gegend und die Aussicht bestaune. Nein, ich glaube, ich bin doch falsch abgebogen. Also hilft nur noch eins: Kai/K. anrufen!
„Kaaaaaiiii! Kann sein, dass ich doch später komme..“
„Macht nichts, Schatzi, ich arbeite…wo bist du denn?“
„Ääääähhhh…weiß nicht“
„Wie du weißt das nicht?“
„Ich hab eine tolle Aussicht!…und mich verlaufen…“
„? Wie ?“
„Ich bin bei so einer Schule…“
„Ah…Hotelfachschule, das kann sein.“
„Nein! (Zur Info: Hotelfachschüler sind so verrückte Spinner, die sich jeden Abend hacke zu saufen) Hier sind Grundschüler…“
„ ? Was ?“
„…“
„Da bist du ja gaaaaanz falsch!“
„Ach. Neee? Wirklich?!“
„Geh den Berg runter. Ich muss arbeiten, also bis später.“

Die Leute um mich herum schweigen auf einmal. Sie wissen nicht von meinem Problem. Meinem Handy-Problem…denn das glaubt mir nie jemand. Ich kann mit dem Handy aus irgendeinem mir unbekannten Grund nur via Lautsprecher Telefonieren. Das bedeutet: Jeder bekommt das mit.
Also laufe ich so cool wie möglich in irgendeine Richtung. Um dann wieder umzukehren und die andere einzuschlagen.
Mein Handy jammert. Der Akku ist leer. Ich schalte es aus. Irgendwann fällt mir ein, dass ich ja dann keine Uhr habe. Egal. Erst mal den richtigen Weg finden. Ich laufe. Und laufe. Und laufe…bis ich an einen Weg komme.

Und den auch entlang gehe. Aber vorher filme ich noch die Umgebung. Kai kann mir später sicher sagen, wo ich war.
Ich versuche meinen Orientierungssinn zu behalten. Das gelingt mir auch einigermaßen. Fünf Bushaltestellen habe ich schon gesehen. Und jedes mal überlege ich, ob ich mich einfach hinsetzen und nach Hause bringen lassen soll…aber ich gehe weiter. Angetrieben von Anger und dem Drang zu beweisen, dass ich das alleine gefunden habe. Das blöde Häuschen, wo ich mir vor was-weiß-ich-wie-vielen Jahren mal ein Eis gekauft habe…ich kenne den Weg zum Häuschen/Stübchen oder was das auch immer für eine Kneipe ist. Das einzige, was ich vergessen habe, ist der Weg, der zu diesem Weg führt.
Ich bin verloren. Ich bin blind. Ich muss einen halben Meter vor dem Straßenschild stehen bleiben, um zu lesen, was drauf steht. Und auf einmal sehe ich sie, die Hand! Die Hand, die meinen Weg kennzeichnet.

Ich weiß weder, warum sie da steht, noch wohin sie gehört. Aber sie ist mein Lebensretter. Sie steht nämlich am Anfang von dem Weg zum Stübchen. Ich weiß also jetzt wo entlang ich laufen muss. Und ich sehe: Autos! Menschen! Leben! Zivilisation!!
Und auf einmal stehe ich vor dem Stübchen. Ich schleppe mich zum Eingang, laufe durch die Türen im Inneren und Augenpaare starren mich an. Ein Stein fällt mir vom Herzen. Und Kai kommt mir entgegen. Das erste, was ich zu ihm sage ist: Ich bringe dich um. Er freut sich und wir setzen uns an einen Tisch. Am liebsten hätte ich nach DIESEM Weg etwas Hartes, aber ich muss ja noch zurück laufen. Aber ich weiß, wie man zurückkommt. Die (Raub-)Katze findet den Weg immer nach „Hause“…

Als ich Kai das Video zeige, meint er bloß: „Also DEN Busch da hab ich auch noch nie gesehen.“

Ich schalte mein Handy wieder an und sehe, dass fast 1 1/2 Stunden vergangen sind. Ich trinke Cola.
Und nach dem heutigen Tag weiß ich, dass geradeauslaufen nicht immer die beste Lösung ist

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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