So dies und das…

Die letzten Tage kam ich nicht wirklich zum Bloggen. Es hat sich aber auch nicht viel geändert. Nur, dass mein Musikgeschmack sich immer mehr in Richtung Country/Schlager entwickelt…gibt’s auch selten: Eine 20-jährige, die einerseits Hardrock, Deutschrock (Ärzte und Hosen), Oldies, 80er, Country und Schlager hört. : D
Aber dazu später…

Gestern war ich nach (wie mir scheint) langer Zeit wieder einmal unterwegs gewesen. Zuerst mit Tati und ihrer besten Freundin Zug fahren nach S. und dann zu Kai in die Kneipe „Eisbär“ neben dem Eisstadion. Da ich mir allerdings unter den vielen Eishockeyfans verloren vorkam und Kai am Arbeiten war und keine Zeit hatte, bin ich dann doch noch mal zu den zwei Mädchen in die Innenstadt. Es gab nur folgendes Problem: Ich wusste nicht, wo ich war.

Also ging ich zurück zur Haltestelle vom Zug und versuchte ausfindig zu machen, wann der nächste kam. Es war dunkel. Das Gleis abgelegen. Und eine seltsame Gestalt lungerte vor dem Fahrplan herum und sah mich an. Ich machte die Musik von meinem iPod leiser, schlich an ihr vorbei und stand vor der Tafel mit dem Plan und tat so, als könne ich das in der Dunkelheit lesen. Dem war aber nicht so und ich holte dann doch mein Handy heraus, damit ich wenigstens das schummrige Licht vom Display hatte. Die Gestalt fing an zu sprechen. Es war eine Frau. Betrunken. Schwäbischer Akzent. „Ssss scheiß Lischt…“
Ich meinte nur: „Ja…“
„Wo mssssen ssie de hin?“
„Innenstadt.“
Sie erklärte mir, dass sie in die andere Richtung nach V. wolle und ich meinte, ich sei aus V., wolle aber jetzt in die Innenstadt von S. Ihr müsst wissen…V. uns S. verbindet eine Zwangsehe. V. ist Baden und S. Schwaben. Dennoch gehört beides zusammen…so als Doppelstadt.

Die Frau erzählte mir freundlicherweise, wie ich in die Innenstadt komme. Die Brücke hoch und irgendwann rechts hoch. Und es würde zehn Minuten dauern, da ich ja so jung und dynamisch sei. Ich bedankte mich bei der betrunkenen Frau und folgte ihren Anweisungen, da das irgendwie logisch klang, was sie sagte. Und betrunkene sagen ja die Wahrheit.

Nun gut…da gibt es auch Ausnahmen.

Ich hatte natürlich dennoch keinen Plan, wohin ich laufe, aber sah, dass es rechts nicht hoch, sondern runter ging. Egal. Ich hielt mich rechts und kam an bekannten Läden vorbei, also war ich noch in S. und lag mit meiner Richtung richtig. Irgendwann fragte ich aber doch noch einmal jemanden: Einen Mann. Der sah mich erst an, als wäre ich eine jugendliche 12-jährige Nutte im Minirock, die kein Funken deutsch sprechen konnte. Konnte ich aber. Und das verwunderte ihn noch mehr. Hochdeutsch und nette Umgangsformen wie „Entschuldigen Sie bitte…“ contra Erscheinungsbild. Aber er war dann trotzdem so nett und erklärte mir nach dem ersten Schreck auch, wo es langgeht. Geradeaus, dann rechts hoch. Ich ging gerade aus und rechts runter. Irgendwie schienen die Schwaben wohl nicht so recht zu wissen wo oben und unten ist, aber das war mir egal.

Und dann, ja dann hatte ich mich verlaufen. Denn nach rechts runter/hoch lief ich etwas zu weit geradeaus. Mein nächstes Opfer war ein Jugendlicher. Den schockte ich irgendwie auch, aber er war so nett und erklärte mir alles ganz genau. „…und dann gehen Sie(!) da Richtung dingens, wie heißt das? Wo Autos fahren in Kreis…äh…ja…Kreisverkehr, man…“ Er gab sich so sehr Mühe mit mir anti-jugendlich zu reden und mich wie eine Autoritätsperson zu behandeln, dass ich wirklich – trotz meiner leichten Antipathie, was junge Leute angeht – gerührt war und mich 1000 Mal bei ihm bedankte.

20 Minuten hatte ich für den Weg gebraucht. Das war gar nicht mal so schlecht, für meine Verhältnisse. Ich tendiere nämlich dazu, mich ständig zu verlaufen. Sogar in meiner eigenen Stadt…

Ich trank dann noch ein Bier mit den Mädchen, rauchte, lachte, hatte einen wunderschönen Abend und dann setzten wir uns um kurz nach 22 Uhr wieder in den Zug nach V. Sie mussten dann noch weiter zu ihrem Dörfchen H. Ich finde es amüsant, dass auf dem Fahrplan von „H. Mitte“ die Rede ist. Ich war zwar nie dort, aber nach den Beschreibungen zu urteilen bestehe H. nur aus Mitte.

 

In V. angekommen rauchten wir noch eine und ich machte mich auf den Weg ins Nest und beschloss, mich zu betrinken. Doch dann traf ich auf Dieter, der nicht sehr erfreut über mich war und hielt mich zurück. Er meinte, er lese nicht mehr meinen Blog. Ich meinte, das sei seine Entscheidung. Ebenfalls betonte er, dass das immer noch Prostitution sei und er süchtig danach war. Aber jetzt sei Schluss, denn so was wolle er nicht mehr lesen. Das ziehe ihn zu sehr runter. Mir war das egal. Das sagte ich natürlich nicht so direkt, sondern formulierte es freundlicher.

Ich meinte dann noch, ich hätte sowieso um die 30 Besucher am Tag. Er meinte, die warten alle nur auf meinen Suizid. Ich meinte, das sei doch etwas weit hergeholt und lachte. Ich lasse mich nicht mehr runterziehen. Pessimistisch bin ich von selbst. Und mir ging es an diesem Abend so gut wie lange nicht mehr. Ich war sehr mitteilungsfreudig, wurde aber in dieser Hinsicht etwas vom Rest der Kneipe gebremst. Ich glaube, diese Fröhlichkeit kam von wenig Schlaf. Das war wie eine Droge…nur dass ich davon mit Sicherheit nicht abhängig wurde. Ich meine, ich schlafe schon verhältnismäßig wenig…aber um zwei ins Bett, um drei einschlafen und um vier wach werden war dann doch etwas zu viel…

Da es im Nest nichts mehr gab außer die Schwester von Jos Schwägerin, die komplett betrunken war, Dieter, den Maserati-Fahrer mit seiner vielleicht Freundin, Teesorte mit ihrem wieder Freund, den sie auf einmal will, nachdem er was mit einer Bedienung hatte, und natürlich habe ich auch Mister gesehen, der immer noch nicht mit mir redet. Aber das war mir egal. Er war sowieso mit irgendeiner Frau da und säuselte ihr Zeug ins Ohr. Er hält es einfach selbst mit sich nicht aus. Und irgendwie kann ich ihn in dem Punkt verstehen, obwohl es mir sehr, sehr selten so geht. Eigentlich geht es mir erst seit Valentinstag so…

Ich zog an dem Abend noch eins weiter ins HK, wo nicht sehr viel los war, ich aber trotzdem bis um zwei geblieben bin. Müde fiel ich dann ins Bett.

Heute Mittag war ich dann am Tag der offenen Tür meiner alten Schule, um zu sehen, wie die Konfliktgeschichte mit dem Flyer geworden ist. Ich wollte erst gar nicht gehen, wurde aber von Mary gezwungen, deren Mutter beim Kuchenverkauf half. Ich besuchte Herrn P., der mir dankbar für alles war und bekam von vielen Lehrern Komplimente. Besonders vom Rektor, dessen Aushängeschild, Paradebeispiel etc. ich ja bin, weil ich von dem Fünfer-Zeugnis der Realschule auf einen Zweier-Schnitt auf der Werkrealschule gekommen bin und nebenher die Schülerzeitung mit Leib und Seele gerettet habe. Außerdem war ich die erste und womöglich auch letzte Person, die jemals in der Geschichte der Schule eine Abschlussrede geschrieben hat.
All die Komplimente von allen Seiten geben mir irgendwie ein seltsames Gefühl…in den letzten Tagen waren das so enorm viele, dass es mich schon wirklich wundert. Es ist so ungewohnt…
Aber immerhin habe ich erstens durch diesen Blog hier und zweitens durch mein Denken und Handeln an meiner alten Schule, durch Kneipengespräche, etc.…irgendwie eine Bestätigung…

Und was mein Herz angeht, das liegt vorerst auf Eis. So, wie es von Anfang an sein sollte. Aber ich habe nun selbst beschlossen, dass es aufs Eis kommt und nicht tagein tagaus darauf rumgetrampelt wird, weil es von anderen aufs Eis gelegt wird.
Liebe…ich frage mich, wann dieses schreckliche Gefühl endlich aufhört zu atmen und mir die Luft zu rauben. Es heißt ja eigentlich: „Wer liebt, lebt nur von Luft und Liebe“. Bei mir ist das anders. Wenn ich an Liebe auch nur denke, fehlt mir die Luft zum Atmen und es passiert so etwas, wie vergangene Woche…komisch…denn Liebe sollte eigentlich ein schönes Gefühl sein. Ich kann mir jedenfalls nichts Schlimmeres vorstellen, als zu lieben. Aber ich bin so masochistisch und gebe trotzdem nicht auf was Kai angeht. Dazu ist der kleine Funken Hoffnung in mir noch zu stark.
Außerdem entsteht große Kunst durch Leid. Und auch, wenn sich das alles hier so traurig anhört, die Leute können sich doch eher damit identifizieren, als mit einem fröhlichen Gedicht von Blümchen und Schmetterlingen. Denn mein Blog mit meinen Gedanken und mit der Art Leid auszudrücken, spricht dann doch eher die Leute an. Und auch wenn das wiederum traurig ist, bin ich doch froh darüber, dass ich nicht alleine bin und nicht jeder so denkt wie Dieter.

Ich bin ja sowieso eher der Meinung, dass alles, was man hier so liest, in der Gesellschaft zu nichts wird. Das bedeutet nicht, dass ich der Meinung bin, dass alle Optimisten auf einmal erkennen sollen, wie schrecklich sinnlos das Leben doch ist. Nein. Das definitiv nicht. Denn genauso wenig, wie niemand das Recht hat, mir einzureden, wie ich zu leben habe, habe ich ebenfalls nicht das recht, jeden mit runter zu ziehen. Ich will nur meine Sichtweise vom Leben darstellen. Und wenn das dazu führt, dass die Leute denken, dass ich nicht mehr ganz dicht bin, weil ich so etwas Negatives in dem ach so harmlosen Blümchen-Internet geschaffen habe, dann ist mir das egal. Es muss ja schließlich nicht jeder so denken wie ich.

Ich bin einfach nur der Meinung, dass Leid in Worten eine Marktlücke ist und dass Herz und Verstand in einer Gesellschaft, in der jeder richtig zu funktionieren hat, einfach untergehen…jedenfalls, wenn sie nicht der Norm gleichen, die die Gesellschaft vorzugeben scheint. Anderes Leid geht nämlich unter. Es ist ein verzwicktes Konzept und manchchmal frage ich mich, ob und wer hier die Fäden in der Hand hat.
Denn irgendetwas muss ja die Masse dazu bringen, einen Zustand des annähernd Perfektseins anzustreben. Irgendwie glaube ich so langsam, dass das noch verstörter macht, als das, was ich hier mache.

Ich bin ja trotz meinem Hass auf alles, was „normal“ sein soll immer noch der Meinung, dass kein Mensch so dumm sein kann, wie die Medien es darstellen. Keiner kann so dumm sein, auch wenn man noch so oft dieselbe scheiße bei social networks liest. Ich denke sogar, dass jeder, absolut jeder hier auf dieser Welt Probleme hat und wenn es nur die irgendwie unterbewusste Frage, nach dem Sinn jeglicher Existenz ist. Aber keiner denkt wirklich darüber nach oder ist sich dessen bewusst, da die Gesellschaft so eine Ausstrahlung hat, dass das nicht so sein soll. Alles hat glücklich zu sein und zu funktionieren wie ein Rädchen im Uhrwerk. Der Unterschied ist nur, dass wenn 100 kaputt gehen oder stehen bleiben, sich die Welt immer noch weiterdreht, bis das nächste kleine Rädchen den Anforderungen, was das Leben angeht, nicht standhalten kann…und alles dreht sich immer weiter…

Die Leute analysieren sich einfach viel zu selten und nehmen die Welt so hin, wie sie ist. MS, mein Pädagogiklehrer, hat also doch recht: Die Welt konstruiert sich nicht von selbst. Nein. Wir sind selbst dran schuld, dass sie so oberflächlich ist und man praktisch kein Individuum mehr erkennen kann. Wir sind doch selbst schuld, wenn nur Mist im TV läuft, dass so etwas wie Gewalt entsteht und dass sich jemand das Leben nimmt.

Fragt sich nur, ob irgendeiner von meinen Lesern weiß, was ich damit meine und ob man aktiv etwas gegensteuern kann.
…und ob überhaupt jemand merkt, dass Leben so wie es hier ist, auf Dauer wirklich nicht mehr schön ist und keinen Sinn gibt.

Negativ ist mein persönlicher Dauerzustand. Positiv eine Ausnahme. Eigentlich sollte es umgekehrt sein…eigentlich sollte ich funktionieren. Will ich aber nicht. Ich will diese Welt /Gesellschaft verstehen. Verstehen, was uns treibt. Und dafür nehme ich das alles hier in Kauf. Wenn es was bringt und ich das am Ende meines Lebens für die gesamte Menschheit in Worte fassen kann, dann nehme ich schlaflose Nächte und Verzweiflung in Kauf…und ich werde nicht eher gehen, bevor ich nicht alles erlebt habe…und deshalb werde ich nicht aufgeben. Auch, wenn ich eine der größten Pessimisten der Weltgeschichte bin und dazu tendiere, ins Rotten Münster zu kommen. Das ist ein freies Land. Ich habe nichts getan. Ich darf meine Meinung äußern. In China wäre ich schon seit über zwei Jahren tot…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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