Die meiste Zeit bin ich eigentlich zufrieden mit meinem Leben und wie ich es handhabe. Und ich mag das Gefühl, die Kontrolle darüber zu haben, was ich mache, wie ich es mache, was ich wann mit wem mache und was danach kommt. Ich mag die Aussicht auf einen strukturierten Plan und dass alles seine Ordnung hat und das Gefühl, alles im Griff zu haben.
Natürlich läuft diese wunderbare Vorstellung von Struktur nicht immer so, weil das Leben eben nicht so läuft. Besonders, wenn ich auf andere Menschen treffe, die spontaner und chaotischer sind als ich oder mich einfach durch ihr Sein aus der Bahn werfen, weil es sich von dem meinigen unterscheidet.
Aber bisher habe ich das alles eigentlich gut aufgefangen und das Gleichgewicht zwischen den anderen und zwischen mir halten und aus den Unterschieden irgendetwas ziehen können. Ich konnte mir die Freiheit nehmen, wo ich sie gebraucht habe, war geduldiger mit mir in Stresssituationen und habe es auch fertig gebracht, mich da gerne anzupassen, wo es mir möglich und nötig war.
Bis vor ungefähr zwei Monaten…
Ich weiß nicht genau was passiert ist, aber ich vermute, es hängt unter anderem auch damit zusammen, dass ich wie jedes Weihnachten nach C. zu meiner Freundin Lilith gefahren bin. Ich mag Weihnachtsgeschenke, Familienatmosphäre, das gezwungene Zusammensein und die teilweise aufgesetzte Besinnlichkeit einfach nicht, daher fahre ich jedes Jahr um die Zeit zu ihr. Dort zu sein hat zwar mittlerweile auch schon Tradition und ist auch besinnlich, aber eben anders…was Besonderes und etwas, das ich einfach nicht mehr missen möchte. Und die Zeit dort war auch sehr schön. Ich konnte abschalten, andere Dinge sehen und für mich erleben.
Davor hatte ich allerdings eine kleineres Konfliktgespräch mit meinem Freund Master N. Ich habe ihn zwar Monate im Voraus darauf vorbereitet und klar gestellt, dass ich um die Zeit dann eben nicht da bin, …aber als ich dann wirklich wegfahren würde, war das wohl noch mal anders für ihn.
Irgendwie ist mir zu dem Zeitpunkt schlagartig sehr klar geworden, wie unterschiedlich wir da sind. Aber ich befürchte, das wird sich auch nie ändern und wir müssen „nur“ irgendwie lernen damit umzugehen.
Er hat mein Weggehen natürlich akzeptiert und kommt mir auch so immer wieder in meinem Abstandswunsch entgegen bzw. zieht sich auch mal eher zurück, um mir meinen Freiraum zu lassen… Aber mir fällt es immer schwerer, auch noch mit dieser Opferbereitschaft klar zu kommen. In meinem Kopf sitzt nämlich eine Hexe, die mir sagt, dass ich irgendwie nichts in dieser Beziehung mache und sich alles nur um mich und mein Bedürfnis drehen muss. Für diese Hexe kann Master N. natürlich nichts und das letzte, was er wollen würde ist, dass es mir schlecht geht oder ich mich eingeschränkt fühle. Und deshalb geht er auf alle möglichen komischen Regeln ein, die ich aufstelle, ob in meinem Leben oder meiner Beziehung.
Aber das alles ändert irgendwie nichts an der Tatsache, dass ich damit einfach nicht so wirklich umgehen kann. Ich kann das Leid, das er dabei empfindet, nicht nachempfinden bzw. weiß nicht wie schlimm es für ihn wirklich ist und was daran ein „normaler Beziehungskompromiss“ ist, der verkraftbar sein sollte.
Womit ich eben auch nicht klar komme ist, dass mich jemand vermisst und gerne bei sich hätte. Damit kann ich einfach nicht umgehen und ich kann es selbst nur schwer empfinden/zulassen. Darum fühlt sich wohl das Vermissen von anderen wie eine extreme Einschränkung an und sorgt für einen inneren Konflikt bei mir (auch wenn das nicht ihre Absicht ist). Mein Bedürfnis der geliebten Person dann doch irgendwie gerecht zu werden, um niemanden zu verletzen, überwiegt dann nämlich und stellt sich über mein Grundbedürfnis nach Freiheit und Unabhängigkeit.
Und so geht es eigentlich seit etwa zwei Monaten hin und her. Ich finde einfach nicht mehr die ideale Verteilung von Arbeit, Beziehung, Freunden, ich-Zeit und Haushalt/Kochen. Ich nähere mich anderen aus Liebe (was mir im Nachhinein jedoch viel Kraft kostet, die ich gerade nicht habe), ziehe mich dann aber wieder radikal zurück, male vieles wieder schwärzer als ich sollte und suche eigentlich die ganze Zeit nach möglichen Fehlern, um sie in Zukunft vermeiden zu können und suche auch nach den Ursachen, warum das alles auf einmal so kompliziert ist und warum meine Belastbarkeit in allen Bereichen gefühlt so rapide nachgelassen hat. An Planen, egal in welcher Form, ist gerade nicht zu denken, weil mir das meiste, was ich bisher immer so diszipliniert im Griff hatte, gerade wie ein Strick vorkommt. Gefühlt entgleitet mir also alles etwas. Und ich finde einfach nicht die eine Lösung, die mir Erleichterung verschafft…oder zurück in mein relativ geordnetes Leben…
Irgendwas ist einfach anders und ich bin dadurch leichter aus der Bahn zu werfen, labiler und angreifbarer. Und dass ich es nicht mit gewohnten Mitteln (ehrliche Kommunikation, Planung, Struktur, Listen,… ) lösen kann, stört mich massiv…
Liebe Lui, das hört sich ja nicht wirklich gut an. Meine Wünsche für Dich: Du findest den Weg aus dem Irrgarten in dem Du Dich eben befindest und kommst wieder auf „Deinen Weg“! Du schaffst das schon… Ganz liebe Grüße, Siegfried
Lieber Siegfried,
vielen Dank für deine Anteilnahme! Mittlerweile geht es wieder besser, auch wenn es nach wie vor mehr schwankt als ich es gewohnt bin. Aber ich versuche auf mich zu achten und mich vor allem nicht reinzusteigern und mir auch nicht wieder viel mehr zuzumuten, als ein Mensch leisten kann.
Ganz liebe Grüße auch an dich
Lui
Sorry, habe meinen Namen vergessen, sollte nicht Anonym sein! Siegfried
Liebe Lui, schön das es Dir wieder besser geht 🙂 Passe gut auf Dich auf…
Herzliche Grüße Siegfried