Stechen, schneiden, reißen – und nette Begegnungen!

Der perfekte Titel, um drei Tage meiner letzten Woche zu beschreiben!
Denn zum einen habe ich diese Tage mehr oder weniger schmerzvoll verbracht und zum anderen habe ich nette und interessante Leute kennen gelernt, die das alles wieder wettgemacht haben… : )

 

Stechen (bzw. punchen) – Mittwoch

Am Mittwoch bin ich das erste Mal in meinem Leben der ScreamQueen begegnet. Wir wollten uns schon seit langem mal treffen, weil wir uns ja nur vom sehen und von unseren Blogs her kannten. Aber irgendwie kam es nie wirklich zu einem Treffen und als ich gelesen habe, dass sie zum Piercer gehen und sich ein Indurstial machen lassen will, da kamen wir irgendwie darauf, gemeinsam dort hin zu gehen und uns umbringen punchen zu lassen. Es war lustig, sich zum ersten Treffen gerade so zu verabreden, aber warum nicht? Ich ließ mir einen klassischen Industrial quer durchs Ohr machen und sie ließ ihn sich senkrecht durchs Ohr jagen, was auch ziemlich cool aussieht.
Ich durfte übrigens anfangen und mir als erste den Knorpel rausstanzen lassen. Ich war vorher noch nie bei einem Piercer gewesen und somit war es das erste Mal in meinem Leben. Besonders aufgeregt war ich allerdings nicht. Ich hatte auch keine Angst vor eventuell bevorstehenden Schmerzen. Es hat letztendlich aber auch gar nicht wirklich wehgetan. Ein bisschen vielleicht, aber nicht übermäßig viel. Übermäßig viel hat es nur geblutet. Und zwar richtig heftig…und vor mir war kein Spiegel. Somit war alles, was ich gemerkt habe nur: topf…tropf…tropf…es hat sich allerdings schlimmer angefühlt, als es wohl aussah. Aber das heftigste war immer noch das kranke Geräusch, das beim Herausstanzen des Knorpels entstand…
Es sieht allerdings wirklich klasse aus und ich muss sagen: das war es mir wert…!
…auch wenn Mr. Right ja mal ganz und GAR NICHT begeistert ist.

Ich (per SMS): Wuhuuu, ich hab Metall am Ohr! Zeig ich dir heute Abend. : )
Er: Du Depp! Ich mach es dir wieder raus!

Das war nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte, aber naja…die Diskussion ist für mich beendet. Er hat gemeint, ich würde mich verunstalten. Ich habe gemeint, dass ich jetzt lebe und Freude daran habe und dass mir die Würmer eh Löcher in die Ohren fressen, wenn ich tot bin. Ein schneidendes Argument wie ich finde! Dennoch gibt er nicht auf, mir den Metallstab schlecht zu reden. Er meint sogar, das sei zum Weinen…
Am späteren Abend bin ich noch ins Gespräch mit dem Kasper aus K. gekommen, der immer mit seiner dämlichen Papiertüte durch die Gegend rennt und Bus fährt. Mr. Edeka hat mir mal gesagt, wie er heißt, aber das fiel mir in dem Moment meiner extremen Redelaune natürlich nicht ein. Er saß in der Reihe neben mir und ich drehte mich somit zu ihm und beschloss darüber zu reden, was mir noch einfiel. Leider war das nur das Wort Hamburg ohne Zusammenhang. Also sah ich ihn an und er mich und ich fragte total direkt: „Kommen Sie aus Hamburg?“ Der Mann sah mich daraufhin total verwundert an und meinte, er käme aus dem Ruhrpott. ‚Okay, falsch gestalkt!’, dachte ich mir. Also weiter! „Ich sehe Sie öfters Bus fahren!“ meinte ich nun mit dem Hintergedanken, dass er mich wahrscheinlich eh schon vom sehen her kennt (wer übersieht so was bunt-schwarzes auch schon!?). Ich wartete gespannt seine Antwort ab. Und seine Antwort lautete: „Ich habe Sie noch nie in meinem Leben gesehen!“ Mein Gedanke: ‚Mist, jetzt kennt er dich, obwohl du ihm vorher noch nie aufgefallen bist…und er denkt bestimmt, du bist eine geistig verwirrte Irre, die auf Papiertüten steht! Zu retten ist da nichts mehr, der Zug ist abgefahren, Journey!…also kannst du dich auch genauso gut vorstellen!’ „Ich bin übrigens …!“ meinte ich und hielt ihm höflich und lächelnd die Hand hin. Doch er sah sie nur skeptisch an, dann mich und dann wieder meine Hand, die nun hoffnungslos zu Boden sink. Damit war das Gespräch für mich beendet. Ich holte meinen Block heraus und fing an zu verarbeiten, was mir gerade wiederfahren war.
Als ich jedoch ausstieg, erlebte ich eine Überraschung. Der Kasper mit der Tüte meinte mit einem Mal total enthusiastisch: „Ich habe gesehen wie schnell Sie schreiben! Das ist ja unglaublich!! Das zeugt von hoher Intelligenz!“ Ich war etwas irritiert und meinte, dass Schreiben auch mein Leben sei. Daraufhin redeten wir über Kunst, meinen Kleidungsstil, meine Zukunft, Psychologie und Fremdwörter. Der Kerl hatte für seine dämliche Tüte echt was im Kopf, glaubte aber nicht, dass ich real war. Er wiederholte ständig: „Das ist ja unglaublich!“ Am Ende wollte er mir Papier zum Schreiben schenken. 500 Blätter! Aber da es schon nach 23 Uhr war und meine Redelaune befriedigt war, lehnte ich dankend ab und meinte, das können wir ja auch ein andermal erledigen! Das Problem ist nur: Er scheint nun zu glauben, dass ich anderes Interesse an ihm habe… -.-

 

Schneiden – Donnerstag

Yeah, ich wurde aufgeschlitzt. Naja, nicht wirklich. Nur ein bisschen operiert. Was es ist, muss ich hier nicht näher erläutern. Toll ist nur, dass ich nach der Narkose (und nach dem Keks, den mir die Krankenschwester hingelegt hat) wieder topfit war, aufgestanden und rumgesprungen bin. Ich mag das…ich vertrage Narkosen irgendwie immer gut (das ist meine dritte gewesen).
Mr. Right habe ich an diesem Tag auch wieder gesehen. Diesmal aber ohne das Püppchen. Was mich beunruhigt hat: Ich bin es gewohnt, dass Mr. Right still ist, wenn das Püppchen dabei ist. Ich bin sogar schon gewöhnt an seine Versuche, vor einer Situation zu flüchten. Aber an diesem Abend ohne sie war er total geistesabwesend und nachdenklich. Das Püppchen scheint nämlich erfahren zu haben, dass ich ihn mit Pseudonym Mr. Right nenne und ist nun im Gefühlschaos. Mr. Right scheint das wohl auch zu sein, allerdings verstehe ich nicht, warum. Und vor allem verstehe ich immer noch nicht, warum er das Risiko eingeht, seine Beziehung zu verlieren, nur um ab und zu mit mir zu reden. So toll kann ich doch gar nicht reden…denke ich zumindest. Was dahintersteckt werde ich wohl nicht erfahren. Vielleicht irgendwann mal. Ich scheine jedenfalls die ausgeglichenste Person in dieser Runde zu sein, was ich so gar nicht gewohnt bin. Normalerweise bin ich die Chaotin und in dieser „Beziehung“ eine verwirrte pathetische Person…
(Edit: das mit Mr. Right hat sich „geklärt“, aber der Blogeintrag dazu folgt noch…)

 

Reißen – Freitag

Ja, das Reißen war schlimmer als die anderen Tage…es wurde mir nämlich meine Zahnspange aus dem Mund gerissen. War nicht sehr angenehm, aber dafür habe ich jetzt so komische glatte Dinger im Mund, die sich Zähne nennen und die ich schon ewig nicht mehr gesehen habe…und wie es der Zufall so will, habe ich an diesem besonderen Tag gleich zwei interessante Leute kennen gelernt…dank dem Regen, der einfach nicht aufgehört hat…
Von meiner letzten Durch-den-Regen-laufen-Aktion habe ich ja meine Kamera, mein Handy und den iPod an die ewigen Jagdgründe verloren und da ich an diesem Tag mein Netbook dabeihatte, war ich was das angeht gleich doppelt skeptisch. Ich habe zwar – schlau wie ich war – alle elektronischen Geräte in eine Plastiktüte gepackt und diese in meine Tasche getan, in der ich obendrauf noch mein neues Oberteil gestopft habe, aber ich hatte dennoch extreme Angst vor den nassen Regentropfen. Also stellte ich mich unter ein Tor und setzte mich dort aufs Mäuerchen. Zwei andere Leute – ein Mann und eine Frau – hatten dieselbe Idee und saßen da auch rum und warteten auf schönes Wetter. Ich rauchte erst mal eine und kam irgendwie mit dem jungen Mann ins Gespräch. Nach ein bisschen Vorstellung gingen wir drei spontan – wir haben uns alle gerade erst kennen gelernt – einen Kaffee trinken. Die Frau war mitte dreißig und sprach deutsch mit französischen Akzent (sie kam aus Paris) und mischte darunter noch englische Vokabeln. Sie hatte anscheinend schon extrem viel erlebt, war Lehrerin an einer Uni, ging auf Festivals, war als Aktivistin in der Zeitung, hatte sich im Suff die Haare rot gefärbt und hatte heilende Hände. Sie war echt nett und wirklich lässig, erzählte von Drogen und einer Gruppe, die frei in der Natur war, Hippies als Vorbilder hatte, vegan aß und wo keiner gezwungen wurde, etwas zu machen. Man lebte sozusagen von geben und nehmen. Der junge Mann und ich hörten der Frau zu und hatten von vielem noch nie was gehört. Er schreibt/schrieb übrigens Gedichte und war echt erstaunt wie viele Seiten mein Blog in Word füllt. Ich erzählte den beiden auch von meinem Plan, der sich nun geändert hat und natürlich auch von meinem Blog und meinem Ziel, Autorin zu werden.
Somit habe ich (vielleicht) zwei neue interessante Leser gefunden. Einfach nur, weil es geregnet hat…solche spontanen Momente liebe ich am Leben… : )

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

«      |      »

Schreibe einen Kommentar