Was ist der Mensch?

Der Mensch ist ein soziales Wesen und ich meine das nicht nur im Sinne von gesellig. Er bemüht sich stets darum, anderen nicht unnötig zu schaden, zuzuhören, zu verstehen, sich einzufühlen, Vertrauen zu gewinnen und Vertauen zu schenken.

Der Mensch strebt nach Informationen, nach Wissen, er ist ein Gehirnwesen und bemüht sich stets darum, seinen Horizont zu erweitern.

Und wie bringe ich diese wunderbaren Erkenntnisse der Anthropologie heute in Einklang? Ganz einfach…ein ganz ganz einfaches Beispiel…

Es beginnt damit, dass jemandem Ungerechtigkeit widerfährt…nein, sogar einer ganzen Gruppe! Es gibt da nämlich gewisse Biologiearbeiten von der 13. Klasse, die in deiner Stufe die Runde machen. Doch das nur unter den Internatsleuten. Du bist zwar nicht in Biologie, aber hörst mit einem Ohr und siehst mit einem Auge, dass das unter dem Tisch geschieht wie bei illegalen Drogen. An deine Sitznachbarin, die ebenfalls in Biologie ist, hat keiner gedacht und sie bekommt keine Kopie davon.
Du bekommst mit, wie auf Anfragen rumgedruckst wird, alle ganz stolz auf ihre Übungsaufgaben sind, keiner was davon abgeben will. Und du denkst daran, dass du auch Informationen hast, die keiner hat. Und dann denkst du weiter und bekommst eine Vision. Du setzt dir in den Kopf, den Lauf der Zukunft verändern zu können und eine transparentere Gesellschaft Klasse zu schaffen, in der keiner dem anderen Informationen vorenthält. In dem jeder die Chance auf relevante Informationen hat. Du willst gegen den Egoismus jener ankämpfen, die sich durch Information, die anderen fehlt, einen Vorteil verschaffen. Du willst Gerechtigkeit! Du willst ein soziales System schaffen und stellst dich, obwohl du panische Angst vor Vorträgen hast, vor deine Klasse und schlägst vor, was du für gerecht hältst: Ein System, das du bereitstellen würdest, um Informationen auszutauschen, die anderen ebenso beim Lernen helfen würden. Denn schließlich wollen alle ein gutes Abi machen, oder etwa nicht? Du würdest dich auch bereiterklären, das ganze zu verwalten, was nicht mal viel Arbeit wäre, wenn alle mitmachen würden. Und dann die Entscheidung: Du fragst, was deine Klasse davon hält. Doch die einzige, die dich für den Vorschlag lobt, ist die Mathelehrerin, die deinem Vortrag gespannt zugehört hat. Der Rest hat kein Interesse an Wissen, will seins nicht teilen. Du bist erschüttert, setzt dich wieder, verstehst, wie sich Julian Assange gefühlt haben muss, als er sein Projekt Wikileaks vor nicht mal fünf Leuten vorgetragen hat und es keinen gejuckt hat. Und du fragst dich, was nur aus der Welt werden soll. Und erzählst deiner Sitznachbarin, die sich mittlerweile die Kopien erbettelt hat und bei deinem Untergang nicht zusehen konnte, dass dein Plan gescheitert ist, es „sozial“ nicht gibt und du regst dich nur noch auf, dass die Menschen solche Egoisten sind.

Und nun frage ich, die Verfechterin der Revolution, des Teilens, des Alles und des Nichts: Warum ist der Mensch so? Warum ist er ein egoistisches Wesen, das sich nicht um andere schert? Verdammt, ich habe ja auch Probleme, mehr sogar, als man mir ansieht, als ich hier schreibe und den Menschen zeige. Aber dennoch setze ich mich für so eine Idee ein, schicke anderen Informationen, gebe ihnen Tipps, Hinweise, helfe bei Problemen, wo ich nur kann. Letztes Jahr bin ich sogar durch die Klasse im Unterricht gelaufen und habe allen Informatik erklärt. Ich war quasi die zweite Lehrerin und wurde dennoch nicht besser bewertet, als jeder andere.
Und ich mache mir vor allem Gedanken um meine Mitmenschen. Um jene, die ich eigentlich gar nicht kenne und um solche, die ich meine, schon 21 Jahre zu kennen. Ich mache mir Sorgen um meine beste Freundin, die mich mit den Worten „kannst du mir ma sagen was das jetzt soll?“ anfährt und jeglichen Versuchen ausweicht, sich irgendwie helfen zu lassen. Okay, ich habe auch ziemlich lange ausgefragt, obwohl sie nicht darüber reden wollte. Aber ich finde, man sollte erst recht Interesse zeigen, wenn jemand so extrem von einer durchaus gefährlichen Problematik ausweicht…was wäre ich denn sonst für eine Freundin?

Versteht das hier bitte nicht falsch, ich will mich hier keineswegs als Messias aufspielen. Ich bin sogar zeitweise recht asozial, wenn man es genau nimmt…und ich erwarte vor allem zu viel von den Mitmenschen. Ich erwarte, dass Interesse zurückkommt. Ein Feedback, einfach nur ein Wort. Und ich bin doch immer wieder erschüttert, wie gutgläubig und naiv ich doch bin. Erwarte ich etwa eine Gegenleistung? Erwarte ich Treue? Erwarte ich Menschen, die sich für mich aufopfern, wie ich es für sie tun würde? Nichts. Ich erwarte vielleicht auch gar nichts mehr. Ein „danke“ und ein Stück Schokolade reichen mir schon. Oder wenn mir einfach jemand zuhört, wenn jemand mich versteht und ich weiß, dass es keiner weiteren Worte bedarf. Wenn jemand nachfragt, Interesse signalisiert. DAS ist für mich schon viel wert…es kommt auch selten genug vor.

Schüler schlagen einem die Tür ins Gesicht. Und wenn du sie ihnen aufhältst, tun sie so, als würdest du da gar nicht stehen und sie stünde einfach so von selbst offen…man kann es manchmal auch wirklich als Metapher sehen…

…und ich frage mich…

was ist das nur für eine Welt?

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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