Ich habe mal wieder sehr lange nichts von mir hören lassen. Aber es gibt auch nicht wirklich viel Neues in meinem Leben bzw. nichts über das ich schreiben könnte…oder schreiben will? Ich habe mich in dieser Hinsicht sehr verändert. Mein Mitteilungsbedürfnis ist stark zurück gegangen. Einerseits ist das gut, denn das bedeutet, dass mein Leben bis auf den Dauertinitus im Ohr erheblich ruhiger geworden ist, andererseits jedoch finde ich es traurig, dass nichts mehr in meinem Leben so viel Bedeutung hat, dass ich es hier niederschreiben könnte…aber was erlebe ich auch schon? Ich stehe auf, zocke Playstation, gehe arbeiten, zocke Playstation, gehe ins Bett, stehe auf…über was sollte ich da schreiben? Vielleicht, dass ich innerhalb eines Monats, wie ich es ja schon immer geahnt habe, total süchtig nach der Konsole geworden bin? Dass ich hier jetzt auf dem Boden vor meinem Macbook sitze und diese Zeilen schreibe, grenzt an ein Wunder. Vielleicht habe ich das meinem wenigen bisschen Vernunft zu verdanken…auch wenn sie nicht so weit zu reichen scheint, dass ich stattdessen etwas „Sinnvolleres“ mache…
Was hat sich also geändert im letzten Monat? Ach ja, da war ja was…ich habe keine Therapeutin mehr, mein Psychiater stürzt mich von der Klippe der Pillen, lächelt dabei, nickt und verschreibt weiter alles ohne darüber nachzudenken oder ernsthaft am Verlauf meiner Krankheiten interessiert zu sein…
Aber ansonsten? Auch wenn es mir im großen und ganzen gut geht, verachte ich mich nach wie vor zutiefst und bin der Meinung, dass ich alles Negative wohl verdient habe. Ich kann mich einfach nicht akzeptieren…
Der Gedanke meiner Ex-Therapeutin war nun, in die Tiefenpsychologie zu wechseln, da ich ja nun durch ein blödes Missverständnis zwischen uns zwei Jahre Sperre im Bereich Verhaltenstherapie habe. Nur muss ich wieder einen neuen Psychologen finden. Und auch noch in diesem Bereich. Und ich weiß nicht, ob mein Selbsthass ausreichend genug dafür ist. Im Inneren ist der Wunsch zwar da, endlich Frieden zu finden (möglichst lebend), aber andererseits ist da auch eine große Angst…ABER ich WILL es irgendwie wissen! Was ist es in mir, das mich tot sehen will? Was will mir schaden und warum? Warum denkt mein Kopf manchmal Dinge, die mich lähmen? Warum kann ich mir nicht einfach ein Wurstbrötchen schmieren ohne dass mein Kopf mir sagt: „Nein, das solltest du nicht tun. Du machst das Messer dreckig und krümelst und überhaupt kannst du das gar nicht und machst alles falsch und verdient hast du es sowieso nicht.“
Warum kann ich nicht einfach einkaufen gehen, ohne dass sich mein Geist vehement dagegen sträubt das Geld für Lebensmittel auszugeben und einkaufenden Menschen zu begegnen, die das ja alle können und keine Probleme damit haben? Die wissen, was sie kaufen, kochen, essen. Ich nicht. Mir macht diese Verantwortung Angst. Deshalb kauft Mr. Chocolate ein. Und kocht. Und schmiert mir Wurstbrötchen…und ich gebe ihm Essensgeld und bin dankbar. Ich esse nämlich gerne, wenn man es mir vorsetzt…
(Ja, ich bin ein Psycho…nach wie vor. Alle inklusive mir fragen sich, wie ich damals alleine in meiner ersten Wohnung in K. überlebt habe mit Katzenfutter, Toast, Milch und Sekt im Kühlschrank…)
Oh man…
> […] verachte ich mich nach wie vor zutiefst […] Ich kann mich einfach nicht akzeptieren…
Das sind zwei grundverschiedene Dinge! Man kann das Eine ohne das Andere tun und sollte beides nicht miteinander verwechseln! Ist meine Meinung.
Letzteres führt zu Veränderung, bestenfalls zu Verbesserung, es ist die Krise, die eine Chance ist.
Ersteres ist … tja, was? Jedenfalls etwas, das Dein Leben zu begleiten scheint.
Beim erneuten Durchlesen dieses Blogeintrags musste ich wirklich lächeln. Ich weiß, dass mir in dem Moment nicht danach zumute war, aber es scheint gerade so weit weg zu sein. Ich wohne ja wieder seit einem Jahr alleine und habe gerade einen Kühlschrank voll mit selbst gekochter Rinderbrühe, Suppennudeln, sowie Gemüse- und Fleischbeilage. Außerdem taut im Fach darunter meine aus frischen Tomaten selbst gekochte Bolognese auf, von der ich im letzten Monat mehr als 1 Liter gekocht habe. Ich bin wohl doch nicht so ein Loser… : )
Doch ich erkenne (noch) nicht so ganz den Unterschied zwischen der Verachtung und der Nicht-Akzeptanz mir gegenüber…außer dass letzteres harmloser klingt und nicht ganz so absolut. Ist es das, was du meintest?
Es ist jetzt über ein Jahr seit diesem Eintrag vergangen und jetzt, wenn ich so darüber nachdenke und das Geschehene Revue passieren lasse, ist die Verachtung schon ziemlich zurückgegangen im letzten Jahr. Das Alleinewohnen war eine gute Entscheidung. Ich glaube sogar, es hat mir neben meiner neuen Psychologin sehr geholfen, mich überhaupt zu entwickeln und somit besser akzeptieren zu können. Die Verachtung ist aber nach wie vor in mir. In den letzten zwei Wochen war sie auch wieder sehr groß…wobei ich mittlerweile besser damit umzugehen weiß…auch wenn es da noch gewisse Bereiche in meinem Leben gibt, in denen sie mich ziemlich lähmt.
Auf-Vorrat-Kochen finde ich auch immer klasse
> Ich bin wohl doch nicht so ein Loser… : )
cool! Und das aus Deinem Munde 😉
> Unterschied zwischen der Verachtung und der Nicht-Akzeptanz
ja, das Eine ist nicht so absolut wie das andere.
Ich kenne mir liebe Menschen, mit deren Ansichten und Lebensgrundsätzen ich stets auf Kriegsfuß stehe. Ich kann sie in dieser Hinsicht absolut nicht akzeptieren und gegen so vieles in ihrem Leben würde ich vehement ankämpfen, wenn ich das Recht dazu hätte, mich so sehr in andere Leben einzumischen.
Verachten aber würde ich sie niemals, selbst ihre Ansichten nicht, denn sie haben alle ihren Hintergrund, ihr Ursache, die ich nicht zu bewerten habe.
Wenn ich jemanden verachte, sinkt sein Wert für mich gegen Null. Dann ist er mir egal, nicht würdig, meine Aufmerksamkeit zu bekommen oder meine Hoffnung.
Wenn ich jemanden nicht akzeptiere, dann gebe ich mich trotzdem noch mit ihm ab und kämpfe gegen das, was er in meinen Augen falsch macht, möchte ihn verändern und leide, wenn das (natürlich) nicht gelingt.
Wenn Du also schreibst, dass Du dich verachtest (auch noch abgrundtief), so kannst Du Dir vorstellen, wie das auf mich wirkt 🙁
Wenn Du aber schreibst, dass Du Dich nicht akzeptierst, dann denke ich: Hey, die Frau kämpft! Endlich mal jemand, der seine Macken kennt und nicht denkt, er sei König(in) der Welt. Daraus kann was werden!
So unterscheide ich Verachtung und der Nicht-Akzeptanz. Andere haben da vielleicht ein anderes Wortverständnis.
Danke für diese ausführliche Erklärung!
Ich verachte sehr sehr selten andere Menschen. Eigentlich versuche ich das nie zu tun. Das handhabe ich so, seitdem mir mal jemand gesagt hat, dass er niemanden verachten kann, sondern nur das Handeln einer Person, was allerdings wiederum seinen Ursprung in der Person selbst und ihrer Geschichte/Vergangenheit hat.
Es ist merkwürdig, dass ich mich noch nie gefragt habe, warum das auf mich nicht zuzutreffen scheint…und warum ich einfach automatisch schreibe, dass ich mich verachte. Das ist wohl der Punkt: Automatismus.